Um was geht es in „Die letzten Tage unserer Väter“?
Im Herbst 1941 ist der Zweite Weltkrieg in vollem Gange. Daher machen sich junge Franzosen mit Unterstützung des SOE, einem Ableger des Secret Service daran, als Undercoveragenten gegen die Nazis ausgebildet zu werden. Einer von ihnen ist Paul-Emilie, der mit seinem Vater in Paris lebt. Über einige Umwege kommt er nach London, wo er die Ausbildung als Untergrundkämpfer erhält. Dort lernt er zwanzig weitere Männer und Frauen kennen, die, wie er, für ihr Land einstehen wollen. Einer von ihnen in Claude, der als Pfarrer eher das geistige Gut verteidigen wollte und jetzt an der Waffe mit starken Gewissensbissen zu kämpfen hat. Da sind Alain und Faron, die ebenfalls mit ihrem Schicksal hadern und da ist noch Laura, in die sich Paul-Emilie Hals über Kopf verliebt. Doch der Kampf gegen den schier übermächtigen Feind fordert seinen Tribut. Vor allem ist er nicht so leicht, wie sich das alle während ihrer Ausbildung vorgestellt haben.
Kritik zu dem Buch von Joël Dicker:
Wer glaubt, dass es sich bei „Die letzten Tage unserer Väter“ um den neuen Roman des Schriftstellers Joël Dicker handelt, wird überrascht sein zu erfahren, dass es sein Debütroman ist, der vor seinem Welterfolg „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ veröffentlicht wurde und der nunmehr auch den Weg in die deutsche Übersetzung gefunden hat.
Wer die bisherigen Bücher des aus der Schweiz kommenenden Autors kennt, wird aus mehreren Gründen überrascht sein. Mit rund 430 Seiten ist der Roman deutlich dünner als seine anderen Werke. Und die Geschichte ist weit weniger verschachtelt als Harry Quebert, Stephanie Mailer oder die der Baltimores. Doch das ist überhaupt kein Problem. Im Gegenteil. Joël Dicker legt den Fokus auf seine Charaktere und hier insbesondere auf die Attribute, die sich aus der Ausbildung und ihres späteren Einsatzes her heraus entwickeln: Angst, Mut, Tapferkeit und Feigheit. Es ist wirklich brillant, wie sich der Schriftsteller in seine Figuren hineinversetzt und den Leser an ihrem jeweiligen Schicksal teilhaben lässt. Dabei ist vor allen Dingen die emotionale Tiefe, die immer wieder berührt und stellenweise für mehr als einen dicken Kloß im Hals sorgt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Schriftsteller erst Mitte zwanzig war, als er „Die letzten Tage unserer Väter“ verfasst hat.
Was ebenfalls überzeugt ist der packende Erzählstil, der selbst kleine Längen im Plot verzeiht. Sehr positiv ist die akribische Recherche, die Joël Dicker vorgenommen haben muss, um die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges so authentisch zu schildern. Dass manche Szenen dabei leicht ins Pathetische abdriften, vergibt man gerne. Vor allem, wenn Paul-Emilie beginnt, seinem Vater Postkarten zu senden, um ihm vorzugaukeln, dass es ihm gut geht.
Mein Fazit:
Wer Joël Dicker bisher mochte, wird „Die letzten Tage unserer Väter“ sicher mit Genuss lesen. Ein mehr als beeindruckendes Debüt, dass schon damals zeigte, welches schriftstellerisches Potenzial in diesem Autor schlummert. Die Erwähnung beim renommierten französischen Literaturpreis Prix littéraire de I´armée de terre versteht sich da fast von selbst. Warum der Roman allerdings erst jetzt in Deutschland erscheint, ist schwer zu verstehen. Wichtig ist, dass er nunmehr veröffentlicht wurde und das man sich an dieser mehr als bewegenden Geschichte erfreuen kann.
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- Buchinfos:
- Serie: Keine
- Verlag: Piper
- Seiten: 416
- Veröffentlichung: 28.4.2022
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783492071383