Über Agatha Christies Miss Marple-Krimis:
Als Jane Marple 1930 das Licht der literarischen Welt erblickte, war ihre Schöpferin, die 1890 in Torquay geborene Kriminalschriftstellerin Agatha Christie, schon hochberühmt. 1926 hatte sie mit „Alibi“, ihrem sechsten Roman, ein geniales Meisterstück verfasst, das ihr den endgültigen Durchbruch als Autorin von Weltliteratur verschaffte. Das Lob der Presse bezog sich auch auf die klatschliebende Schwester des Täters. Eine solche Figur wünsche man sich öfters. Mit der Erschaffung von Miss Marple, einer älteren neugierigen Amateurdetektivin mit schrulligen Eigenheiten, gab Agatha Christie diesem Wunsch nach.
Wie bei vielen anderen Figuren von Christie gab es auch bei Jane Marple ein Vorbild aus der realen Welt. Es war Agathas Großmutter Mary Ann West, der man tiefgründige Menschenkenntnis nachsagte, hinter den vielen glänzenden Fassaden eine abgrundtiefe Schlechtigkeit zu vermuten, genau wie Miss Marple. Seit 1930 lauert das Böse daher auch in dem kleinen St. Mary Mead, ihrem fiktiven Wohnort. Die wahren Täter der dortigen Morde trauen es ihr nie zu, die sorgsam verwischten Spuren ihrer Verbrechen aufzudecken, weil sich die Detektivin als geschwätzige alte Jungfer darstellt, deren bohrende Neugierde völlig harmlos zu sein scheint.
Aber dahinter versteckt sich in Wahrheit ein hohes detektivisches Gespür. Falsch gelegte Fährten werden von ihr entlarvt, nicht zuletzt dank hervorragender Kenntnisse einer Vielzahl von Giften und ihrer Wirkungen. Es ist kein Zufall, dass zu den 16 aufgeklärten Morden von Miss Marple 5 Giftmorde zählen. Agatha Christie hatte sich dieses Wissen im Ersten Weltkrieg als Apothekenassistentin in einem Feldlazarett angeeignet.
Von der hochintelligenten Jane Marple aufgespürt, entlarvt oder in eine Falle gelockt, so enden schließlich die Schicksale der Täter in den 12 Romanen und 21 Kurzgeschichten dieser Protagonistin, zwar in Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei, aber ohne ihren angeblichen Helfer, den Bibliothekar Stringer. Er wurde in den Filmen mit Margaret Rutherford einfach hinzugedichtet, sehr zum Ärger von der Autorin und einiger Leser. Auch ansonsten war sie mit diesen Verfilmungen unzufrieden. Sie hatte Jane Marple als schlanke, kultivierte, zerbrechliche Dame geschildert, nicht stämmig und eher komödiantisch. Doch die Filme machten Miss Marple noch populärer, was zur Versöhnung mit Agatha Christie beitrug. Die Leserschaft blieb geteilter Meinung.
Das Hauptproblem in der Weiterentwicklung der beliebten Romanfigur ergab sich aus ihrem Alter, das schon 1930 bei über 60 Jahren lag. Das setzte einer Fortschreibung ihrer nicht nur schrulligen, sondern auch gefährlichen Welt der Detektive einige Grenzen, zumindest nach Ansicht der Schriftstellerin, die die meisten ihrer Kriminalromane ihrem Hauptprotagonisten Hercule Poirot widmete. Es war Christie selber, die diese Konstellation im Nachhinein bedauerte. Mit „Ruhe unsaft“ erschien 1976 der zwölfte und letzte Band der Romane einige Monate nach ihrem Tod. Agatha Christie hatte ihn schon 1940 geschrieben.
Anmerkung: Auf dieser Seitewerden nur die Miss Marple-Romane vorgestellt. Hier geht es zu den Büchern mit Hercule Poirot.
