Sonora ist eine Western-Serie von Jean-Pierre Pécau. Wir stellen hier zuerst den 1. Teil, „Die Rache“, in einer Rezension vor. Darunter werden die einzelnen Titel der Comics in der chronologischen Reihenfolge aufgelistet.

Um was geht es in „Sonora 1: Die Rache“?

Sonora von Jean-Pierre PécauNord-Amerika in den 1850er Jahren: Kalifornien befindet sich mitten im Goldrausch. Tausende brechen auf, um dort ihr Glück zu suchen. Maximilien Bonnot ist nicht wegen der Aussicht auf Reichtum nach Übersee gekommen. Der Ex-Soldat hat die Pariser Barrikaden und die Erlebnisse während der Februarrevolution hinter sich gelassen, weil er auf Rache sinnt. Zusammen mit einem jungen Begleiter sowie einem neuen Colt-Modell, dass Bonnot unterwegs von einem Handelsvertreter bekommt, macht der Franzose sich auf den Weg gen Westen – nach Kalifornien.

Ein Franzose im Wilden Westen? Für den franko-belgischen Comic erscheint es nur konsequent, auch einmal einen Landsmann in die raue Kulisse des Westens zu setzen. Auf das übliche Klischee des einsamen Helden, der Rache sucht, verzichtet Autor Jean-Pierre Pécau in „Sonora – Die Rache“ nicht. Und das, obwohl er seinem Protagonisten eine interessante Vergangenheit zuschreibt. Maximilien Bonnot hat die Revolution von 1848 miterlebt, und was ihm dort widerfuhr, verfolgt ihn noch immer. Bonnot ist ein bitterer, von seiner Vergangenheit geplagter Charakter.

Comic: Sonora 1 - Die Rache

Zum Glück macht ihn dies nicht zu einem sympathischen, strahlenden Helden. Jean-Pierre Pécau hat bereits in dieser ersten Graphic Novel seiner „Sonora“-Reihe eine dichte, komplexe Geschichte zu erzählen. Die Figuren müssen dabei noch ein wenig hintanstehen. Bonnot ist, wenigstens in diesem Band, ein Anti-Held, mit dem man nicht auf Anhieb richtig warm wird. Seine Motivation wird zwar von Seite zu Seite klarer, wenn in Rückblicken die vergangenen Ereignisse rekapituliert werden. Doch bleiben seine Handlungen moralisch fragwürdig. Dass er nicht der typische Gunslinger ist, gefällt da schon wieder mehr. Die Tatsache, dass er im Laufe der Handlung eines der neuen Colt-Modelle geschenkt bekommt – den er auch bald darauf zum Nachteil seiner Gegner benutzt – ist ein netter historischer Seitenhieb.

Graphic Novel: Sonora 1 - Die Rache

Die Story kann die vermeintlichen Schwächen des sperrigen Protagonisten durchaus ausgleichen. Äußerst spannend erzählt Pécau vom kalifornischen Goldrausch, der nur wenige reich machte und viele ruinierte. Mit Liebe zum historischen Detail erklärt der Autor beispielsweise einige Handlungsweisen und selbst festgelegte Richtlinien der Goldgräber.

Zeichner Benoît Dellac illustriert den Wilden Westen grob und rau, wie er zu sein hat; in dunklen, erdigen Tönen, brutal im Detail und insgesamt klassisch in der Ausführung. Maximilien Bonot fällt hier nicht nur wegen seiner Armee-Kleidung oder seines Infanteriesäbels auf. Sein fast weiches Gesicht trägt deutlich europäische Züge, der Unterschied zwischen ihm und den derben Amerikanern ist offensichtlich. Zumindest optisch – denn an Entschlossenheit und Blutdurst mangelt es ihm nicht. So wenig es der Figur auch im Comic „Sonora – Die Rache“ gelingt, die Sympathien des Lesers zu erhaschen, so sehr sticht sie dennoch aus ihrer Umgebung heraus.

Jean Pierre Pecauon: Sonora - Die_Rache

Mein Fazit zur Graphic Novel „Sonora 1 – Die Rache“:

Was an Charakterbildung in „Die Rache“ noch fehlt, machen die interessante und gut recherchierte Geschichte und ihre genretypische gestalterische Umsetzung wett. Westernfans sollten unbedingt einen Blick auf die Graphic Novel riskieren. Denn obwohl der einsame, rachsüchtige Protagonist ein ziemlich ausgelutschtes Klischee ist, geht es in dieser Reihe auch einmal anders. Maximilien Bonnot ist nicht nur kein Amerikaner, er ist auch kein typischer Revolverheld. Trotz einiger Schwächen im Detail ist der Auftakt der „Sonora“-Reihe unterhaltsam zu lesen und schön anzuschauen – eine Empfehlung für Freunde klassischer Westerngeschichten.

Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.

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