Um was geht es in „Gwendys Wunschkasten“ von Stephen King / Richard Chizmar:

Wer Castle Rock kennt, wundert sich nicht, wenn in dem fiktiven Städtchen in Main etwas Ungewöhnliches passiert. Man fragt nicht viel. Als die zwölfjährige Gwendy eines Tages von dem geheimnisvollen Mr. Farry einen Kasten geschenkt bekommt, der angeblich Wünsche erfüllen kann, macht das Mädchen also, was man in Castle Rock eben macht (kleine Anspielung auf Needful Things ;-) ): Sie nimmt den Kasten an. Denn tatsächlich hat Gwendy einen Wunsch. Sie möchte endlich nicht mehr dick sein. Der Kasten kann ihr dabei helfen, Gwendy wird schlank. Und wie erwartet wird sie dadurch auch beliebt, ihr ganzes Leben verändert sich zum positiven, ihr Traum erfüllt sich. Doch was man bei Wundern gerne verdrängt, weiß auch Gwendy: Ein solches Geschenk hat immer einen Preis …

Gwendys Wunschkasten von Stephen King / Richard ChizmarAuf gerade einmal gut 120 Seiten entführen uns Altmeister Stephen King und sein Co-Autor Richard Chizmar zurück in eine der gebeutelsten Städte der King’schen Welt. Wahrscheinlich lebt es sich nur in Derry noch schlechter, dem Ort, an dem immerhin das Monster „Es“ sein Unwesen treibt. Doch auch in Castle Rock ist es gerne einmal unheimlich. „Gwendys Wunschkasten“ führt uns zurück in die Vergangenheit, in die 1970er Jahre. Chronologisch gesehen spielt der Roman somit noch vor „Cujo“, weshalb hier auch noch ein quicklebendiger Sheriff Bannermann erwähnt wird. Es ist eine dieser typischen Reverenzen, die King hier seinen Fans und seinem eigenen Werk macht.

„Gwendys Wunschkasten“ ist eine universelle Geschichte mit einer sehr alten Frage: Was würde ICH tun, wenn ich die Macht hätte, meine Wünsche zu erfüllen? Wer könnte so lange wie Gwendy der Versuchung widerstehen, alle Schalter zu drücken statt nur den einen Hebel zu ziehen, der ihren speziellen Traum wahr werden lässt? In Wahrheit geht es in „Gwendys Wunschkasten“ aber nicht nur darum. Wie so viele Geschichten von Stephen King geht es eigentlich ums Erwachsenwerden, um den schwierigen Übergang von der Kindheit in ein neues, unbekanntes Terrain – davor kann man sich durchaus fürchten, auch ohne Monster.

Monströs ist hier eher, was der geheimnisvolle Kasten mit Gwendy macht. Denn sie weiß, dass er sie beherrscht. Sie ist, was sie sein wollte, nur durch dieses Wunder. Wo also wäre sie ohne den Kasten, und wer wäre sie? Unaufgeregt, größtenteils sehr ruhig verläuft „Gwendys Wunschkasten“; nur einmal stellt Stephen King dem Leser ein Bein und lässt die Brutalität hinter der Fassade von Castle Rock Realität werden.

Mein Fazit zu dem Roman „Gwendys Wunschkasten“:

Stephen King erzählt gern, dass manche seiner Geschichten erst reifen mussten, und manche vollendet er nie. Als er mit „Gwendys Wunschkasten“ nicht weiterkam, holte er sich Hilfe in Gestalt seines Co-Autors Richard Chizmar. Eine gute Entscheidung, denn auch wenn es nur eine kurze Novelle ist, so führt sie den King-Fan in eine bekannte Welt zurück. Allein darum lohnt sich „Gwendys Wunschkasten“. Einsteiger in die Welt von Stephen King erwartet eine kurze, aber gut geschriebene Story, die auch in jedem anderen Ort hätte spielen können – für Fans ist sie sowieso ein Must-have. Einen Wermutstropfen gibt es aber: Die englischsprachige Originalausgabe, Gwendy’s Button Box“, hat 176 Seiten. Die Differenz liegt an den fehlenden Illustrationen, die in der englischen Ausgabe zu finden sind. Und das ist sehr schade, ich hätte mir die Illustrationen auch in meiner Ausgabe gewünscht.  Lieber Heyne Verlag, bitte nachbessern.

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Produktinfos:

Verlag: Heyne

Seiten: 128

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