Die Comicserie „Der Reverend“ von Christophe Lylian (Autor) und Augustin Lebon (Zeichnungen) ist eine Western-Reihe in zwei Teilen. Wir besprechen hier den ersten Band „Die Teufel von Nevada“ und darunter listen wir die einzelnen Titel der Comics auf.
Rezension zu „Die Teufel von Nevada“ – Der Reverend #1:
Bei einem Postkutschenüberfall im Nevada der 1870er Jahre werden fast alle Passagiere umgebracht. Der kleine Angus überlebt. 15 Jahre später ist aus dem Jungen ein eiskalter Rächer geworden, der sich offiziell als Reverend ausgibt, in Wahrheit aber ein berüchtigter Kopfgeldjäger ist. Als er seiner alten Heimatstadt, dem kleinen Goldgräber-Örtchen Eureka einen Besuch abstattet, wird prompt der Barbier tot aufgefunden. Angus war sein letzter Kunde …
Das Western-Genre erfährt im Comic seit einiger Zeit neuen Auftrieb, obwohl es schon häufig totgesagt wurde. Reihen wie „Der Reverend“ von Christophe Lylian halten es lebendig. Frischen Wind bringt Lylian in „Die Teufel von Nevada“ weniger durch die Geschichte an sich, sondern durch die Art und Weise, wie er sie erzählt.
Denn auf den ersten Blick ist „Der Reverend“ eine für den Western typische Rache-Story, der man kaum neues Leben einhauchen kann. Eine schreckliche Vergangenheit bedingt den Wunsch nach Vergeltung, und diese kommt, mit aller Härte, die dem Genre gebührt. Lylian aber macht deutlich mehr aus diesem klassischen Plot. Mit Elementen des Krimis spielend, konstruiert der Autor geschickt ein spannendes Verwirrspiel. Dabei verrät der erste Band noch nicht zuviel und führt die Charaktere in einer Weise ein, die sich klischeehafter Schwarz-Weiß-Malerei von Gut und Böse zunächst verweigert. Die Geschichte baut Erwartungen auf, die dann meisterhaft nicht befriedigt werden – oder sie erfüllt sie in einer Weise, mit der kaum ein Leser rechnen dürfte.
Angus hat einen Plan, allerdings geht nicht alles glatt. Das bringt viel Dynamik in die interessante Story, die im ersten Band mit einem Cliffhanger beendet wird. Die Figuren sind gelungen: Angus ist kaum der abgestumpfte Killer, den man bei seinem Beruf erwartet. Sein Ruf eilt ihm voraus, doch er ist noch ziemlich jung; er macht Fehler und zeigt sehr menschliche Züge. Auch seine Gegenspieler sind nicht unbedingt die typischen Bösewichte.
Die Zeichnungen von Augustin Lebon sind deutlich weniger realistisch als andere Graphic Novels im Western-Stil. Für das Genre eher unüblich, verwendet Lebon einen fast cartoonhaften Strich – was für viele Szenen erstaunlich passend wirkt, denn in „Die Teufel von Nevada“ ist nicht alles so, wie es zunächst scheint. Setting und die überwiegend erdigen Farbtöne jedenfalls sind ganz und gar im Genre. Insgesamt werden die Illustrationen nicht allen Freunden des guten, alten Westerns gefallen. Die Qualität eines „Blueberry“ erreichen sie nicht. Dafür löst sich die Story umso mehr von alten Klischees.
Mein Fazit zum 1. Reverend-Comic „Die Teufel von Nevada“:
Wenn Geschichten sich anders entwickeln als gedacht, ist das manchmal eine Herausforderung für diejenigen Leser, die ein Genre gerade wegen seiner Erwartbarkeit lieben. Hin und wieder wird versucht, die Grenzen zu sprengen, doch es braucht nicht unbedingt Zombies vor einer Westernkulisse, um dem Wilden Westen neues Leben einzuhauchen.
„Der Reverend – Die Teufel von Nevada“ ist vordergründig eine einfache Erzählung über die Rache eines kleinen Jungen, der zu einem typischen Westernklischee heranwächst. Lylian macht mehr aus dieser Idee. Das funktioniert hervorragend für alle, die keine überwiegend blutige Geschichte mit klaren Feindbildern erwarten. Die Zeichnungen sind hochwertig und gut ausgeführt. An der Mimik könnte Augustin Lebon noch feilen, insgesamt dürfte der sehr comichafte Stil nicht jedem zusagen. Unterm Strich aber eine klare Empfehlung für Western- und Comicfans.
Die Ausgaben sind in einem hochwertigen Großformat (ca. 32 cm x 23 cm) mit festen Einband.
Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.
Reverend-Reihe in der richtigen Reihenfolge:
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