Um was geht es in „Kellergrab“ von Paul Cleave?
Der siebenjährige Zack Murdoch ist das, was viele ein schwieriges Kind nennen. Er ist oft vorlaut, altklug und hat einen besonders starken Willen. Immer wieder droht er damit, abzuhauen. Nach einem Besuch auf dem Jahrmarkt, an dem Zach mal wieder seiner Wege gegangen ist, eskaliert die Sache. Am nächsten Morgen ist er verschwunden. Seine Eltern Cameron und Lisa sind ratlos. Die Polizei und mit ihr Ermittlerin Rebecca Kent sind zur Stelle. Auch die Journalisten bekommen Wind von der Sache, denn Cameron und Lisa sind ein bekanntes Autorenpaar, das Krimis schreibt und sich in Interviews immer wieder damit brüstet, in der Lage zu sein, das perfekte Verbrechen zu begehen.
Kritik zu dem Thriller „Kellergrab“:
Der neuseeländische Schriftsteller Paul Cleave zählt seit dem Erfolg seines Debütromans „Der siebte Tod“, der ein internationaler Bestseller war, zu den Autoren, die ungewöhnliche Plots mit starken Charakteren und einer Prise schwarzen Humor würzen. In seinem aktuellen Roman „Kellergrab“ ist es genau diese Mischung, die er seinen Leserinnen und Lesern erneut anbietet. Anders als man vermuten mag, steht aber nicht die Ermittlungsarbeit von Rebecca Kent im Vordergrund, sondern die Situation der Eltern.
Cameron und Lisa sind verzweifelt, zumal die öffentliche Meinung zusätzlich Druck auf sie ausübt. Manche glauben, dass sie mit dem Verschwinden des Kindes ihren neuen Roman pushen wollen, andern behaupten, sie wollten ihr vollmundiges Versprechen nach einem perfekten Verbrechen wahrmachen und wieder andere sind der Meinung, dass es nur ums Geld geht. Diese Aspekte hat Paul Cleave überaus anschaulich und vor allem authentisch geschildert, was ein Indiz dafür ist, dass er in dieser Thematik intensiv recherchiert und womöglich auch mit betroffenen Eltern gesprochen haben muss.
Gezeigt wird das durch die Augen des Ich-Erzählers Cameron Murdoch. Der Leser kann in das Seelenleben des Vaters eintauchen. Von Seite zu Seite, von Kapitel zu Kapitel in „Kellergrab“ spürt man die innere Zerrissenheit und die Verzweiflung eines Vaters, der wissen möchte, was mit seinem Sohn passiert ist. Schonungslos zeigt der Autor auf, was mit einem Menschen geschieht, wenn die Hetzjagd der Meute beginnt und es keine Rolle spielt, ob die in den Raum geworfenen Beschuldigungen richtig sind oder nicht. Mehr und mehr hat man als Leser Angst, dass Cameron sich und den Boden unter den Füßen verliert. Zumal es Paul Cleave sehr gut gelingt, auch die einfühlsame Seite der Ermittlerin Rebecca Kent darzustellen.
Doch natürlich ist „Kellergrab“ nicht nur das ausufernde Psychogramm eines Vaters in einer extremen Belastungssituation. Es ist in erster Linie ein Thriller, der eine spannende Handlung braucht und in der der Schriftsteller falsche Spuren legt, um seine Leser in die Irre zu führen. Immer wieder gibt es Twists und Wendungen, die man nicht erwartet hat und die dafür sorgen, dass die Lesenden nicht mehr wissen, wem sie noch glauben, geschweige denn vertrauen können. Das alles gipfelt in eine Auflösung, die selbst für hartgesottene und routinierte Thrillerleser eine dicke Überraschung sein wird.
Mein Fazit:
Paul Cleave legt mit „Kellergrab“ einen überaus lesenswerten Roman vor, der gekonnt mit den Gefühlen seiner Figuren und seiner Leser spielt. Sein flotter Schreibstil sorgt, dafür, dass man dieses Buch nur schwer aus der Hand legen kann, und der immer wieder eingestreute schwarze Humor ist so etwas wie das Salz in dieser scharfen, wohlschmeckenden Suppe. Volle Kaufempfehlung für ein wahrlich ungewöhnliches Buch.
„Kellergrab“ von Paul Cleave kaufen:
- Anzeige: Buch bestellen bei:
- Amazon
- Thalia
- Hugendubel
- Weltbild
- Buchinfos:
- Serie: Keine
- Verlag: Piper
- Seiten: 432
- Veröffentlichung: 31.3.2022
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783492317030