Um was geht es in „Alice Matheson“ von Jean-Luc Istin?
Die Krankenschwester Alice Matheson hat ein Geheimnis: Sie ist eine Serienmörderin. Ihre Opfer? Die schwerkranken Patienten des St. Mary’s Hospital in London – schließlich müssten die sich doch ihren Tod wünschen. Dumm nur, dass die Leichen plötzlich nicht mehr tot sein wollen. Nicht nur im Krankenhaus: Ganz London ist in kürzester Zeit von Zombies bevölkert.
Alice hat daneben aber noch ein ganz anderes Problem: Der Direktor des Krankenhauses, Morgan Skinner, scheint etwas von ihren Machenschaften zu ahnen. In ihrem verzweifelten Versuch, belastendes Material über ihren Chef zu finden, entdeckt Alice ein schreckliches Geheimnis. Werden die neuen Erkenntnisse dabei helfen, die Zombie-Apokalypse zu beenden?
Kritik zu den Graphic Novels „Alice Matheson“:
Zombies und eine Serienmörderin – das ist eine interessante neue Kombination zweier Motive, die auch im Comic schon sehr häufig umgesetzt wurden. Jean-Luc Istin hat als Autor bereits Erfahrung mit den in den letzten Jahren sehr beliebten Zombie-Geschichten, auch die Graphic Novel-Version von „Die Nacht der lebenden Toten“ entstammt seiner Feder. Istin ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Szenaristen Frankreichs. Seine Erfahrung merkt man dem gut strukturierten Plot an, dessen Handlungssträngen leicht zu folgen ist, selbst wenn mal zwischen Zeit, Ort und Perspektiven hin- und hergesprungen wird.
Jean-Luc Istin arbeitet bei dieser Reihe mit wechselnden Zeichnern, was in diesem Fall aber keinen großen Mangel an Kontinuität bedeutet. Die Panels sind klassisch aufgebaut, alle Illustratoren halten sich an einen durchgängig eher düsteren, meist gedeckten Stil, der das dramatische Geschehen unterstreicht. Trotzdem kommt auch viel Farbe zum Einsatz, so dass die Zeichnungen nie trist wirken.
Wer beim Thema Zombies vor allem an Splattereffekte denkt, wird in dieser Serie weniger fündig: „Alice Matheson“ setzt mehr auf Story und Charaktere. Dass den Leser die Probleme einer Serienmörderin überhaupt interessieren, liegt an der ausgezeichneten Charakterbildung des Autors. Bereits im ersten Band gelingt es ihm, die Leser mit wenigen Szenen für seine soziopathische Protagonistin einzunehmen.
Die Krankenschwester Alice ist kein moderner Dexter, obgleich dieser Vergleich immer wieder aufkommt. Sie tötet nicht, weil es ihrer Meinung nach nötig ist, sondern weil sie sich nur dann lebendig fühlt. Eine Einstellung, die sich zu hinterfragen lohnt, wenn die Welt um einen herum von lebenden Toten überschwemmt wird.
„Alice Matheson“ ist eine actionreiche Comic-Serie, der wenig daran liegt, Zombies zu zerfleischen. Statt dessen präsentiert die Graphic Novel eine ausgefeilte, intelligent konstruierte Geschichte, die gut illustriert und spannend inszeniert ist.
Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.
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