Um was geht es in „Der nasse Fisch“ von Arne Jysch?

Berlin, in den 1920er Jahren. Nach einem Zwischenfall in seiner Heimatstadt Köln versucht Polizist Gereon Rath in Berlin einen Neuanfang. Er landet bei der Sitte, möchte aber eigentlich gerne in die Mordkommission aufsteigen. Als eine Leiche gefunden wird, nutzt der ehrgeizige Rath diese Gelegenheit, um selbst zu ermitteln. Denn die Kollegen kommen nicht voran und stehen obendrein unter enormem politischem Druck. Es geht um organisiertes Verbrechen – eine Nummer zu hoch für Rath, ein Anfänger in diesen Angelegenheiten. Gereon Rath verwickelt sich immer tiefer in den Fall, die Ermittler werden aufmerksam …

Kritik zu dem Comic nach dem Buch von Volker Kutscher:

Graphic Novel "Der nasse Fisch" von Arne JyschDie 1920er, Gereon Rath? Bei wem es jetzt gedanklich klingelt, der hat recht: „Der nasse Fisch“ ist eine Comic-Adaption des Erfolgskrimis von Volker Kutscher. Der übrigens auch schon als TV-Serie „Babylon Berlin“ umgesetzt wurde. Doch obwohl Arne Jysch hier vor der Aufgabe stand, Kutschers Roman von über 500 auf ein handliches Graphic Novel-Format zu kürzen, hält er sich deutlich mehr ans Original als die Fernseh-Variante. So sind beispielsweise die Charaktere Gereon Rath und die Stenotypistin Charly Ritter in der TV-Serie völlig anders dargestellt als im Roman. Arne Jysch hingegen zeichnet sie deutlich näher an dem, wie man die Figuren aus dem Krimi kennt.

Auch sonst vermag die grafische Umsetzung der Story von Volker Kutscher zu gefallen. Zunächst ungewöhnlich mag erscheinen, dass Arne Jysch sich stilistisch ganz im Schwarz-Weiß-Format bewegt. Letzten Endes war das eine gute Entscheidung, drückt die Gestaltung dem Ganzen so doch einen besonderen, ästhetischen Stempel auf. „Der nasse Fisch“ hat die Anmutung eines alten Filmes, ähnelt seitenweise einem Storyboard für einen Hardboiled-Krimi aus der Noir-Ära. Das sprudelnde, dekadente und aufreizende Berlin der 1920er ist wunderbar eingefangen – der Verzicht auf eine Coloration ist dabei ein spannender Gegensatz.

Die dynamischen Panels wirken an keiner Stelle unruhig, obwohl Jysch den Aufbau seiner Seiten mehrfach ändert. Ein schönes Detail sind die in Schreibmaschinen-Typo gesetzten Texte des Erzählers. Detailreich und fein sind darüber hinaus die Zeichnungen, selbst in den Hintergrund-Motiven. Da es keine Farben gibt, arbeitet der Illustrator mit Schatten und Abstufungen von Hell und Dunkel.

Natürlich kann Arne Jysch nicht jeden Handlungsfaden aus dem Roman von Volker Kutscher aufnehmen, wenngleich seine Graphic Novel mit über 200 Seiten bereits sehr üppig ausfällt. Die Straffung der Handlung ist behutsam, aber vernünftig erfolgt und ändert nichts an dem spannenden Plot. Arne Jysch gelingt dabei sogar, das Tempo dauerhaft hoch zu halten, denn mit seinen Kürzungen hat er sich auf wesentliche Erzählstränge konzentriert.

Mein Fazit zur Graphic Novel „Der nasse Fisch“:

Einen sehr gelungenen – man muss es extra erwähnen – deutschen Comic liefert Arne Jysch hier ab, eine hervorragende Buch-Adaption. Die Graphic Novel ist dank ihrer üppigen und detailreichen Bilder und der hervorragend gelungenen Straffung der Originalvorlage sehr nah am Roman „Der nasse Fisch“. Viel näher als, wie schon erwähnt, die Fernsehserie „Babylon Berlin“. Letztere möchte ich auch nicht schlecht reden, im Gegenteil, auch die Serie hat mir gefallen – nur nicht so gut wie die Comicadaption. Doch bei so unterschiedlichen Kunstformen spart man sich besser den direkten Vergleich und ich vergebe auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung für diese Graphic Novel!

Zur Gereon Rath-Reihe von Volker Kutscher.

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Graphic Novel Der nasse Fisch

Der nasse Fisch (Graphic Novel)

  • Arne Jysch
  • Verlag: Carlsen
  • 216 Seiten
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