Inhaltsangabe zu Emelie Schepps „Weißer Schlaf“:
Staatsanwältin Jana Berzelius ist eine Frau mit geheimnisvoller Vergangenheit – und die holt sie auch im zweiten Band dieser Reihe erneut ein. Denn Danilo Peña taucht wieder auf, schlägt sie zusammen und schärft ihr ein, sich besser nicht noch einmal mit ihm einzulassen.
Doch so sehr sich Jana das auch selbst wünschen würde, ihr aktueller Fall lässt es nicht zu. Eine Drogenkurierin wird in einem Zug tot aufgefunden. Das Besondere: Sie ist noch minderjährig, hat die Drogen als verschluckte Kapseln in ihrem Körper transportiert und sie war nicht allein. Die Polizei sucht nach einem weiteren Mädchen, denn es ist in Gefahr. Jana kann die Spuren deuten: Danilo hat offensichtlich seine Finger im Spiel. Und sie weiß: Wenn sie ihn aufhalten will, muss sie es auf eigene Faust tun …
Kritik zu dem Roman „Weißer Schlaf“:
„Weißer Schlaf“ wirft den Leser ohne Vorwarnung in die Welt von Jana Berzelius und ihrer traumatischen Vergangenheit. Der zweite Band der Reihe von Emelie Schepp knüpft, obwohl etwas Zeit vergangen ist, ziemlich direkt an den Vorgänger „Nebelkind“ an und verlangt daher einiges Vorwissen, ohne das sich die Geschichte nur halb so gut erschließt.
Wer das nicht als Nachteil empfindet, findet auch in „Weißer Schlaf“ einen spannenden Thriller mit beklemmender Atmosphäre. Die Story hat einen gewissen Anklang an die Geschehnisse in „Nebelkind“. Waren im ersten Teil noch Kinder die Opfer, werden nun Jugendliche als Drogenkuriere benutzt. Und auch wenn sie sich aus mehr oder weniger freien Stücken für den „Job“ entscheiden, werden sie doch von ihren Auftraggebern missbraucht.
Der markante, knappe Stil, der schon den ersten Band der Reihe auszeichnete, zieht sich auch durch „Weißer Schlaf“. In kurzen Abschnitten erzählt Emelie Schepp aus wechselnden Perspektiven, was der Geschichte eine gewisse Dynamik verleiht und die Handlung schnell vorantreibt.
Die Autorin widmet den Figuren ihres Romans viel Raum, erzählt die bereits in „Nebelkind“ begonnenen Lebensgeschichten weiter und schärft die Charaktere. Leider vergibt sie die Chance, ihre Protagonistin Jana ein wenig menschlicher zu gestalten. Was in ihr aufgrund ihrer grausamen, aber immer noch nicht ganz geklärten Vergangenheit brodelt, schlägt sich weiter in teils schwer nachvollziehbaren und häufig gefühlskalt wirkenden Handlungen Bahn. Kurzum: Mochte man Jana Berzelius schon im ersten Teil nicht, wird sie einem auch hier nicht sonderlich sympathischer. Da sie in „Weißer Schlaf“ aber ein wenig mehr in den Hintergrund rückt, kann man das hinnehmen – es gibt genügend andere, interessant beschriebene und ausreichend konturierte Charaktere im Ermittlerteam, die als Identifikationsfigur taugen.
Mein Fazit zu „Weißer Schlaf“:
Über weite Strecken lässt sich „Weißer Schlaf“ als spannender, flüssig geschriebener Thriller lesen, der in typisch skandinavischer Manier weniger Wert auf exzessive Gewaltdarstellungen legt, sondern eine düstere, irgendwie unbehagliche Atmosphäre schafft. Zwar zeichnet sich Emelie Schepp nicht durch einen besonders markanten oder anspruchsvollen Schreibstil aus, doch lässt sich der Roman leicht lesen und vermag zu unterhalten.
Wer sich am liebsten auf die psychologischen Elemente eines Thrillers konzentriert, mag verzeihen, dass es der Autorin weniger gut gelingt, actionreiche Kampfszenen authentisch und packend zu beschreiben. Diese wirken mitunter wie in einem billigen C-Movie, wo der Bösewicht mal kurz stillhalten muss, damit der Held ihn, laut Script, doch noch besiegen kann. Und dass das Ende des Romans erneut so konstruiert und unglaubwürdig abläuft wie bereits in „Nebelkind“, kostet Emelie Schepp wieder ein paar Sympathiepunkte.
Kurz: Bis Seite 400 bietet der Roman gute und spannende Unterhaltung, dann erfolgt ein absolut unlogischer Showdown und endet in einem erzwungen wirkendem Finale, das offenbar Band 3 die Tür öffnen soll. Ich werde dem dritten Band noch eine Chance geben und hoffe, dass die, langsam nervende, Hintergrundstory endlich beendet wird.
Weißer Schlaf von Emelie Schepp bestellen:
Produktinfos:
Verlag: Blanvalet
Seiten: 448