Um was geht es in „The Beautiful Struggle – Der Sound der Straße“?
Für seine Söhne war Paul Coates eine beinah heilige Gestalt voller Widersprüche. Er folgte der disziplinarischen Erziehung seiner Vorfahren, war aber gleichzeitig fasziniert von den Prinzipien freier Liebe, interessierte sich für die Black Panthers und betrieb ohne Vorkenntnisse einen Verlag in seinem Keller. In dieser autobiografischen Geschichte verarbeitet Ta-Nehisi Coates sowohl sein eigenes Aufwachsen in den 1980er Jahren in Baltimore – zu jener Zeit ein gewalttätiger Ort voller Armut, in denen ein schwarzer Junge dringend Strategien benötigte, um zu überleben. Außerdem erzählt er dabei die Geschichte seines eigenen Vaters, dem es gelang, sieben Kinder und einen Verlag zu schultern, ungeachtet seiner Vergangenheit und den sich verändernden Zeiten.
Kritik zu „The Beautiful Struggle – Der Sound der Straße“:
Ta-Nehisi Coates wuchs mit Büchern auf, nicht nur seines Vaters wegen; seine Mutter war Lehrerin, und beide legten Wert auf Bildung. In einer Nachbarschaft voller Gangs und Drogen wurde die Bücherei sein Rückzugsort. „The Beautiful Struggle“, ursprünglich bereits 2008 erschienen und 2021 noch einmal überarbeitet für junge Erwachsene neu aufgelegt, war seine zweite Veröffentlichung, was angesichts seiner erstaunlichen literarischen Fähigkeiten erstaunlich scheint – mancher bezeichnet den Autor gar als die neue Stimme des schwarzen Intellektualismus. So ist „The Beautiful Struggle“ ein herausforderndes Buch über die Herausforderungen des Heranwachsens.
Ein Verdienst, den man Ta-Nehisi Coates in wohl jedem seiner Werke zuschreiben kann, ist seine Fähigkeit, die LeserInnen zum Nachdenken zu bringen – etwa über die Gesellschaft oder über Alltags-Rassismus. Seine Geschichte erzählt davon, dass es zwar schwierig sein kann, die Umstände, in die ein Mensch hineingeboren wird zu ändern, aber nicht unmöglich, das Beste aus den Gegebenheiten zu machen. Der Überlebenskampf des jungen Ta-Nehisi war nicht nur einer auf den Straßen von Baltimore, sondern auch gegen die Vorurteile einer ganzen Gesellschaft. Der Hartnäckigkeit seines Vaters, den er mit diesem Buch ehrt, und seinem eigenen Ehrgeiz verdankt es der Autor, es am Ende von einer miesen Adresse bis zur Universität geschafft zu haben.
Gleichwohl war Paul Coates nicht die Lichtgestalt, für die man ihn aus den Beschreibungen seines Sohnes als Intellektuellen, der Truffaut mochte und schwarze Autoren förderte, halten könnte. Er war auch, und das verschweigt sein Sohn nicht, ein notorischer Schwerenöter: Sieben Kinder von vier Frauen, eine stramme Leistung. Doch während der Vater aus schwierigen Verhältnissen stammte – sein eigener Vater war Alkoholiker und hatte selbst einen ganzen Stall von Kindern produziert – wuchs Ta-Nehisi Coates trotz allem unter deutlich besseren Umständen auf.
Mein Fazit:
„The Beautiful Struggle“ ist eine Hommage an einen schwierigen Menschen und mehr als die Beschreibung eines schwieriges Heranwachsens. Das Thema, die Vater-Sohn-Beziehung, ist dabei nicht neu, wird jedoch von diesem ambitionierten und intelligenten Autor in ein spannendes, innovatives Licht gestellt. Wollte man an diesem Buch, dessen wundervoller, bisweilen gar poetisch anmutender Stil ebenso überzeugt wie die erzählte Geschichte, überhaupt etwas kritisieren, so ist es wohl seine Kürze. Von den knapp über 300 Seiten entfallen rund 60 auf das umfangreiche und mehr als ausführliche Glossar.
Das Buch ist älter als „Der Wasserträger“, dem Roman, mit dem der Autor quasi über Nacht international bekannt wurde „als die Stimme des neuen, schwarzen Amerika“. Aber es ist vielleicht sogar noch eine Spur packender, noch eindringlicher.
„The Beautiful Struggle“ von Ta-Nehisi Coates kaufen:
- Anzeige: Buch bestellen bei:
- Amazon
- Thalia
- Hugendubel
- Weltbild
- Buchinfos:
- Serie: Keine
- Verlag: Karl Blessing
- Seiten: 304
- Veröffentlichung: 10.5.2021
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783896677044