Anmerkung: Der Kriminalroman „Wand des Schweigens“ von Arnaldur Indriðason ist der 4. Band um Kommissars Konráð.
Um was geht es in „Wand des Schweigens“ von Arnaldur Indriðason?
Der Schreck ist groß, als in einem Wohnhaus in Reykjavik ein eingemauertes Skelett gefunden wird. Eyglo, eine Bekannte des pensionierten Kommissars Konráð erinnert sich daran, dass sie als Medium einmal gebeten wurde, in diesem Haus nach etwas Unerklärlichem zu suchen. Die ehemalige Kollegen des Kommissars beginnen mit den Ermittlungen. Nur scheint es keine passende Vermisstenmeldung zu geben. Auch das der Ruheständler eingreift, stößt vielen auf, da er ihnen wichtige Informationen scheinbar vorenthalten hat. So ermittelt Konráð auf eigene Faust und driftet dabei tief in die eigene Vergangenheit ab. Eine Vergangenheit, die alles andere als erfreulich war, denn Konráðs Vater war ein Kleinkrimineller, der sich an Frau und Tochter vergangen hat. Doch Konráð gibt keine Ruhe und stößt auf den Fall eines zwölfjährigen Mädchens, den er selbst bereits bearbeitet hat.
Kritik zu dem Roman von Arnaldur Indriðason:
Der isländische Autor Arnaldur Indriðason legt mit „Wand des Schweigens“ einen weiteren, in sich abgeschlossenen Kriminalroman um Kommissar Konráð vor. Ein Roman, in dem es zahlreiche Querverweise auf den zweiten Band „Das Mädchen an der Brücke“ gibt. Und in dem der Handlungsstrang um Konráðs Vater weitergeht, der sich wie ein roter Faden durch alle bisherigen Bücher der Reihe gezogen hat. Daher empfiehlt es sich, die ersten drei Fälle zu kennen.
Handwerklich ist der Roman so aufgebaut, dass der Schriftsteller mit unterschiedlichen Handlungssträngen arbeitet. Da sind einmal die Ermittlungen von Kommissar Konráð in der Gegenwart, die komplex erzählt werden. Im zweiten Strang werden dann die Ereignisse zu Lebzeiten seines Vaters thematisiert, die der isländische Bestsellerautor überaus atmosphärisch darbietet. Und die durchaus Aufmerksamkeit erfordern, da die Kapitel nicht durch Zeit- oder Ortsangaben voneinander getrennt werden.
Das Lesetempo von „Wand des Schweigens“ ist, wie in den bisherigen Romanen eher verhalten. Arnaldur Indriðason nimmt sich viel Zeit, um sein Setting zu beschreiben und den Leser in die düstere Atmosphäre eintauchen zu lassen. Manch einem wird das zu behäbig sein, doch wer ein Faible für vielschichtige Kriminalromane hat, die nicht auf Action ausgelegt sind, kommt hier voll auf seine Kosten. Zumal es einige Szenen gibt, die ziemlich brutal sind.
Auf die Figurenzeichnung legt Arnaldur Indriðason ebenfalls viel Wert. Das merkt man vor allem an der Hauptfigur in „Wand des Schweigens“, denn er stellt seinen Protagonisten durchaus zwiespältig dar. Konráð ist diesmal mit einer gehörigen Portion Egoismus ausgestattet, die ihn nicht vor Drohungen und Erpressungen zurückschrecken lässt. Manch einem werden diese Charakterzüge nicht gefallen, jedoch unterstreichen sie die Authentizität der gesamten Story. Das wird auch durch eine Menge Sozialkritik untermauert, denn Themen wie häusliche Gewalt, das Leben in sozialen Brennpunkten und Kindesmissbrauch werden hier ebenfalls recht schonungslos thematisiert.
Mein Fazit:
Ein Kriminalroman von Arnaldur Indriðason ist stets alles andere als ein nägelkauender Pageturner. Die große Stärke des Isländers ist es, ein vielschichtiges psychologisches Bild in eine komplexe Handlung zu betten und dadurch eine düstere, fast schon beklemmende Atmosphäre zu erschaffen, die einen nordischen Krimi auszeichnet. Das alles bekommt man bei „Wand des Schweigens“ in Perfektion geboten, sodass man diesen Roman vorbehaltlos empfehlen kann.
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- Infos über das Buch:
- Serie: Kommissar Konráð 4
- Verlag: Lübbe
- Seiten: 304
- Veröffentlichung: 30.9.2022
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783785728246