Der hier besprochene Comic „Schatten der Shinobi“ von Sylvain Runberg (Autor) und Xu Zhifeng (Illustrator) erschien am 22. Januar 2018.

Worum geht es in der Graphic Novel „Schatten der Shinobi“?

Schatten der Shinobi von Sylvain RunbergJapans Kaiserin Hiroyo hat in Shogun Ashikaga einen mächtigen Widersacher. Die bei ihrem Volk verhasste Herrscherin weiß, dass er der einzige ist, der den kaiserlichen Armeen standhalten kann. Für die Fürsten des feudalen Kaiserreichs ist die politische Situation heikel, das Land steht vor dem Bürgerkrieg. Während die lokalen Befehlshaber noch darüber nachdenken, wessen Sache mehr Erfolg verspricht, kommen die Shinobis zum Einsatz. Diese sagenumwobenen Ninja-Krieger sind legendäre Assassinen, die das Gleichgewicht der Kräfte wieder herstellen sollen. Einer der mächtigsten Shinobi-Clans ist der von Hideyoshi und seinen drei Kindern – diese Familie umgibt ein besonderes Geheimnis.

In „Schatten der Shinobi“ trifft Manga auf franko-belgische Comic-Kunst. Dabei entsteht ein ansprechender Mix, der all jene begeistern wird, die sich für das mittelalterliche Japan inklusive Shogune, Ronin und eben Ninjas interessieren. Autor Sylvain Runberg mutet dem Leser aber keine Geschichtsstunde zu. Wenngleich die Story Anklänge an einige historische Details aufweist (so hat es beispielsweise tatsächlich ein Ashikaga-Shogunat gegeben), ist „Schatten der Shinobi“ doch in erster Linie Fiktion – und zwar mit einem deutlichen Anteil an Fantasy.

Szene aus dem Comic Schatten der Shinobi

Denn Sylvain Runberg bedient sich reichlich in der asiatischen Mythologie. Einige der Ninja-Kämpfer sind Rokurokubi: Das sind monströse Wesen der japanischen Volksmärchen, die den Vampiren ähneln. Ihre Eigenart, sich die Hälse nach Belieben verlängern zu können, mag für die in Spionagetechniken ausgebildeten Shinobi ein Vorteil sein; ihr Auftreten als verführerische Frauen sorgt jedenfalls für einen erotischen Touch. Illustratorisch umgesetzt hat die Graphic Novel der chinesische Zeichner Xu Zhifeng. Seine farbenprächtigen Panels, für deren Coloration er gleichzeitig verantwortlich ist, scheinen an manchen Stellen dem Japonismus nacheifern zu wollen. Gleichzeitig erinnert die gesamte Machart des Werkes durch den Einsatz typischer Elemente an den franko-belgischen Comic – eine interessante und spannende Kombination. Es ist der erste französische Comic des Künstlers Xu Zhifeng, eine ernsthafte Arbeit, deren Optik bisweilen an einen Animationsfilm erinnert.

Die Graphic Novel Schatten der Shinobi

Der Story des zweiteiligen Bandes zu folgen, ist nicht immer ganz einfach. Die Machart ist durch zahlreiche Szenenwechsel gekennzeichnet, was mitunter verwirrend wirkt. Zudem treten viele Personen und Gruppierungen auf, für deren Namen, Charakterisierungen und Motive man Aufmerksamkeit benötigt, will man nicht die Geschichte im Gesamtkontext aus den Augen verlieren. Der Plot ist vielschichtig und mitunter kompliziert, dabei stellenweise überraschend. Sylvain Runberg hat bereits Erfahrungen dabei, fantastische Settings in einen historischen Kontext zu setzen; unter anderem mit „Hammerfall“ hat er diesbezügliche Qualitäten bewiesen. Auch „Schatten der Shinobi“ kann insgesamt überzeugen – ist der erste Teil des Doppelbandes aufgrund der Komplexität noch stellenweise zäh, wird die Geschichte im zweiten Teil dann runder und flüssiger erzählt.

Der Comic Schatten der Shinobi

Mein Fazit zum Comic „Schatten der Shinobi“:

Ninja, Shogune, Samurai und ein drohender Bürgerkrieg: Der Comic bringt eine komplexe Story, die sich dennoch spannend liest und einfach schön anzuschauen ist. Wer Darstellungen des japanischen Mittelalters mag, wird den Comic lieben – Interesse an asiatischer Mythologie vorausgesetzt. Auch die Köpfe fliegen reichlich in „Schatten der Shinobi“. Die Graphic Novel ist ein reizvolles Lesevergnügen für alle, die Gewalt und auch erotische Anklänge im Comic mögen. Die starken Fantasy-Elemente öffnen den Band dabei für Leser, denen es mehr um Unterhaltung und weniger um historisch korrekte Darstellungen geht. Insgesamt ein gelungener Mix von europäischem Comic mit asiatischem Einschlag. Und die Qualität des Bandes aus dem Hause Splitter ist wieder mal über jede Kritik erhaben. Großformatig und mit einem hochwertigen Einband verfügt die Geschichte auch über ein schönes Äußeres.

Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.

Die Graphic Novel Schatten der Shinobi bestellen:

Produktinfos:

Verlag: Splitter

Format: ca. 32 cm x 23 cm

Seiten: 112

Bei Amazon erhältlich als: Buch