Sangre, die Überlebende ist der erste Band einer Comic-Reihe von Christophe Arleston (Autor) und Adrien Floch (Zeichnungen). Hier ist unsere Rezension zu Band 1 „Die Überlebende“. Darunter folgt die Liste der einzelnen Titel.
Um was geht es in „Sangre, die Überlebende“?
Die Welt der kleinen Sangre wird von einem Tag auf den anderen komplett zerstört, als ihre Familie von Piraten teils ermordet, teils verschleppt wird. Durch Zufall wird sie von der geheimnisvollen Lady Ydrelena gefunden, die sie in einer Art Elite-Internat im „Orden der mysteriösen Jungfern“ aufnimmt. Doch als traumatisierte, stotternde Waise ist sie dort nicht wirklich erwünscht.
Ohne die schützende Hand von Ydrelena wird sie eines Tages unter dem Vorwand eines kleinen Vergehens hinausgeworfen und muss sich fortan alleine durchschlagen. Beseelt von dem Gedanken an Rache versucht Sangre, ihr neu entdecktes magisches Talent der Zeitbeherrschung zu vervollkommnen. Sie will diejenigen finden, die ihre Familie ausgelöscht haben.
Über „Sangre, die Überlebende“ von Christophe Arleston:
„Sangre, die Überlebende“ spielt in einem Sonnensystem, dessen Planeten durch magische Portale miteinander verbunden sind. Das Mädchen lebt auf einer von Fantasy-Literatur inspirierten Welt voller Magie und religiös angehauchter Legenden. Christophe Arleston setzt seine Geschichte also in ein buntes Setting voller Möglichkeiten, die sich durch den Kniff der Welten-Portale noch um ein vielfaches erhöhen. Bis zum letzten ausgereizt werden die fantastischen Chancen gleichwohl nicht – die Graphic Novel lebt auch von Andeutungen, was die Story einen Hauch realistischer macht und gleichzeitig die Neugier des Lesers steigert.
Arleston hat viel Erfahrung mit Fantasy-Comics: Seine wohl umfangreichste Reihe um die magische Welt Troy gehört zu den bekanntesten modernen Vertretern der franko-belgischen Comic-Kunst. Gern stellt der Autor starke, weibliche Charaktere in den Mittelpunkt. Dieser Tradition folgt auch „Sangre, die Überlebende“. Die Entwicklung des Mädchens ist äußerst spannend zu verfolgen. Ist sie in diesem ersten Teil für kurze Zeit noch ein normales Kind mit einem intakten Familienleben, so ändert sich das sehr schnell, und sie wird zu einem zutiefst verstörten Wesen, das nur nach nach Rache verlangt. Nach der Einführung in die Geschichte im ersten Teil widmen sich die Folgebände jeweils einem der Mörder, die Sangres Familie vernichtet haben, beziehungsweise Sangres Suche nach diesen. Und da ist ja auch noch ihre geheimnisvolle Fähigkeit, die Zeit anzuhalten: Sie verlangt dem Mädchen allerdings einen Preis ab, macht sie für einen gewissen Zeitraum blind. Es bleibt zu hoffen, dass in den nachfolgenden Bänden dieses Element nähere Erläuterung findet. Wird sie lernen, wie sie das Talent optimal einsetzen kann, um die Mörder ihrer Familie zur Strecke zu bringen?
Mit dem Zeichner Adrien Floch hat Christophe Arleston bereits in der Comicserie „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“ zusammengearbeitet. Floch arbeitet mit klassischer Panel-Aufteilung und großen Szenenbildern, die jeweils einem neuen Kapitel vorangestellt sind. Diese gut strukturierte Arbeit macht es leicht, der Geschichte zu folgen, die im Übrigen sehr liebevoll und detailreich umgesetzt ist. Floch und Arleston spielen in dieser Graphic Novel mit Kontrasten: Auf optische Schönheit folgt explizite Gewalt, kindliche Unschuld wird mit tiefem Trauma kombiniert. All das findet sich in opulent colorierten Panels wieder, was einerseits den Fantasy-Charakter des Comics unterstreicht, andererseits für viel Spannung sorgt.
Von den beinahe kindlich anmutenden Illustrationen sollten die Leser sich ebensowenig täuschen lassen wie die Piraten von Sangres hübschem Gesicht: Der Comic ist eindeutig für ein erwachsenes Publikum entworfen. Eine Leseempfehlung für Fantasy-Fans, die spannungsreiche Geschichten mögen, in denen es auch blutig und brutal zugehen mag – ohne dabei die Welt in düsteren Farben zu zeichnen. Die äußerst unterhaltsame Geschichte ist auch gut verpackt und kommt in einem hochwertigem Einband im Großformat daher.
Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.
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