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Miss Marple von Agatha Christie in der richtigen Reihenfolge:
- Mord im Pfarrhaus (Roman, 1930) » bestellen
- Der Dienstagabend-Klub (Erzählungen, 1932) » bestellen
- Der Dienstagabend-Klub
- Der Tempel der Astarte
- Die verschwundenen Goldbarren
- Der rote Badeanzug
- Die überlistete Spiritistin
- Der Daumenabdruck des heiligen Petrus
- Die blaue Geranie
- Die Gesellschafterin
- Die vier Verdächtigen
- Eine Weihnachtstragödie
- Das Todeskraut
- Die seltsame Angelegenheit mit dem Bungalow
- Der Fall von St. Mary Mead
- Die Tote in der Bibliothek (Roman, 1942) » bestellen
- Die Schattenhand (Roman, 1943) » bestellen
- Ein Mord wird angekündigt (Roman, 1950) » bestellen
- Fata Morgana (Roman, 1952) » bestellen
- Das Geheimnis der Goldmine (Roman, 1953) » bestellen
- 16 Uhr 50 ab Paddington (Roman, 1957) » bestellen
- Ein diplomatischer Zwischenfall (Erzählungen, 1960) » bestellen
Achtung: Dies ist ein Band mit 5 Hercule Poirot-Geschichten und nur eine Miss Marple-Kurzgeschichte.- Greenshaws Monstrum
- Mord im Spiegel (Roman, 1962) » bestellen
- Karibische Affäre (Roman, 1964) » bestellen
- Bertrams Hotel (Roman, 1965) » bestellen
- Das Schicksal in Person (Roman, 1971) » bestellen
- Ruhe unsanft (Roman, 1976) » bestellen
- Miss Marples letzte Fälle (Erzählungen, 1979)
Anmerkung: Dieser Sammelband erschient erstmals 1979, die Geschichten wurden aber einzeln schon in den 40er – 60er Jahren veröffentlicht.- Das Asyl
- Ein seltsamer Scherz
- Die Stecknadel
- Die Hausmeisterin
- Die Perle
- Miss Marple erzählt eine Geschichte
Alle 21 Kurzgeschichten in dem Band „Miss Marples Fälle“ » bestellen
Kinofilme mit Miss Marple:
Am bekanntesten dürften die Filme mit Margaret Rutherford sein. Was eigentlich verwunderlich ist, denn nur der erste Film „16 Uhr 50 ab Paddington“ basiert auf einem Marple-Roman von Agatha Christie. Bei den beiden folgenden Filmen „Der Wachsblumenstrauß“ und „Vier Frauen und ein Mord“ wurden einfach zwei Hercule-Poirot-Romane umgeschrieben. Der vierte und letzte Film mit Margaret Rutherford, „Mörder ahoi!“, hat gar keine literarische Vorlage. Dennoch waren die Filme ein Riesenerfolg und machten die Hobbydetektivin weltberühmt.
Die vier Filme mit Margaret Rutherford » bestellen
1980 erschien mit „Mord im Spiegel“ ein englischer Spielfilm mit Angela Lansbury in der Hauptrolle. Angela Lansbury hatte später mit der Krimiserie „Mord ist ihr Hobby“ großen Erfolg und die Figur Jessica Fletcher hat durchaus Ähnlichkeit mit der Miss Marple aus den Büchern.
Mord im Spiegel » bestellen
TV-Serien mit Miss Marple:
In den 80er Jaren gab es zwei Verfilmungen mit Helen Hayes als Miss Marple. Dabei handelte es sich um „Mord mit doppeltem Boden“ (Vorlage: Fata Morgana) und „Das Mörderfoto“ (Vorlage: Karibische Affäre).
Von 1984 bis 1992 erschienen 12 TV-Filme unter dem Serientitel „Agatha Christie’s Miss Marple“, die die Romane wesentlich werksgetreuer adaptierten als die Filme mit Margaret Rutherford. In die Rolle der Detektivin schlüpfte die britische Schauspielerin Joan Hickson. Die Verfilmungen im Überblick:
- Die Tote in der Bibliothek (1984)
- Die Schattenhand (1985)
- Ein Mord wird angekündigt (1985)
- Das Geheimnis der Goldmine (1985)
- Mord im Pfarrhaus (1986)
- Ruhe unsanft (1987)
- Bertrams Hotel (1987)
- Das Schicksal in Person (1987)
- 16 Uhr 50 ab Paddington (1987)
- Karibische Affäre (1989)
- Fata Morgana (1991)
- Mord im Spiegel (1992)
Alle 12 Filme als Miss Marple Collection » bestellen
Seit 2004 gibt es eine weitere TV-Serie mit dem Titel „Agatha Christie’s Marple“. Bisher wurden 6 Staffeln gedreht, aber nur die beiden ersten Staffeln wurden (nicht mal komplett) im deutschen TV gezeigt.