Um was geht es in „Nordwesttod“ von Svea Jensen?
Kriminalkommissarin Anna Winter ist an einem Punkt, an dem sie ihr Leben verändern muss. Nach ihrer Scheidung zieht sie von München in den Norden, um beim Landeskriminalamt in Schleswig-Holstein einen Neuanfang zu starten. Sie soll eine neue Dienststelle aufbauen, die sich um Vermisstenfälle kümmert. Ihr erster Fall führt sie nach St. Peter-Ording, wo Nina Brechtmann verschwunden ist. Dort steht ihr Hendrik Norberg zur Seite, der die ansässige Dienststelle leitet und der ebenfalls ein privates Päckchen zu tragen hat. Nach dem Tod seiner Frau hat er sich von der Mordkommission Itzehoe in seinen Heimatort versetzen lassen. Und dieser erste Fall hat es in sich, da Nina Brechtmann aus einer angesehenen Familie stammt, die zahlreiche Hotels besitzt. Auffällig ist, dass Nina scheinbar kaum Kontakt mit ihrer Familie hatte und aktiv im Umweltschutz engagiert war. Hat dieses Engagement mit ihrem Verschwinden zu tun?
Kritik zu dem Krimi von Svea Jensen:
Nicht noch eine Krimiserie, mag manch einer angesichts der Tatsache denken, dass „Nordwesttod“ der erste Band der Soko St. Peter-Ording ist. Svea Jensen zeichnet sich für diese neue Krimireihe verantwortlich, die durchaus ihren Reiz hat. Sicher, das Genre hat viele Vergleichsmöglichkeiten sowohl in der Literatur, als auch im Fernsehen, in der es kaum noch eine deutsche Region gibt, die nicht mit einem Ermittlerteam ausgestattet wurde. Und doch gibt es gute Gründe, sich näher mit diesem Auftaktroman zu beschäftigen.
Da sind in erster Linie die beiden überaus glaubhaften Hauptfiguren. Anna Winter kann mit ihrer direkten, zupackenden Art sofort beim Leser punkten, während Henrik Norberg mit dem Schicksal hadert und mit der gesamten Situation, trotz der Unterstützung seiner Schwiegereltern, zu denen er einen guten Draht hat, überfordert ist. Das heißt, dass viel Privates in die Handlung einfließt. Wer das mag, wird hier zwei Charaktere treffen, die man sicherlich weiterverfolgen wird.
Doch auch die eigentliche Handlung von „Nordwesttod“ kann überzeugen. Die Suche nach der Wahrheit ist mit zahlreichen Intrigen und falschen Fährten ausgestattet, die auch dem erfahrenen Krimileser noch einiges an Spannung bieten. Permanente Perspektivwechsel, nicht nur auf Anna und Henrik, sondern auch auf zahlreiche Verdächtige sorgen allerdings dafür, dass man bei manchen Szenen den Eindruck bekommt, Informationen doppelt zu erhalten. Zumal der Leser so auch einen Wissensvorsprung gegenüber den beiden Kommissaren besitzt, was stellenweise die Spannung ausbremst.
Mit etwas mehr als 60 Kapiteln auf gut 400 Seiten ist der Roman so aufgebaut, dass er sich flott liest. Allerdings ist der Schreib- und Erzählstil von Svea Jensen etwas gewöhnungsbedürftig. Viele Sätze wirken ein wenig verschachtelt und Figuren permanent mit vollem Namen zu nennen, ist vor allem dann etwas merkwürdig, wenn man denjenigen kennt. Hier hätte das Lektorat etwas sauberer und gründlicher arbeiten können. Sehr gut hingegen dargestellt wird der Schauplatz. Wer St. Peter-Ording kennt, wird sicherlich einen Wiedererkennungswert haben, wer noch nicht da war, dessen Neugier wird durch diesen Roman sicherlich geweckt.
Insgesamt legt Svea Jensen einen ordentlichen Krimiserienauftakt hin. „Nordwesttod“ macht durchaus Lust, mehr Fälle von der Soko St. Peter-Ording zu bekommen, zumal gerade die weitere Entwicklung der Hauptfiguren interessant erscheint. Da verzeiht man kleine sprachliche Fehler gerne.
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- Buchinfos:
- Serie: Soko St. Peter-Ording 1
- Verlag: HarperCollins
- Seiten: 416
- Veröffentlichung: 16.2.2021
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783749900039