Anmerkung: Der Roman „Olympia“ ist der 8. Band der Gereon Rath-Reihe von Volker Kutscher.
Um was geht es in „Olympia“ von Volker Kutscher?
Die Olympischen Spiele haben die Reichshauptstadt Berlin fest im Griff. Das Stadtbild ist geprägt von Fahnen mit den olympischen Ringen, die im Wechsel mit Hakenkreuzflaggen eine Symbiose ergeben. Die Welt ist zu Gast in Deutschland und selbst die USA, die noch damit gedroht hatten, die Spiele zu boykottieren, sind anwesend. Dafür wurde einiges gemacht. Alle judenfeindlichen Symbole oder Schilder wurden abmontiert und selbst Abraham Goldstein, der aus den USA nach Berlin für ein paar Geschäfte zurückkehrt, wundert sich über diese vermeintliche Idylle. In diese Harmonie hinein passiert ein Todesfall. Gereon Rath bekommt den Auftrag, den Fall schnellstmöglich aufzuklären, zumal für die Machthaber des Dritten Reiches klar ist, dass die Kommunisten die Spiele sabotieren wollen. Gereon Rath hat zwar seine Zweifel, ist aber nicht so ganz bei der Sache, da seine Frau die gemeinsame Wohnung verlassen hat. Als ein zweiter Mord passiert, eskaliert die Angelegenheit und Gereon Rath wird selbst zur Zielscheibe.
Kritik zu dem 8. Band der Gereon Rath-Reihe:
Mit „Olympia“ legt Volker Kutscher den mit Spannung erwarteten achten Roman seiner Krimiserie um Gereon Rath vor. Einer Reihe, mit der der Autor nicht nur die Herzen der literarischen Krimifans beglückt, sondern durch die gelungene visuelle Umsetzung in Form der Serie „Babylon Berlin“ auch die Herzen der Fernsehzuschauer erobert hat. Doch sind die Romane von dem Schriftsteller noch klassische Kriminalromane, wie zu Beginn der Serie? Ja und nein. Bereits seine letzten beiden Werke „Marlow“ und „Lunapark“ spielten zur Zeit des Nationalsozialismus. Mit diesem aktuellen Band erreicht der Romanzyklus jetzt also das Jahr 1936 und neben der ohnehin vorhandenen kriminalistischen Handlung nehmen die Machenschaften der Nationalsozialisten einen großen Teil des Romans ein. Kutschers Protagonist gerät immer tiefer in den Sumpf aus SS und SD, sodass „Olympia“ neben Krimi mehr denn je auch ein Stück Zeitgeschichte ist.
Dies aber auf einem sehr hohen Niveau, denn Volker Kutscher versteht sein Handwerk. Zumal er auf Ereignisse zurückgreift, die in früheren Roman passiert sind. Insbesondere Raths ehemaliger Kollege Sebastian Tornow spielt eine entscheidende Rolle. Er hat Karriere bei der SS gemacht und setzt Rath immer stärker unter Druck. Raths Ehefrau Charly leidet ebenfalls und erkennt, dass Deutschland nicht mehr das Land ist, in dem sie Leben möchte. Doch da ist noch ihr gemeinsamer Pflegesohn Fritz. Leser des letzten Romans wissen, dass dieser ihnen weggenommen wurde. Jetzt schwärmt er für Jesse Owens und andere amerikanischen Stars, was seine Position bei der Hitler-Jugend nicht gerade verbessert. Und so ist es vor allem ein Punkt, der sich immer stärker herauskristallisiert und den Volker Kutscher wirklich grandios dargestellt hat: Wie lebt es sich in einer Diktatur? Die Antwort auf diese Frage ist fast noch spannender, als der eigentliche Fall, der sich gleichwohl zu einem echten Pageturner entwickelt und der Gereon Rath an den Rand seiner Existenz bringt, denn er muss für sich die Frage klären, ob er ein Ermittler alter Schule bleiben kann oder ob er sich mit einem Regime anfreunden kann, von dem er nicht überzeugt ist.
Mein Fazit:
Volker Kutscher behält seine Ausnahmestellung im Bereich der historischen deutschen Kriminalliteratur bei. Ob „Olympia“ sein Schaffenshöhepunkt ist, ist angesichts der Qualität der bisherige Romane schwer zu sagen. Fest steht, dass dieser achte Band der Reihe ein atmosphärisch dichter, düsterer, spannender und überaus authentischer Roman ist, den man nur ungern aus der Hand legt.
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- Infos über das Buch:
- Serie: Gereon Rath 8
- Verlag: Piper
- Seiten: 544
- Veröffentlichung: 2.11.2020
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783492318570