Folgende Besprechung bezieht sich auf die Graphic Novel „Jack the Ripper“ von François Debois (Autor) und Jean-Charles Poupard (Zeichnungen).Die gebundene Ausgabe vom Splitter-Verlag hat eine sehr hochwertige Aufmachung in einem festen Einband, gute Papierqualität und die stolzen Maßen von 32 cm x 23 cm.

Um was geht es im Comic „Jack the Ripper“ von François Debois?

Jack the Ripper von François DeboisLondon, 1889. Die schrecklichen Ereignisse rund um den Serienmörder Jack the Ripper scheinen Geschichte – da hört Inspektor Frederick Abberline, zuständig für den Bezirk Whitechapel, beunruhigende Neuigkeiten. Es geschehen weitere Morde und auch aus Paris werden Morde gemeldet, die den scheußlichen Taten des Rippers ähneln. Der wurde schließlich nie gefasst. Abberline reist nach Paris, um der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei deckt der Inspektor ein gewaltiges Komplott auf, lernt dabei die Hypnose kennen und erfährt ein grauenhaftes Geheimnis …

Jack the Ripper hat auch weit über einhundert Jahre nach seinen Morden nichts an Faszination verloren. Zahlreiche Sachbücher und Romane wurden über ihn verfasst, auch Comic-Versionen hat es gegeben. Wohl ebenso viele Theorien wurden aufgestellt, um wen es sich bei Jack the Ripper tatsächlich gehandelt haben könnte. Autor Francois Debois nimmt sich des also sattsam bekannten Themas an und überrascht dabei mit einem völlig neuen Ansatz. Von dem, was an historischen Fakten bekannt ist, verwendet der Autor nur das Nötigste für diese Graphic Novel und kreiert darüber hinaus eine äußerst faszinierende, gegen Ende aber nicht mehr ganz so glaubwürdige Geschichte. Darin spielt die damals noch neue Hypnose eine tragende Rolle, die von Ärzten als mögliches Heilmittel gegen die seinerzeit häufig diagnostizierte Hysterie erforscht wird.

Szene aus Jack the Ripper von Francois Debois

 

Grafisch umgesetzt hat den Comic Jean-Charles Poupard. Düstere, stimmungsvolle Panels fangen ein Oliver-Twist-London ein: Schmutzig, derb und rau und trotzdem auf eine seltsame Weise anziehend. Poupards Zeichnungen in den teilweise üppigen Panels erschaffen eine gruselige Londoner Atmosphäre, die einen erstaunlichen Kontrast bietet zum hell colorierten, amüsanten Paris. „Jack the Ripper“ ist in dieser Comic-Version eine gelungene Symbiose einer spannungsgeladenen Handlung mit handwerklich hervorragend umgesetzten Zeichnungen. Jean-Charles Poupard hat sich für das Werk vielfältig (unter anderem von dem in den USA spielenden Film Gangs of New York) inspirieren lassen, um sein Setting authentisch wirken zu lassen. „Jack the Ripper“ ist sein Comic-Debut und möglicherweise noch nicht vollkommen rund; gerade bei der ein oder anderen Perspektive ist noch Luft nach oben – dennoch ist der Band ein vielversprechender Beginn.

Der Comic Jack the Ripper

Die gut durchdachte Story wirkt zwar etwas märchenhaft, wenn sie sich näher mit der Hypnose beschäftigt, das trübt den insgesamt guten Gesamteindruck jedoch nur wenig. Francois Debois entwickelt einen dramatischen Plot und setzt darin spannende Charaktere in Szene, allen voran Inspektor Abberline. Dieser muss erkennen, dass er selbst ein Teil einer großen Verschwörung um Jack the Ripper ist. Wie sich die ganze Geschichte dann auflöst, ist allerdings etwas hanebüchen. Tatsächlich muss man sich auf diese recht kreative Variante der Ripper-Darstellung einlassen, um die Graphic Novel in ihrer Gesamtheit zu genießen. Hier geht es nicht um historische Korrektheit oder darum, einen uralten Fall zu lösen; es geht um reine Fiktion.

Graphic Novel - Jack the Ripper

Mein Fazit zur Graphic Novel „Jack the Ripper“:

Auch wenn die Auflösung, die Debois dem Leser anbietet, vielleicht eine Spur zu surreal ist, unterhaltsam ist der Comic in jedem Fall. „Jack the Ripper“ ist in dieser Comic-Variante als eine Art Gothic Krimi umgesetzt, ein bisschen wie eine Hochglanz-Version eines Heftromans – nur grafisch und storytechnisch auf einem weitaus höheren Niveau.

Als Graphic Novel mit diesem Thema muss sich das Werk unweigerlich mit „From Hell“ von Alan Moore messen lassen. Der preisgekrönte Band gilt als meisterhafte Umsetzung des historischenStoffs in Comic-Form. Doch der Vergleich ist unnötig – François Debois und Jean-Charles Poupard verwenden einen anderen Ansatz, einen anderen Stil und kreieren eine eigenständige Idee. Die Umsetzung ergibt, wenn vielleicht auch kein Meisterwerk, so doch ein äußerst interessantes Comic, dessen Rezeption sich nicht nur für all jene lohnt, die Jack the Ripper auch heute noch fasziniert.

Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.

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Jack the Ripper von François DeboisJack the Ripper

  • François Debois
  • Verlag: Splitter
  • 112 Seiten
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