Um was geht es in „Wo die Dunkelheit beginnt“ von Ava Sandström?
Das zu Norwegen gehörende Spitzbergen ist ein außergewöhnlicher Ort. Mit über dreitausend Eisbären existieren hier mehr der bedrohten Raubtiere als Menschen. Auch das Leben in dieser Einöde ist ein Besonderes: Alles, was man zum Leben braucht, muss erst einmal dort hingebracht werden. So findet man unterschiedliche Bevölkerungsgruppen auf Spitzbergen. Zur Zeit des Kalten Krieges haben die Sowjets Kohle abgebaut und ihre Spuren hinterlassen. Inzwischen gibt es eine Universität, in der der Mikrobiologe Martin van der Zaar versucht, die Trennung von seiner Frau zu verarbeiten. Dort trifft er auf Rebecca Hüttner, die nach einem Schicksalsschlag ebenfalls nach Spitzbergen gekommen ist und hier Schlittentouren für Touristen anbietet. Die beiden verlieben sich ineinander und Martin, ganz Wissenschaftler, möchte etwas mehr über die geheimnisvolle Rebecca herauszufinden. Als eine Kollegin von ihm tot aufgefunden wird, steht er vor der Beantwortung der schweren Frage, inwieweit er Rebecca trauen kann.
Kritik zu dem Buch von Ava Sandström :
Bei „Wo die Dunkelheit beginnt“ denkt man als Erstes an einen weiteren Stern am nordischen Kriminalhimmel. Doch bevor man sich auf dieses Buch einlässt, sollte man sich von zwei Gedanken freimachen. Zum einen ist dieses Buch kein wirklicher Krimi oder gar Thriller, zum anderen handelt es sich bei Ava Sandström nicht um eine aus Skandinavien stammende Krimiautorin, sondern um ein Pseudonym der deutschen Krimiautorin Alex Berg und ihres Ehemannes, mit dem sie diesen Roman geschrieben hat. Ihre Intention war es, die Beziehungen der Menschen zu- und untereinander an einem Ort vorzustellen, der alles andere als lebensfreundlich ist. Daher spielt Spitzbergen an sich eine ähnlich große Rolle, wie Martin oder Rebecca.
Allerdings übertreiben die beiden Autoren ihre detailbesessene Darstellung. Immer wieder verlieren sie sich in Beschreibungen der Figuren, ohne dabei einen klaren Protagonisten herauszustellen. Dadurch fehlt den Lesern von „Wo die Dunkelheit beginnt“ ein Fixpunkt, an dem er sich orientieren kann und der ihn durch die Handlung führt. Womit man beim zweiten Kritikpunkt ist. Ein wirklich erzählender Plot mit einem Spannungsbogen ist nur punktuell zu erkennen. Ava Sandström verliert sich in Details, die vollkommen unwichtig sind. Und selbst für einen unwirklichen Schauplatz wie Spitzbergen ist die ausufernde Beschreibung einer Schlittenfahrt inklusive der Zubereitung der Hundemahlzeit eher kontraproduktiv.
Erst im letzten Drittel kommt etwas Spannung auf, da jetzt wirklich eine Handlung vorhanden ist, die sogar mit einer überraschenden Auflösung aufwarten kann, die selbst versierte Krimileser in dieser Form nicht auf dem Schirm haben werden. Stilistisch kann der Roman durchaus überzeugen. Die Sprache wirkt oft ein wenig konstruiert, passt aber sowohl zum Schauplatz, als zu den agierenden Figuren.
Mein Fazit:
Eines muss man ganz klar sagen: „Wo die Dunkelheit beginnt“ von Ava Sandström ist weder Krimi-noch Thriller. Wer das erhofft und erwartet, wird von diesem Roman ziemlich enttäuscht werden. Wer jedoch mehr über das Leben auf Spitzbergen erfahren möchte, wer erleben will, wie Menschen dort leben und wer einen Roman in einer fast klassisch zu bezeichnenden Erzähltradition erleben will, der sollte sich dieses Buch holen und lesen – und wird sicher nicht frustriert sein, wenn er es beendet hat.
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- Buchinfos:
- Serie: Keine
- Verlag: Droemer
- Seiten: 400
- Veröffentlichung: 14.1.2022
- Formate: Buch, eBook
- Buch-ISBN: 9783426305911