Um was geht es in „Ihr wollt es dunkler“ von Stephen King?
Mit seiner fast schon legendären Novellensammlung „Frühling, Sommer, Herbst und Tod“, die erstmals 1984 in Deutschland erschien, hat Stephen King eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er in diesem Segment ebenfalls ein hervorragender Schriftsteller ist. Seitdem gab es immer wieder Bücher mit Kurzgeschichten oder Novellen. So auch in seinem neuesten Werk „Ihr wollt es dunkler“, dass mit satten 736 Seiten daherkommt und insgesamt zwölf Geschichten beinhaltet.
Kritik zu der Novellensammlung von Stephen King:
Dreh- und Angelpunkt ist dabei sicher „Danny Coughlins böser Traum“. Mit 222 Seiten eher ein Roman und der längste Text in diesem Buch. Danny lebt in einem Trailerpark in Kansas und ist Hausmeister der örtlichen Highschool. Im Traum wird er zu einer verscharrten Leiche geführt, die ihm ihrerseits den schlimmsten Alptraum verschafft, den er sich vorstellen kann. „Danny Couglins böser Traum“ erzählt in der typisch kingschen Art eine Geschichte über die Frage, wie Schuld und Unschuld miteinander verwoben sind. Allein für diese Story lohnt sich „Ihr wollt es dunkler“.
Daneben sind mit „Zwei begnadete Burschen“, „Klapperschlangen“ und „Der Antwortmann“ drei Novellen am Start. Echte King-Fans werden sich vor allem über „Klapperschlangen“ freuen, in der Vic Trenton für eine Weile das Haus eines Freundes bezieht und dabei dessen skurrile Nachbarin Mrs Bell kennenlernt. Recht schnell gerät er in deren Bann. Wer bei dem Namen Vic Trenton kurz an Kings Roman „Cujo“ denkt, liegt richtig. King bezieht sich in dieser Novelle auf die Figur seines damaligen Romans und liefert somit eine Fortsetzung, die eigentlich keine Fortführung sein soll.
Eine weitere Perle ist die Novelle „Der Antwortmann“, die das Buch beschließt und in der der frische Harvard Absolvent Phil Parker eine Entscheidung treffen muss. Dabei soll ihm der Antwortmann helfen, den er zufällig trifft und der von sich sagt, zu jeder Frage eine Antwort zu haben. Allein die philosophische Tiefe, die Stephen King in diese Story legt, ist es ein weiterer Höhepunkt dieser Sammlung. Und einmal mehr zeigt er hier, was für ein vielseitiger Schriftsteller er ist.
Und dann sind da noch die Kurzgeschichten, die ebenfalls eine enorme Bandbreite zeigen und die zwischen 11 und 47 Seiten lang sind. Hier sind es insbesondere die beiden ganz kurzen Storys, die begeistern. In „Der fünfte Schnitt“ geht es um einen älteren Mann, dem sein Morgenritual – im Central Park die Times zu lesen, eine ungewöhnliche Beichte beschwert. Kurz und böse trifft es am besten, wenn man diese tolle Geschichte beschreiben möchte.
In „Das rote Display“ verhört Winston einem Mann, der seine Frau ermordet haben soll und ihm dabei eine mehr als bizarre Geschichte auftischt. Auch hier erzählt King eine perfide Story, die richtig gut ist und auf den Punkt kommt.
Ist wirklich alles Gold, was hier glänzt?
Nicht ganz. Mit „Laurie“, in der ein älterer Witwer einen Welpen geschenkt bekommt und kurz darauf eine gefährliche Begegnung hat, und „Finn“, in der die namensgebende Hauptfigur in eine ausweglose Situation gerät, konnte ich persönlich nicht so viel anfangen. Zumal gerade „Finn“ mit unnötiger Brutalität, daherkommt.
Sieht man von diesen beiden Storys ab, lohnt sich „Ihr wollt es dunkler“ allemal und unterstreicht den Stellenwert, den Stephen King als Erzähler besitzt. Wie kaum ein anderer Schriftsteller verbindet er unterschiedliche Genres und Tiefe zu einer Mixtur und schafft dabei immer wieder Perlen wie den „Antwortmann“, den man sich in Anbetracht der globalen Umstände oft wünschen würde.
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- Buchinfos:
- Serie: –
- Verlag: Heyne
- Seiten: 736
- Veröffentlichung: 30.5.2024
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783453274723