Um was geht es in „Der Riss“ von Thilo Winter?
In er Antarktis wurden kürzlich knapp einhundert Vulkane entdeckt, von denen man nicht weiß, ob diese noch aktiv sind. Daher wird die Vulkanologin Viktoria Rauwolf auf die Forschungsstation Neumayer III geschickt, um genau dies herauszufinden. Doch Antonia hat andere Pläne. Die Vulkane sind für sie nur ein Vorwand, um ihren Bruder Emilio zu finden, der bei einer Expedition mit seinem Kollegen Pietro Maltatesta verschollen ist. Dieser hatte jedoch ganz anderweitige Ziele und war auf der Suche nach Diamanten. Bereits der Empfang auf der Forschungsstation ist für Antonia alles andere als kameradschaftlich. Hier wird schnell klar, dass sie nicht sonderlich erwünscht ist. Trotzdem setzt sie sämtliche Hebel in Bewegung, um ihren Bruder zu finden, nicht ahnend, welche Mechanismen sie auslöst, denn der Profit steht für einige über allem.
Kritik zu dem Thriller von Thilo Winter:
Hinter dem Namen Thilo Winter verbirgt sich ein renommierter deutscher Wissenschaftsjournalist, der mit „Der Riss“ nunmehr einen Thriller vorlegt. Damit bewegt er sich im Rahmen von Kollegen wie Douglas Preston und Lincoln Child oder auch Matthew Reilly, die ebenfalls diesen Schauplatz bereits in ihrem Schaffen verarbeitet haben. Und genau so liest sich der Roman auch. Elemente des britischen Doppelnullagenten mit der Lizenz zum Töten finden hier ebenso Einkehr wie spektakuläre Actionszenen, wie man sie von einem Hollywood-Blockbuster her kennt. Dazu werden geschickt wissenschaftliche Fakten eingebaut und das Ganze mit überraschenden Kehrtwendungen und gut gesetzten Cliffhangern garniert. Natürlich ist das nicht neu und geht auch nicht sonderlich tief, aber es unterhält auf durchaus gutem Niveau, denn Thilo Winter besitzt einen Schreibstil, der den Leser abholt.
Das macht seine Hauptfigur in „Der Riss“ auf dem ersten Blick nicht. Antonia Rauwolf ist eher so etwas wie eine Anti-Heldin. Sie ist impulsiv und unvernünftig und muss immer wieder in ihre Schranken verwiesen werden. Dadurch werden manche Leser Probleme haben, sich wirklich mit ihr zu identifizieren. Allerdings macht dies auch den Reiz des Romans aus. Der eigentliche Star des Thrillers ist jedoch der Schauplatz. Natürlich ist die Antarktis für jeden Schriftsteller ein faszinierendes Klimakterium.
Allein der isolierte Rahmen liefert viele Möglichkeiten, die „Der Riss“ sehr gekonnt nutzt, denn das menschenfeindliche Klima verhindert einfach, dass unsere Spezies so leben und reagieren kann, wie sie es auf anderen Flecken des Planeten gewohnt ist. Genau dafür nimmt sich Thilo Winter auch Zeit und baut interessante Hintergründe in seine Handlung ein. Nachdem der Plot durch Schießereien, Explosionen und Verfolgungsjagden zu einem passablen Ende gebracht wurde, wird es noch einmal ernst, denn in einem sehr lesenswerten Nachwort, setzt sich der Autor fundiert mit der Antarktis auseinander und liefert dem Leser zahlreiche interessante Informationen.
Mein Fazit:
Wer Romane von Dan Brown, Michael Crichton oder Douglas Preston und Lincoln Child in seinem Regal hat, kann jetzt einen deutschen Kollegen dazustellen. Thilo Winter legt mit „Der Riss“ einen Wissenschaftsthriller vor, der in dieser Liga mitspielen kann. Sicher, der Thriller erfindet das Genre nicht neu und bedient sich vieler Bausteine, die auch seine Kollegin in ihren Werken verwendet haben. Trotzdem macht der Roman Spaß, ist gut zu lesen und daher eine Empfehlung für alle, die gute Unterhaltung mit etwas fundiertem Hintergrund zu schätzen wissen.
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- Buchinfos:
- Serie: Keine
- Verlag: Lübbe
- Seiten: 384
- Veröffentlichung: 27.1.2023
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783404188819