„Die Spur des Predigers“ ist der Auftakt der neuen Westernserie „Lonesome“ von Yves Swolfs. Wie viele Bände die Reihen haben wird, ist noch unbekannt. Wir besprechen hier Band 1 ausführlich und darunter werden die einzelnen Titel aufgeführt.
Um was geht es in „Lonesome – Die Spur des Predigers“?
Der Bürgerkrieg ist nicht mehr weit, und mit daran Schuld sind Agitatoren auf beiden Seiten der Grenzen. Einer der schlimmsten von ihnen ist Prediger Markham. In einem kleinen Ort in Kansas führt er eine Schar fanatischer Abolitionisten an. Er hinterlässt Angst und Schrecken – und vor allem tote Frauen. Sie sind grässlich zugerichtet und, als Warnung und zum Hohn, dekoriert mit der Flagge der Konföderierten. Nur einer scheint ihn noch stoppen zu können: Der geheimnisvolle, namenlose Reiter, ein lonesome Cowboy mit schnellen Schießeisen und einer seltsamen Gabe. Die mysteriösen Bilder, die er bei der Berührung anderer Menschen sieht, haben ihn die Indianer zu beherrschen gelehrt. Der mysteriöse Reiter folgt der Spur des Predigers …
Ein einsamer Rächer, eine Westernkulisse und als Autor Yves Swolfs – wer hier nicht an „Durango“ denkt, kann kein Fan von Western-Comics sein. Beim Szenario von „Lonesome“ drängt sich der Vergleich zum Masterpiece von Swolfs förmlich auf. Zwischendurch hat er natürlich weitere Alben geschrieben, sich anderen Genres zugewandt und die Zeichnungen von „Durango“ mittlerweile auch Kollegen überlassen. Jetzt ist er zum Western zurückgekehrt, und das mit aller Macht.
In „Lonesome“ wendet sich Yves Swolfs wieder einem klassischen Thema zu: Rache, Revolverhelden, Gewalt und eine Spur Mystik. Während diese in „Durango“ aber höchstens angedeutet war, ist der Held in dieser Reihe mit einer Gabe ausgestattet, die ihm einen Einblick in die Leben anderer gewährt. Doch keine Angst, das zentrale Element des Comics ist das nicht. „Lonesome“ ist ein knallharter Western, der darüber hinaus aber noch eine andere Funktion erfüllen will. Der amerikanische Bürgerkrieg naht, und Yves Swolfs verpasst nicht die Gelegenheit, „Lonesome“ mit historischen Details zu spicken. Und dabei vielleicht ein wenig aufzuklären – immerhin ist uns Nicht-Amerikanern die (Vor)Geschichte des Bürgerkriegs längst nicht so präsent. Die historischen Einschübe sind durchaus interessant, machen die Graphic Novel aber auch etwas textlastig.
Wer darüber hinwegliest, bekommt einen typischen Swolfs-Western – und das bedeutet hochklassige Zeichnungen, detailliert und semi-realistisch ausgearbeitet. Die stimmige Koloration trägt zur Atmosphäre bei. An Gewalt mangelt es nicht, „Die Spure des Predigers“ ist kein pastelliger Traum vom guten alten Wilden Westen, ganz im Gegenteil. Die Gewaltszenen sind explizit, drastisch und von einem bestimmten Motiv getrieben, denn der Revolverheld in „Lonesome“ unterscheidet sich bei allen offensichtlichen Ähnlichkeiten eben doch von seinem großen Vorbild.
Dennoch bleiben natürlich die Grundthemen gleich, und damit das ewige Streben nach persönlicher Rache im Western nicht langweilig wird, muss Yves Swolf in den Folgebänden seiner neuen Comic-Reihe vor allem durch die Geschichte überzeugen. Ob die historischen Einschübe die Leser stören oder gerade zum Kauf anregen, wird sich zeigen. Mir haben sie gefallen.
Mein Fazit zu Lonesome 1 – Die Spur des Predigers:
Ein spannender Plot, ein charismatischer (Anti)Held, wie gewohnt fantastische Zeichnungen – „Die Spur des Predigers“ ist ein hervorragender Auftakt für eine neue Comic-Reihe aus der Feder von Yves Swolfs. Interesse an echter Historie vorausgesetzt, ist „Lonesome“ eine sehr gute Wahl für alle Western-Fans, auch wenn das Setting auf den ersten Blick nicht übermäßig originell erscheint. Wer nicht genug bekommen kann von einsamen Rächern und viel ungeschönter Gewalt, kann unbesorgt zugreifen. Die Aufmachung im großformatigen Einband vom Splitter-Verlag ist ebenfalls wieder von bester Qualität.
Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.
Lonesome-Comics in der richtigen Reihenfolge:
Anzeige: „Bestellen“ führt zu Amazon. Alternativ suchen bei:
- Die Spur des Predigers » bestellen