„Familienkrieg“ ist der Titel vom fünften Band der Comic-Reihe „Lazarus“ von Greg Rucka (Autor), Michael Lark (Zeichnungen) und Santi Arcas (Colorierung). Weil die Serie aufeinander aufbaut, ist dieser Band nicht zum Einstieg geeignet. Eine Rezension zum ersten Band „Die Macht der Familien“ und eine Übersicht der einzelnen Titel findet ihr hier.
Um was geht es in „Lazarus 5: Familienkrieg“?
Der Krieg der Familien ist in vollem Gange – und auf ihren Lazarus Forever, genannt Eve, können die Carlyles kaum noch vertrauen. Deren Loyalität ist fragwürdig geworden, darum entschließt sich ihre Schwester Johanna zu einem gewagten Schritt: Um Forever zurückzugewinnen, verrät sie ihr das am besten gehütete Geheimnis der Familie. Die Erkenntnisse sind niederschmetternd für Eve, obwohl sie einiges bereits ahnte.
Eve erfährt nicht nur bedrückende Details über sich selbst. Sie muss zudem erkennen, dass die Familie schon lange einen Plan für ihr mögliches Scheitern hat: Einen „frischen“ Lazarus, ein neues Kind, das gerade heranwächst und für ihre zukünftige Rolle ausgebildet wird.
Nachdem die dystopische Geschichte im fünften Band nun schon so weit vorangeschritten ist, bedeutet „Familienkrieg“ einen noch deutlicheren Fokus auf Eve und ihre Gefühle. Schon im ersten Teil der Reihe deutete sich an, dass Forever nicht alle Entscheidungen der Familie wirklich nachvollziehen kann, und ihre Zweifel verstärkten sich im Laufe der Comic-Reihe nur noch. Der Einfluss ihrer Schwester Jo auf sie ist derweil nur noch größer geworden, seit diese für die Familie spricht. Doch gerade Johanna, bisher so intrigant und machthungrig, verändert sich in „Familienkrieg“ plötzlich völlig überraschend. Ob dieser Sinneswandel anhält? Eve befindet sich in einem tiefen, emotionalen Konflikt, den Greg Rucka nachvollziehbar und eindrücklich schildert.
Die sehr gut herausgearbeiteten Charaktere sind nur einer der Gründe, warum die „Lazarus“-Reihe für mich zu den interessantesten Graphic Novels der letzten Jahre zählt. Greg Rucka hat eine komplexe und äußerst intelligent konstruierte Geschichte kreiert, die sich in diesem Band von äußeren wieder den inneren Konflikten zuwendet. Freuen wird das vor allem jene Leser, denen der vierte Band allzu kriegslastig war – wobei die ungeschminkte Darstellung der Grausamkeiten aller Familien stets ein Teil der Story und damit auch der fabelhaften Zeichnungen von Michael Lark war. Es gehört zu der Faszination von „Lazarus“, dass sich Greg Rucka in jedem Band einem anderen Aspekt seiner Erzählung widmet. Ganz ohne Kampf geht es natürlich auch in Band 5 nicht ab – im Gegenteil. Unter anderem steht eine Auseinandersetzung mit dem gewaltigen russischen Lazarus an. Familie und Politik vermischen sich in „Familienkrieg“ vielleicht mehr als in den Vorgängern, ohne dass die Geschichte an Spannung und Kraft verliert.
Gewohnt ausdrucksstark und nach wie vor auf hohem grafischem Niveau sind die Panels von Michael Lark. Die Farbgebung bleibt so düster wie die Atmosphäre der Geschichte, die Zeichnungen sind weiterhin gekonnt kontrastreich und spannend inszeniert.
Mein Fazit zu dem Comic „Familienkrieg“:
Obwohl „Familienkrieg“ für Eve und die Leser einige Fragen beantwortet, so wirft der fünfte Teil der Comic-Reihe doch auch wieder neue auf. Die gemeinen Cliffhanger am Ende jedes Bandes kennen Fans der Serie schon. Neueinsteiger sollten unbedingt mit dem ersten Teil beginnen, denn trotz der durchaus nützlichen Charakter-Übersicht ist „Lazarus“ insgesamt keine Graphic Novel, mit der man an einer beliebigen Stelle anfangen kann. Trotz seines Status als Indie-Comic ist „Lazarus“ längst kein Geheimtipp mehr. Und das ist gut so, was „Familienkrieg“ mit seiner hervorragenden Qualität erneut beweist.
Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.
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Produktinfos:
Verlag: Splitter
Format: ca. 28 cm x 20 cm
Seiten: 144
Bei Amazon erhältlich als: Buch