Über den Autor Colson Whitehead:
Colson Whitehead kam 1969 in New York City zur Welt. Er studierte in Harvard und war danach zunächst kurzzeitig journalistisch tätig – er schrieb Rezensionen für „Village Voice“. Er lehrte an mehreren Universitäten und war an anderen als Residienzschreiber tätig. Sein erster Roman erschien 1999. Der Schriftsteller hat darüber hinaus Kurzgeschichten und Essays veröffentlicht und mehrere Preise gewonnen. Sein bisher bekanntester Roman ist „Underground Railroad“, für den der Autor den Pulitzer Preis bekam. Eine besondere Auszeichnung war auch die Auswahl dieses Romans von Barack Obama für seine persönliche Leseliste für den Sommer. Colson Whitehead ist ein passionierter Pokerspieler und hat darüber ein Sachbuch verfasst.
Die Bücher von Colson Whitehead:
Der Stil des amerikanischen Autors wird als analytisch, nachdrücklich, nüchtern und ruhig beschrieben, bisweilen mit bitterem Unterton (Underground Railroad), ein anderes Mal skurril („Zone One“) oder satirisch („Apex“). In der Begründung der Pulitzer-Jury heißt es, stilistisch nutze Whitehead eine „kluge Verschmelzung von Realismus und Allegorie“. Geistreich und witzig sind ebenfalls Attribute, die man den Romanen des Schriftstellers immer wieder aufs Neue zuschreibt.
Offenbar ist Colson Whitehead sehr wandlungsfähig. Sein Stil passt sich den Themen seiner Romane an, und die sind äußerst unterschiedlich. Während „Underground Railroad“ sich mitunter quälend direkt mit dem Rassismus beschäftigt, ist „Zone One“ ein apokalyptischer Zombie-Roman. Auch das zeitgenössische Amerika ist immer wieder Gegenstand der Romane – in „Underground Railroad“ muss der Leser selbst Vergangenheit und Gegenwart miteinander vergleichen, um die Gesellschaftskritik herauszulesen, in „Apex“ ist sie zynisch gegenwärtig.
Die Bücher von Colson Whitehead lassen sich insgesamt zu der Art Gegenwartsliteratur zählen, die sich mit auch unangenehmer Vergangenheit beschäftigt und deren Auswirkungen auf das Heute beleuchten. Immer wieder geht es bei Whitehead dabei um den Blick auf die afroamerikanische Geschichte, aber auch um die Gegenwart als schwarzer Mittelschichts-Amerikaner, bevorzugt in und um New York. Einem bestimmten Genre verschreibt er sich dabei nicht. Sein erster Roman, „Die Fahrstuhlinspektorin“, enthält Elemente des Kriminalromans, ohne ein Krimi zu sein; „Der letzte Sommer auf Long Island“ ist mehr ein Generationenporträt denn ein Coming-of-Age-Roman.
Whitehead schreibt thematisch anspruchsvolle, aber dennoch unterhaltsam zu lesende Lektüre, die von absurd bis tragisch so ziemlich alles abdeckt, was man sich bei guter Literatur wünschen kann.
Anmerkung: Die Bücher sind keine Serie und können in beliebiger Reihenfolge gelesen werden.
Romane von Colson Whitehead in der Reihenfolge nach VÖ:
- Die Fahrstuhlinspektorin (1999)
- John Henry Days (2001)
- Der Koloß von New York (2003)
- Apex (2006)
- Der letzte Sommer auf Long Island (2009)
- Zone One (2011)
- Underground Railroad (2016) » Rezension
- Die Nickel Boys (2019) » Rezension
- Harlem Shuffle (2021)