Anmerkung: Der Roman „Der Morgen“ ist der 1. Band der Art Mayer-Reihe von Marc Raabe.
Um was geht es in „Der Morgen“ von Marc Raabe?
Ein eiskalter Winterabend in Berlin. Nach einem Auffahrunfall macht sich der Fahrer eines Kleinlasters aus dem Staub. Auf der Ladefläche erwartet die Polizisten eine böse Überraschung. Dort wird die Leiche einer Frau gefunden, genauer gesagt, die Ehefrau des Gesundheitsministers. Zu allem Überfluss hat der Täter die Adresse des Bundeskanzlers Henrik Westphal auf ihren Körper geschrieben. Die Behörden sind alarmiert, da der G20-Gipfel in Berlin unmittelbar bevorsteht. Der Kanzler besteht darauf, dass Artur Mayer, von allen nur Art genannt, die Ermittlungen übernimmt. Nach einem Streit mit dem Polizeipräsidenten hat dieser den Dienst quittiert. Jetzt ist er zurück und soll mit der jungen Kommissariatsanwärterin Nele Tschaikowski die Untersuchungen aufnehmen. Diese gestalten sich schwierig, da es einem Hacker gelungen ist, den Vorfall auf seinem Videokanal öffentlich zu machen. Zumal die Erkundigungen alte Wunden aufreißen, die längst verheilt sein sollten.
Kritik zu dem Thriller von Marc Raabe:
Mit seinen Tom-Babylon-Romanen hat sich Marc Raabe in die erste Liga der deutschen Thrillerautoren geschrieben. Jetzt legt er mit „Der Morgen“ den Auftakt um sein neues Ermittlerduo Art Meyer und Nele Tschaikowski vor. Wer sich für die Printausgabe entscheidet, wird sicher über die auffällige Aufmachung gestoßen sein. Das grelle, pinkfarbene Cover ist für einen Thriller mehr als ungewöhnlich und setzt mit dem schwarzen Buchschnitt Akzente, die auf jedem Fall ins Auge fallen.
Akzente will Marc Raabe aber auch mit dem Inhalt seiner Geschichte setzen. Knappe 600 Seiten umfasst der Roman, was für einen Thriller schon eine echte Ansage ist und die Frage aufwirft, ob es dem Autor gelingt, die Spannung über diese Länge zu halten. Erzählt wird die Story auf zwei unterschiedlichen Zeitschienen. Einmal in der Gegenwart, in der es um die Ermittlungen rund um den Fund der Frauenleiche geht und einmal in der Vergangenheit. Genauer gesagt am Ende der 1990er Jahre, in der das ehemalige Heimkind „Boxer“ versucht, Anschluss an eine Gruppe Jugendlicher zu finden, von denen er zuvor drangsaliert wurde. Der Junge hat sich in ein älteres Mädchen verliebt und absolviert eine Mutprobe, die aus dem Ruder läuft und weitreichende Folgen hat, die bis in die Gegenwart reichen. Genau diese gilt es in „Der Morgen“ zu entdecken. Dafür hat sich Marc Raabe einiges einfallen lassen. Sein Schreibstil ist absolut fesselnd, zumal er mit Themen wie dem Ukrainekrieg oder der Energiekrise für höchste Authentizität sorgt, auch die Tatsache, dass der Bundeskanzler in diese Story verstrickt ist, ist etwas Besonderes.
Abgerundet wird das durch ein gegensätzliches Ermittlerduo. Auf der einen Seite der Diabetiker Art Meyer, der ein wenig ruppig wirkt, aber einen durchaus sanften Kern hat. Auf der anderen Seite die junge, aufstrebende Kommissarin Nele Tschaikowski, die beweisen will, dass mehr in ihr steckt, als nur die Verwandte des Polizeipräsidenten zu sein. Mit flotten Dialogen gelingt es dem Autor auch hier, für absolute Kurzweil zu sorgen.
So baut sich die Spannung kontinuierlich auf und der Leser schaut gespannt zu, wie das alles zusammenhängt. Das der Plot in einen wirklich exzellenten Showdown gipfelt, ist dann die Kirsche auf der Sahne.
Für Thrillerfans ist „Der Morgen“ von Marc Raabe fast schon Pflichtlektüre. Der Auftakt um Art Meyer und Nele Tschaikowski ist trotz der Länge keine Sekunde langweilig. Im besten Sinne des Wortes ein Pageturner, nachdem man sich riesig auf den zweiten Band freuen kann.
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- Buchinfos:
- Serie: Art Mayer 1
- Verlag: Ullstein
- Seiten: 592
- Veröffentlichung: 30.3.2023
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783864932052