Um was geht es bei „Lola“ von Melissa Scrivner Love?
Offiziell ist Garcia der Anführer Crenshaw Six, einer Gang, die in einem Vorort von Los Angeles operiert. Doch hinter den Kulissen führt eigentlich seine Freundin Lola Vasquez den Laden, die mit Garcia, ihrer Mutter und ihrem Bruder in dem vor allem für seine Armut und die Drogenabhängigen bekannten Viertel lebt. Auch Lolas Mutter ist abhängig – und die Lola, als sie noch ein Kind war, sogar an Männer verkaufte um ihre Sucht zu finanzieren. Drogen sind hier ein mächtiges Geschäft, und obwohl die Crenshaw Six eine eher kleine Gang sind, geraten sie in einen Drogenkrieg. Schuld ist die heimliche Anführerin: Ihre Ambitionen lassen sie einen Auftrag annehmen, den die Gang kaum ausführen kann. Sie drohen, zwischen den rivalisierenden Drogenbossen aufgerieben zu werden – wenn Lola nicht etwas einfällt, um die Gang und vor allem auch ihr eigenes Leben zu retten …
Kritik zu Melissa Scrivner Loves „Lola“:
Frauen sind das Salz der Suppe, pardon, des Romans. Dieser ist zwar als Thriller betitelt, kann aber ebenso als Starke-Frauen-Roman verstanden werden – denn die Protagonistinnen sind es, die diese Geschichte ausmachen. Eine clevere Staatsanwältin, Mütter, aber allen voran natürlich die Titelheldin: Mit ihrem Bruder zusammen ist sie im Ghetto aufgewachsen, hat von Kindheit an Gewalt erfahren, hat gesehen, was die Sucht aus ihrer Mutter gemacht hat. Aus diesen Erfahrungen heraus entstand ein durchaus ambivalenter Charakter: Einerseits ist die Titelheldin mitfühlend, kümmert sich um ihre Familie, sorgt für die Gang-Mitglieder. Andererseits hat sie kein Problem damit, selbst Gewalt anzuwenden und sogar zu töten. Sie ist eine interessante, nicht alltägliche Antiheldin, die den Roman von Melissa Scrivner Love entscheidend prägt. Nicht alltäglich, weil sie in vielen Dingen männlich handelt. Erst, als sie sich um ein kleines Mädchen kümmert, dem sie ein ähnliches Schicksal ersparen will, wie es ihr selbst zuteil wurde, werden sehr viel mehr weibliche Züge an der Figur sichtbar. Man kann das klischeehaft finden, weil es über ein Kind geschieht; es ist dennoch ein interessanter, tieferer Einstieg in den Charakter eines oberflächlich als Thriller betitelten Romans.
Natürlich ist das Buch auch ein Kriminalroman, mit seinem Sujet aus dem Drogen- und Gangmilieu, mit all der Gewalt und dem Elend, aus dem der einzige Ausweg noch mehr Kriminalität zu sein scheint. Der Roman ist spannend, zum Teil auch hart und grausam – nichts für ganz Zartbesaitete, die nicht so genau wissen wollen, wie es z.B. ist, oder wie lange es dauert, jemandem einen Finger abzuschneiden.
Der Roman ist das Debüt von Melissa Scrivner Love, bereits preisgekrönt (Edgar Award) und insgesamt sehr lesenswert. Es ist mehr die Geschichte, ihr Plot und die verschiedenen Handlungsstränge, die überzeugen und weniger der Schreibstil. Dieser ist keineswegs schlecht, aber vergleichsweise einfach, was andererseits auch den Vorteil hat, dass sich das Buch leicht und flott lesen lässt. Die Autorin schafft es in jedem Fall, ihre Charaktere interessant erscheinen zu lassen – was, neben der unterhaltsamen Story, ein großer Pluspunkt der Geschichte ist.
Mein Fazit zu dem Roman „Lola“:
Eine rasante Story vom Leben am Abgrund ist „Lola“, mit einer ungewöhnlichen Antiheldin versehen, die frischen Wind in den Thriller bringt. Der Roman kann durchaus über das Genre hinaus gelesen und verstanden werden, er ist eine spannende Milieustudie und zeigt erste Züge einer Autorin, die mit ihren Charakterzeichnungen vermutlich noch von sich reden machen wird. Und im Original gibt es mit „American Heroin“ schon einen zweiten Teil, der, worauf man sich freuen kann, ebenfalls übersetzt in Deutschland erscheinen wird.
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