Um was geht es in dem Buch „Eifersucht“ von Jo Nesbø?
Nikos Bali wird immer dann gerufen, wenn ein Mord passiert. Seine Aufgabe ist es, mit den Verdächtigen zu sprechen. Dabei stellt sich bald heraus, dass oft Argwohn im Spiel ist. Ein Unternehmen bezieht seine Aufträge von Kunden, die sich umbringen wollen. Allerdings soll es nicht nach Selbstmord aussehen. Ein deutsches Zwillingspaar teilt seine Kletterleidenschaft mit einem griechischen Polizisten. Ein Autor ist in einer radikalen Marketingstrategie gefangen und ein Müllmann hat Angst, Opfer seiner eigenen Impulse zu werden. Und dann ist da noch ein Ehemann, der versucht, den Schmerz über den Verlust seiner Beziehung mit Schokolade zu betäuben.
Kritik zu dem Buch von Jo Nesbø:
Was sich wie ein wildes Sammelsurium an Charakteren liest, ist die Grundlage für das aktuelle Buch des norwegischen Schriftstellers Jo Nesbø. „Eifersucht“ lautet der Titel und die Besonderheit ist, dass es weder ein neuer Fall von Harry Hole, noch ein Stand-Alone-Roman ist. Vielmehr handelt es sich um eine Sammlung von sieben Kurzgeschichten, die sich alle um das titelgebende Thema drehen.
Einen Band mit Short Storys auf den Markt zu bringen, ist für Autoren, Verlage und letztlich auch für die Leser ein Risiko. Für Autoren, weil sie oft nicht das Handwerk beherrschen, pointiert zu erzählen. Für Verlage, weil Leser häufig enttäuscht sind, keinen neuen Roman ihres Lieblingsschriftstellers zu bekommen und für die Leser eben aus diesen Gründen.
Und genau diese positiven wie negativen Aspekte finden sich in „Eifersucht“ wieder. Die titelgebende Geschichte, in der es um die beiden Kletterer geht, hat mit rund 120 Seiten fast schon Novellenlänge. Auch „Odd“, die Erzählung um den gleichnamigen Schriftsteller, ist mit rund vierzig Seiten relativ lang. Leider vermag es Jo Nesbø nicht, in allen Geschichten gleichermaßen zu überzeugen. Ist die erste Story „London“ noch packend, überraschend und spannend, zieht sich „Eifersucht“ extrem in die Länge.
Anders als bei Harry Hole steht hier der Anspruch Nesbøs, als anerkannter und klassischer Romancier wahrgenommen zu werden, zu stark im Mittelpunkt. Er legt gerade in der langen Geschichte sehr viel Wert auf detaillierte Beschreibungen und Atmosphäre und arbeitet mit Metaphern, die die Handlung, die hier im Blickpunkt stehen sollte, ausbremsen. Das Feuilleton wird ihn dafür feiern und ihm eine enorme Tiefe attestieren, doch der „normale“ Leser, wird sich, Anspruch hin oder her, eher durch die Texte mühen.
Der Tiefpunkt ist dann sicherlich „Odd“, wo der Autor es schafft, vierzig Seiten mit wenig zu füllen, außer dass der Leser einen Blick hinter die Kulissen der Schreibwelt werfen kann. Das kann man bei Stephen King auch, nur dass dieser das Handwerk der pointierten Kurzgeschichte oder Novelle deutlich besser beherrscht.
Mein Fazit:
In seinem Kurzgeschichtenband „Eifersucht“ durchleuchtet Jo Nesbø verschiedene Aspekte dieses Gefühls. Leider gelingt es ihm nur in zwei, drei der kurzen Geschichten wirklich zu überzeugen. Der Großteil zieht sich in die Länge und kann weder die inhaltliche, noch die sprachliche Brillanz aufweisen, die man aus vielen Harry-Hole-Romanen kennt. Treue Nesbø-Fans werden sicher zugreifen, alle anderen Leser sollten sich den Erwerb gut überlegen.
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- Buchinfos:
- Serie: Keine
- Verlag: Ullstein
- Seiten: 272
- Veröffentlichung: 1.11.2021
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783550201523