Inhalt von „Sommer bei Nacht“ von Jan Costin Wagner:
Der jährliche Flohmarkt in der Schule ist für viele Eltern und Kinder einer der Höhepunkte des Jahres. Die Tische und Stände des Marktes sind gut besucht, als das Unglaubliche passiert. Der fünfjährige Jannis verschwindet plötzlich. Seine Mutter ist nur einen Moment unaufmerksam gewesen und auch Jannis‘ Schwester Sarah ist nichts weiter aufgefallen. Einziges Indiz ist ein Teddybär, der an der Stelle gefunden wird, wo Jannis zuletzt gesehen wurde. Da es nicht sein Kuscheltier ist, ist klar, dass der Täter ihn damit weggelockt haben muss. Ben Neven und Christian Sandner, zwei Kommissare der Kriminalpolizei übernehmen die Ermittlungen. Und es ist höchste Eile geboten, zeigt doch die Statistik, dass insbesondere in einem solchen Fall die ersten Stunden entscheidend sind. Jannis bleibt jedoch verschwunden und so beginnt für die beiden Polizisten nicht nur ein unbarmherziger Wettlauf mit der Zeit, sondern auch die Auseinandersetzung mit den eigenen Dämonen.
Jan Costin Wagner kann ohne Übertreibung als Literat der deutschen Krimiszene beschrieben werden. Mit seiner Serie um den finnischen Kommissar Kimmo Joentaa hat er nicht nur seiner Wahlheimat ein Denkmal gesetzt, sondern auch seinen Ruf als Autor begründet. Jetzt legt er mit „Sommer bei Nacht“ den Auftakt einer neuen Romanserie vor, in deren Mittelpunkt zwei deutsche Kriminalbeamte stehen.
Kritik zu dem Buch von Jan Costin Wagner:
Wer bereits Romane des in Hessen geborenen Schriftstellers gelesen hat, wird wissen, dass diese keine leichte Kost sind. Sowohl inhaltlich, als auch stilistisch verlangt Jan Costin Wagner seinen Lesern einiges ab. Das trifft insbesondere auf seinen neuen Roman zu. Das Thema Kindesentführung ist Per se alles andere als ein leicht zugängiger Stoff. Wenn dann auch noch einer der Ermittler pädophile Neigungen besitzt, muss man schon ein dickes Fell haben, um die Gedankengänge der beiden Kommissare zu verstehen. Darauf liegt der Fokus von „Sommer bei Nacht“. Die Ermittlungsarbeit wird beinahe akribisch aufgefächert. Mal stellen sich die beiden Kommissare vor, wie die Entführung abgelaufen ist, mal werden Familienmitglieder verhört, um den alles entscheidenden Hinweis zu finden.
Um diese Puzzleteile zusammenzufügen, setzt Jan Costin Wagner auf unterschiedliche Stilmittel. Zum einen wechselt er ständig die Perspektive. Das fängt bei den Kommissaren an, führt über die Eltern und endet bei den Entführern. Insgesamt vierzehn verschiedene Perspektiven bietet der Autor an, wodurch die Story doch ein wenig zerfahren wird. Zieht man dann noch dazu, dass er die Geschichte im Präsens erzählt, hat man stellenweise eher das Gefühl ein Protokoll zu lesen, zumal der Leser von jeder Figur auch sehr viel über ihren derzeitigen Gemütszustand erfährt. Das sorgt dafür, dass sich der Roman trotz der permanenten Perspektivwechsel relativ schleppend liest. Leider ist dies zudem dafür verantwortlich, dass Wagners große Stärke, mit ausdrucksstarken Metaphern zu arbeiten oder wohlgeformte Sätze zu präsentieren, die sich dem Leser dauerhaft einprägen, ein wenig im Sande versickert.
Mit „Sommer bei Nacht“ legt Jan Costin Wagner einen hochaktuellen Roman vor. Leider kann der Krimi nicht in Gänze überzeugen. Trotz der der gelungenen Auflösung hat man das Gefühl, den Krimi wie durch einen Wattebausch zu lesen. Vielleicht ist das von dem Autor so gewollt und vielleicht ist das gute und anspruchsvolle Literatur. Aber wirklich begeistern kann der Roman nur bedingt.
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Sommer bei Nacht – Neven und Sandner 1
- Autor: Jan Costin Wagner
- Verlag: Galiani-Berlin
- 320 Seiten