Der Roman „Engelsgabe“ ist der insgesamt 8. Band der Ewert Grens-Reihe von Anders Roslund.
Um was geht es in dem Kriminalroman „Engelsgabe“?
Schweden als Traumziel für einen Neuanfang. Diese Hoffnung haben zwei junge Frauen, als sie in Stockholm ankommen und hoffen, hier eine neue Heimat zu finden. Doch die Wahrheit sieht anders aus. In einer schäbigen Wohnung müssen sie sich und ihren Körper wieder und wieder für Sex verkaufen. Dabei nehmen ihre Peiniger keine Rücksicht. Ihre Besitzer holen alles raus, was möglich ist. Als die ausgemergelten Frauen nicht mehr attraktiv genug sind, werden ihnen die Organe entnommen, und zum Verkauf angeboten. Als Kriminalkommissar Ewert Greens mit den Ermittlungen betraut wird, ist er schockiert, was den Opfern angetan wurde. Festentschlossen setzt er alles daran, um die Hintermänner zu kriegen und dem unsäglichen Treiben ein Ende zu bereiten. Doch der Fall ist schwieriger als gedacht. Eine Spur führt Ewert in die eigenen Reihen und von einem Moment auf den anderen wird er mit seiner Vergangenheit konfrontiert.
Kritik zu dem Buch von Anders Roslund:
Nach „Geburtstagskind“ und „Schlaft, Kinder, schlaft“ ist „Engelsgabe“ der dritte Ewert-Greens-Roman, für den Anders Roslund sich alleine verantwortlich zeichnet (an den vorherigen Bänden war Börge Hellström beteiligt). Und in diesem Fall ist es ziemlich starker Stoff. Die Themen Menschen- und Organhandel und Zwangsprostitution werden hier schonungslos behandelt. Immer wieder gibt es Kapitel, in denen das Leid der jungen Frauen dargestellt wird. Dies aber nicht plakativ und reißerisch, sondern stets im Kontext der Handlung, was dafür sorgt, dass der Krimi eine geradezu erschreckende Authentizität bekommt. Zumal Anders Roslund an vielen Stecken eher das Kopfkino des Lesers bemüht, als Szenen ausufernd zu beschreiben. Gerade deshalb sollte man sich bewusst machen, dass es zahlreiche Triggerpunkt geben kann, weshalb zartbesaitete Gemüter einen Bogen um den Roman machen sollten.
Wer sich dem stellt, wird in „Engelsgabe“ zudem mit einer interessanten Hauptfigur belohnt. Ewert Greens steht kurz vor der Pensionierung und ist ein Eigenbrötler, der kaum jemanden an sich heranlässt. Die ermittlungstechnische Arbeit wird sehr genau dargestellt, was ebenfalls dafür sorgt, dass der Kommissar recht schnell an Kontur und Farbe gewinnt. Er schafft es trotzdem, das Herz des Lesers zu erobern, der mit ihm hofft, dass er die Hintermänner zur Strecke bringen kann.
Wer bereits einen der anderen Romane von Anders Roslund gelesen hat, kann sich über ein Wiedersehen mit Figuren wie Mariana oder Piet Hoffmann freuen. Gerade der letztgenannte ist ein Charakter, den der Autor selbst gerne zum Freund hätte. Vorkenntnisse der vorherigen Bücher sind nicht zwingend erforderlich, da es innerhalb der Geschichte ausreichend Erklärungspunkte gibt, was das Verhältnis der Figuren untereinander angeht.
Mein Fazit:
Sicher gibt es nordische Krimis wie Sand am Meer, und manch einer wird sich fragen, ob auch dieser Krimi gelesen werden muss. „Engelsgabe“ ist dahingehend ein Highlight, weil er wegen seiner dichten Atmosphäre und der Komplexität der Handlung Pluspunkte sammeln kann. Hinzu kommt ein starkes, stellenweise schockierendes Thema, sympathische und glaubhafte Charaktere und subtil eingesetzte Spannung, die sich hervorragend über das Buch verteilt. Daher bekommt der Roman von Anders Roslund eine Kaufempfehlung für Krimifans, die hier voll und ganz auf ihre Kosten kommen.
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- Buchinfos:
- Serie: Ewert Grens 8
- Verlag: Ullstein
- Seiten: 512
- Veröffentlichung: 29.6.2023
- Formate: Buch, eBook
- Buch-ISBN: 9783864932045