Anmerkung: „Kinder des Aufbruchs“ ist der 2. Band mit den Schwestern Emma und Alice von Claire Winter.
Um was geht es in „Kinder des Aufbruchs“ von Claire Winter?
Sechs Jahre sind seit dem Mauerbau vergangen. In West-Berlin lernt Emma, die in ihrem Beruf als Dolmetscherin sehr erfolgreich ist, die Sängerin Irma Assmann kennen. Als sie ihrer Zwillingsschwester Alice, die als Journalistin für einschlägige linke Zeitungen und Magazine arbeitet ist diese skeptisch. Durch Alice Verbindungen zu diversen Fluchthilfe-Organisationen befürchtet diese, dass Irma als KGB-Agentin im Westen sein könnte. Doch Emma plagen noch weitere Sorgen. Nach einer Fehlgeburt ist ihr Verhältnis zu ihrem Mann Julius alles andere als gut. Als der Schah West-Berlin besucht und Studentenunruhen beginnen rücken auch die Männer von Emma und Alice in den Blickpunkt. Und dann kommt es zu einem Todesfall, der beide Pärchen zwischen die Fronten der Geheimdienste bringt.
Kritik zu dem Roman von Claire Winter:
Nach ihrem Bestseller „Kinder ihrer Zeit“ legt die deutsche Schriftstellerin Claire Winter mit „Kinder des Aufbruchs“ die Fortsetzung vor, deren Handlung sechs Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils angesiedelt ist. Ausgangspunkt ist der Besuch des Schahs in West-Berlin und die Studentenunruhen, die eine Folge des Todes von Benno Ohnesorg sind. Wer bereits Bücher von der Schriftstellerin gelesen hat, wird wissen, dass sie eine sehr akribische Rechercheurin ist, und ausgesprochen viel Wert auf eine detailgenaue und authentische Darstellung legt. Genau das liefert auch dieser Roman wieder ab.
Es ist wirklich erstaunlich, wie gut Claire Winter es schafft, die Rolle der Geheimdienste in den 1960er Jahren in Deutschland, zusammen mit der 68er-Bewegung und der Berichterstattung der Presse einzufangen und in ihre fiktionale Handlung einzubetten. Dabei ist vor allem sehr erwähnenswert, dass in „Kinder des Aufbruchs“ auf die klassische gut und Böse-Strategie verzichtet wird. Ihre große Stärke ist es, bei der Story und insbesondere bei den Charakteren, die Grautöne zu erfassen, die genau zwischen diesen beiden Polen liegen.
Und so fiebert man über die gesamte Länge der rund 560 Seiten mit den Zwillingsschwestern und ihren Familien mit. Dabei erlebt man, wie Alice von Schuldgefühlen geplagt wird, weil einer der Fluchthelfer ein Maulwurf ist. Oder man einen elfjährigen Jungen kennen, der aus einem Waisenhaus flieht und sich in Emmas Auto versteckt. Dass diese Ereignisse zudem noch einen unmittelbaren Zusammenhang haben, bemerkt man allerdings erst später.
Claire Winters Erzählstil ist auch in „Kinder des Aufbruchs“ gewohnt flüssig. Durch gut gewählte Perspektivwechsel macht sie es den Lesern leicht, in die Geschichte einzutauchen. Daher sind Vorkenntnisse aus dem ersten Teil nicht zwingend erforderlich, jedoch vervollständigen sie das Bild der einzelnen Charaktere, zumal der erste Teil mehr als lesenswert war und ist.
Mein Fazit:
Wer glaubt, dass historische Romane langatmig und trocken sind, hat noch kein Buch von Claire Winter gelesen. In „Kinder des Aufbruchs“ nimmt sie ihre Leser mit in die Zeit der Berliner Studentenunruhen und erweckt die jüngere deutsche Vergangenheit überaus anschaulich zum Leben. Ein toller Roman, der fesselt, unterhält und gleichzeitig auch bildet, was durch die Zusatzinformationen am Ende noch hervorragend abgerundet wird. Somit hat die Autorin erneut einen Roman abgeliefert, den man vorbehaltlos empfehlen kann.
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- Buchinfos:
- Serie: Emma und Alice 2
- Verlag: Diana
- Seiten: 560
- Veröffentlichung: 2.11.2022
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783453292666