Inhaltsangabe von Matthew Reillys „Das Turnier“:
England im Jahr 1546: Das Leben von König Heinrich VIII. geht seinem Ende zu, wodurch um die Thronfolge ein heftiger Kampf entbrannt ist. Die erst 13-jährige Elisabeth steht in der Rangfolge hinten an, da zunächst ihre Geschwister Mary und Edward erbberechtigt sind. Als zudem noch die Pest ausbricht und der schwarze Tod das Königreich bedroht, kommt Roger Ascham, dem Lehrer der jungen Prinzessin, eine Einladung des osmanischen Sultans Süleyman gerade recht. Dieser will ein Schachturnier ausrichten, in dem sich die besten Spieler Europas messen.
Ascham erhält den Auftrag, den englischen Vertreter zu begleiten. Roger hat die Idee, Elisabeth mit auf diese Reise zu nehmen. Zum einen wäre sie nicht der Bedrohung durch die Pest ausgeliefert, zum anderen wäre es eine gute Gelegenheit für Roger, ihre Ausbildung weiter voranzutreiben. Zögerlich stimmt König Heinrich zu. Begleitet wird Elisabeth von ihrer Freundin Elsie. Kurz nach ihrer Ankunft im Osmanischen Reich wird ein Kardinal brutal ermordet. Als sich kurz darauf weitere Todesfälle ereignen, sind die kriminalistischen Fähigkeiten von Roger Ascham und Elisabeth gefordert.
Kritik „Das Turnier“ von Matthew Reilly:
Wer bisher einen Roman des australischen Schriftstellers Matthew Reilly zur Hand genommen hat, wusste, was ihn erwartet: Action, Action und nochmals Action. Zuletzt stellte Reilly seine Vorliebe für spektakuläre Thriller in seiner Jurassic-Park-Hommage „Der große Zoo von China“ unter Beweis. Jetzt erschien im Festa-Verlag der Roman „Das Turnier“, der vollkommen aus der Art schlägt. In „Das Turnier“ kombiniert Matthew Reilly Elemente der klassischen Sherlock-Holmes-Storys mit gut recherchierten historischen Elementen. Als inspirierendes Vorbild nahm er sich für diesen Roman Umberto Eco’s Meisterwerk „Der Name der Rose“ vor.
Auch wenn die Aufmachung des Romans unweigerlich an seine früheren Werke erinnert (jedes Kapitel wird durch Karten oder andere Abbildungen eingeleitet) ist „Das Turnier“ inhaltlich und stilistisch vollkommen anders. Ruhig, beinahe gemächlich lässt Matthew Reilly im ersten Drittel des Romans den Leser an der Reise von Roger Ascham und seiner Schülerin Elisabeth Tudor ins Osmanische Reich teilhaben. Action gibt es hier überhaupt nicht. Leider hält sich zudem die Spannung ebenfalls in Grenzen. Fast scheint es, als wolle sich der Australier mit diesem Werk als anspruchsvoller Literat etablieren. Ein Höhepunkt dieser Seiten ist im wahrsten Sinne des Wortes nur die Szene, in der Elisabeth beobachtet, wie sich ihre Freundin Elsie mit zwei fremden Männern vergnügt.
Mit der Ankunft im fernen Osten und dem ersten Mord kommt dann doch etwas mehr Spannung auf, wobei Matthew Reilly den Fokus weiter auf den erzählenden Charakter und die Bedeutung des Schachspiels legt. Ein großer Pluspunkt von „Das Turnier“ ist die unverbrauchte Art Elisabeths, die als Ich-Erzählerin fungiert und dabei auch einen späteren Herrscher wie Iwan den Schrecklichen in seine Schranken weist. Überhaupt ist das Auftauchen zahlreicher bekannter Persönlichkeiten der Epoche das Salz in dieser Geschichte, die von Seite zu Seite schmackhafter wird.
Mein Fazit zu dem Roman „Das Turnier“:
Es bleibt die Erkenntnis, dass Matthew Reilly deutlich mehr kann, als eine spektakuläre Actionszene an die andere zu reihen. Böse Zungen könnten behaupten, dass er in „Das Turnier“ zum ersten Mal überhaupt eine richtige Geschichte erzählt. Zumindest ist „Das Turnier“ der erste Roman Reilly’s, der auch höheren literarischen Ansprüchen gerecht wird. Die kriminalistischen Ränkespiele zwischen Politik, Macht und Schach fesseln den Leser, wenn man dann die ersten nicht so spannenden Seiten überstanden hat. Auch wenn viele seiner Fans sicher den Action-Reilly mögen, darf der Australier gerne wieder einen Ausflug in diese Art der Literatur vornehmen.
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