Der zweite Band der Lady Mechanika-Reihe von Joe Benitez hat den Titel „An Bord der Helio-Arx“. Aber eigentlich ist das etwas irreführend. Tatsächlich wird im ersten Teil des Buches die Geschichte aus Teil 1, „Das Geheimnis der mechanischen Leiche“, abgeschlossen und in der zweiten Hälfte wird eine neue, „Die Schicksalstafel“, erzählt.
Um was geht es im zweiten Comic-Band von Lady Mechanika?
Mit „Lady Mechanika: Das Geheimnis der mechanischen Leiche 2“ führt Joe Benitez die einführende Geschichte um seine halb-mechanische Heldin fort. Nachdem sie im ersten Teil des Comics Hinweise auf ihre Erschaffung suchte und ihre Spuren sie zu einem Zirkus führten, wird Lady Mechanika die Zigeuner dort nun nicht mehr los. Gitano und seine Truppe wollen selbst versuchen, etwas über den Verbleib seiner Tochter Seraphina herauszufinden – der ebenfalls zum Teil mechanischen Frau, welche die Lady im ersten Teil gefunden hatte. Zwar glaubt sie, dass diese tot sei, doch Gitano denkt, dass sie noch zu retten sei. So stellt sich eine ungewöhnliche Truppe Lord Blackpool und Commander Winter in den Weg …
Der zweite Teil der Graphic Novel um die mechanische Privatdetektivin in einer Steampunk-Version des viktorianischen Englands führt die losen Fäden zusammen, mit denen Joe Benitez seine Leser im ersten Band zurückließ. Mit den unkonventionellen Zirkusleuten nimmt die Geschichte einiges an Fahrt auf, auch das erneute Auftreten von Mr. Lewis. Und besonders seiner kleinen Tochter, die anfängt sich wie die Lady zu kleiden, aber partout nicht glauben will, dass es sich bei der Bekannten ihres Vaters um die echte Mechanika handelt – ein kleiner, aber sympatischer Running-Gag.
Überhaupt fokussiert „Lady Mechanika: Das Geheimnis der mechanischen Leiche 2“ nach der etwas konfusen Einführung im ersten Band deutlich mehr auf Charaktere und Motivationen. Es sind jedoch vorrangig die Nebendarsteller, die hier überzeugen. Zum Beispiel der geheimnisvolle Cain, das Gesicht hinter einer Art Gasmaske versteckt. Dessen planerische Weitsicht ist zwar noch mysteriös, aber die Figur ist eindeutig erschaffen, um auch in zukünftigen Bänden aufzutauchen. Mechanika selbst hingegen kann in diesem Teil kaum an Tiefgang gewinnen. Ihre Figur wird eher bestimmt von denen um sie herum, beispielsweise Mr. Lewis, der am Ende der Geschichte offenbar eine folgenschwere Entscheidung trifft – eine, die der Lady sicher nicht gefallen wird. Ganz auserzählt erscheint die Geschichte nicht, sie hinterlässt den einen oder anderen Leser vielleicht ein wenig unbefriedigt. Für den starken Anfang ist der Plot etwas zu schnell beendet worden.
Zeichnerisch kann Joe Benitez die hohe Qualität des ersten Bandes absolut halten. Üppig und farbenprächtig sind seine Panels, und obwohl er die gängigen Formate immer noch gerne sprengt, ist es wesentlich leichter, Teil 2 von „Das Geheimnis der mechanischen Leiche“ zu folgen. An Detailreichtum ist die Graphic Novel kaum zu überbieten. Die Zeichnungen tragen der Dynamik der Story Rechnung. Anatomisch gesehen, könnte Joe Benitez sicher noch etwas Nachhilfe gebrauchen – doch gestatten wir ihm im Gesamtkontext die künstlerische Freiheit zu, mit Hälsen, Taillen und Gliedmaßen zusätzlich die Unnatürlichkeit mancher Figuren zu betonen.
Mein Fazit zu „Lady Mechanika“ von Joe Benitez:
„Das Geheimnis der mechanischen Leiche 2“ ist nicht nur das Ende der Einführung rund um die faszinierende Figur Lady Mechanika, die Graphic Novel stellt gleichzeitig den Übergang dar zur nächsten Geschichte. Sie erhält zusätzlich den Beginn des nächsten Bandes, „Die Schicksalstafel“. Ob dieses Anfixen nun Kalkül des Verlages ist oder schlicht die Erzählweise des Autors, es funktioniert: Die Story weckt Lust auf mehr und unterscheidet sich merklich von der doch noch sehr düsteren Stimmung der ersten Geschichte.
Doch zurück zu „Das Geheimnis der mechanischen Leiche 2“: Insgesamt vermag der Auftakt zu der ambitionierten Steampunk-Reihe zu gefallen. Idee und Umsetzung funktionieren größtenteils hervorragend, auch wenn einige Details sicher noch Luft nach oben zeigen. Doch ist das schon Jammern auf hohem Niveau, denn an der grundsätzlichen Qualität von Joe Benitez kann es kaum Zweifel geben. Und auch nicht an der Qualität der Ausgabe. Diese ist, wie schon der Vorgänger, im Großformat und einer sehr guten Qualität.
Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.
Rezension zum ersten Band „Das Geheimnis der mechanischen Leiche„.
Zur Übersicht der Lady Mechanika-Reihe.
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Verlag: Splitter
Format: ca. 32 cm x 23 cm
Seiten: 128
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