Inhaltsangabe von Martin Schäubles „Endland“:

In einem abgeschotteten Deutschland bewachen die Soldaten Anton und Noah die Grenze. Während der eine, Anton, ein Anhänger der Regierungspartei „Nationale Alternative“ ist, findet Noah deren Wirken alles andere als richtig. Als Anton ausgewählt wird, als Flüchtling getarnt ein Attentat zu begehen, um die Radikalisierung sowohl der Bevölkerung als auch der Politik weiter voranzutreiben, lernt er Fana kennen. Die hat sich aus Äthiopien auf den Weg gemacht, um in Deutschland eine Perspektive zu haben. Gegen aller Vernunft freundet sich Anton mit Fana an – und muss sich entscheiden, ob er seinen Auftrag wirklich durchführen kann.

Kritik zu „Endland“ von Martin Schäuble:

Endland von Martin SchäubleIn einem recht schmalen Format von rund 200 Seiten hat Martin Schäuble eine Story untergebracht, die zwar einerseits eine klassische Dystopie ist, andererseits zum Teil bereits von der Wirklichkeit überholt wurde. Denn einen Soldaten, der sich als Flüchtling ausgab, hat es bereits gegeben; und nationale Kräfte sind leider näher denn je am Bundestag.

Dennoch sind dies Themen, die mehr Raum bräuchten, auch im Jugendbuch, denn als solches ist „Endland“ angelegt. Der Roman ist zweifellos spannend, leicht zu lesen, und vermittelt eine gute Botschaft; macht es sich zuweilen aber auch etwas zu einfach. Es ist klar, wer hier gut und wer böse ist, Martin Schäuble stößt die jungen Leser geradezu mit der Brechstange darauf. Das ist schade, denn es nimmt ihnen ein wenig die Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen und tiefer darüber nachzudenken. „Endland“ ist nicht „Die Welle“, es erlaubt nicht das gleiche Gedankenexperiment. Die Frage, ob und wie man teilhaben würde an diesem neuen Deutschland, sie stellt sich nur bedingt bei diesem kurzen Handlungsbogen.

Dabei erzählt Martin Schäuble keineswegs unspannend. Im Gegenteil, in flüssiger Sprache, schnell und leicht zu lesen, kommt die aus wechselnder Perspektive berichtete Story gut in Fahrt. Sie ist nur eben auch leider schnell wieder vorbei. Schwerer wiegt, dass Martin Schäuble seinen Charakteren nicht genügend Raum bietet, sich zu entfalten und dem Leser näher zu kommen. Zweifellos hat der Autor äußerst gründlich recherchiert, kennt sich aus mit der rechten Szene und kann gut darlegen, warum Äthiopiern Deutschland wie das gelobte Land erscheinen muss. Die Figur des Flüchtlingsmädchens Fana ist ihm darum auch besonders gut gelungen. Der Leser erfährt vieles über ihr Leben in Äthiopien (und die dortigen Zustände), was Fana sehr sympathisch macht,  während Antons Beweggründe und Motive doch sehr vereinfacht dargestellt werden. Auch Noah bleibt insgesamt eher blass in „Endland“.

Mein Fazit zu dem Roman „Endland“:

Martin Schäuble hat einen Thriller für Jugendliche geschrieben, eine packende Dystopie, die den schalen Geschmack des allzu Realistischen in sich trägt. Leider ist sein Roman etwas zu kurz, um einen langen Nachhall zu hinterlassen. Wenn ich bei vielen Büchern eher eine straffere Erzählweise bevorzuge, hier hätte ich mir gut 100 Seiten mehr gewünscht, um den Charakteren Anton und Noah mehr Tiefe zu geben. Aber trotz der kleinen, angesprochenen Mängel, kann ich den durchaus spannenden Roman jugendlichen Lesern ab 14 Jahren nur empfehlen.

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