Katanga ist eine Comicreihe von Fabien Nury. Band 1, Diamanten, erschien am 22.06.2018. Wir besprechen hier den ersten Teil der Serie und listen darunter die einzelnen Titel auf.
Um was geht es in „Katanga“?
1960 erlangt der Kongo seine Unabhängigkeit. Die Nation erklärt sich zur Republik und befreit sich von der belgischen Kolonialherrschaft. Doch die reiche Provinz Katanga, die ihren Wohlstand durch die Diamantenminen erlangte, spaltet sich schon zwei Wochen darauf vom Kongo ab. Die Folge ist ein blutiger Krieg, ein wahres Massaker, weswegen die UNO Blauhelmsoldaten entsendet. In Katanga will man die Minen mit Söldnern befreien, die Belgier, denen die Minengesellschaft gehört, unterstützen dieses Vorhaben.
In diesen chaotischen Verhältnissen sieht der Kongolese Charlie eine Chance: Während seine Arbeitgeber einem wütenden Mob in die Hände fallen, kann er sich einen Koffer voll Diamanten greifen. Das bleibt natürlich nicht unbemerkt. Schon bald ist ihm der Söldner Felix auf den Fersen, der angeheuert wurde, um die Minen zu schützen. Seine Auftraggeber wollen, dass er den Koffer zurückholt …
Kritik zu „Diamanten“, dem 1. Band der Serie:
„Katanga 1 – Diamanten“ erzählt ein finsteres Kapitel afrikanischer Geschichte und verwebt darin eine abenteuerliche, fiktive Story echter Anti-Helden. Denn sympathisch erscheint im ersten Band der Reihe wirklich keiner. Einer wird zum Dieb, der schamlos die Zustände ausnutzt; ein anderer ist ein skrupelloser Söldner, für den Gewalt sein täglich Brot ist. Allerdings: Die zwei reihen sich nur ein in eine Welt voller habgieriger, gewalttätiger und unmoralischer Charaktere. Denn Dreck am Stecken hat hier im Grunde jeder. Die Politiker sind korrupt, die Minenbesitzer Rassisten, viele Bewohner des Landes wirken archaisch.
Es ist ein wirklich düsteres Bild, das Autor Fabien Nury und Zeichner Sylvain Vallée hier zu einer Graphic Novel verarbeitet haben. Umso mehr, als viel historische Wahrheit darin steckt. Wie so oft bildet eine Fiktion den Unterbau eines Comics, der uns in eine tatsächliche Epoche der Menschengeschichte bringt – und hier gibt es meist viel Leid zu sehen. Dennoch ist die Story in „Katanga“ spannend, wenn auch in diesem ersten Band noch sehr komplex. Fabien Nury gelingt es, den Leser bei der Stange zu halten, auch wenn es zunächst keine echten Identifikationsfiguren gibt.
Was die Zeichnungen von Sylvain Vallée betrifft, so bleibt einem das Wort „Geschmackssache“ hier beinahe im Hals stecken. Die teilweise an groteske Karikaturen der 1940er Jahre erinnernden Gesichter der Schwarzen in „Katanga“ dürften vielen Lesern bitter aufstoßen. Man mag sich hier anderen Rezensenten anschließen, deren Meinung ist, dass diese Zeichnungen die brutale Gewalt des Comics ein wenig abfedern. Denn für schwache Nerven ist dieser Comic wirklich nicht. Und wenn man bedenkt, dass diese Gewalt für die Kongolesen in den 1960ern Realität war, kann man sich durchaus ein gestalterisches Element wünschen, dass dies im Comic ein wenig relativiert oder ins Unrealistische zieht. Ob dies durch geradezu herabsetzend anmutende Zeichnungen geschehen muss – unabhängig von der Intention der Macher dieser Graphic Novel, darf man anzweifeln.
Mein Fazit zu „Diamanten“ von Fabien Nury:
Aus diesem Grund ist ein Fazit zu „Katanga“ nicht leicht. Einerseits ist hier ein historisches Kapitel, dass sicherlich nicht in Vergessenheit geraten sollte, in einem Comic verarbeitet, und dies nicht einmal schlecht. Die dazugehörende, rein fiktive Story um Charlie und den Söldner Felix ist spannend genug. Ob man sich dennoch dauerhaft an diesen Zeichenstil gewöhnen wird, bleibt abzuwarten. Meine Empfehlung für „Katanga“ fällt daher zunächst verhalten aus.
Die Aufmachung ist, wie man es vom Splitter-Verlag kennt, sehr hochwertig. Der Comic kommt im Großformat mit einem festen Einband und guter Papierqualität daher.
Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.
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