Anmerkung: Am 1. Januar 2019 erscheint mit „Die Überlebenden der Finsternis“ Band 2 der Reihe.
Die Comicserie „Fulgur“ von Christophe Bec ist auf 3 Bände angelegt. Wir besprechen hier den ersten Teil „Am Boden des Abgrunds“ und listen darunter die einzelnen Bände auf.
Um was geht es in „Fulgur 1: Am Boden des Abgrunds“?
Auf der Suche nach einem versunkenen Schiff – und vor allem dessen Schatz – will ein amerikanischer Geschäftsmann im Jahre 1910 eine abenteuerliche Fahrt unternehmen. Unterstützt wird er dabei vom französischen Forscher Dr. Claudian. Denn der hat einen revolutionären Antrieb für ein U-Boot entwickelt. Mit der „Fulgur“, die angeblich eine Wassertiefe von über 4000 Metern schafft, soll das Kunststück gelingen, den Goldschatz aus der Tiefsee zu bergen. Doch auf dem Grund des Meeres lauern unvorstellbare Gefahren auf die Crew …
Jules Verne lässt grüßen! Jedenfalls drängt sich dieser Vergleich wohl automatisch auf, betrachtet man Zeit und Szenario. Allerdings war Jules Verne 1910 bereits tot, und 20.000 Meilen tief geht es in „Am Boden des Abgrunds“ nun auch nicht. 4000 Meter Tiefe mögen Anfang des 20. Jahrhunderts noch utopisch gewesen sein, für einen fantasiereichen Comic ist es immer noch eine ausreichend hohe Distanz.
Es ist nicht der erste Ausflug in eine Unterwasserwelt für SF-Autor Christophe Bec, der sich schon in „Heiligtum“ zusammen mit Xavier Dorison mit U-Booten beschäftigte. In „Fulgur – Am Boden des Abgrunds“ geht es weiter zurück in die Vergangenheit. Es ist eine technikgläubige Zeit, doch der scheinbare Realismus der Geschichte verliert sich schnell beim Anblick prähistorischer Monster, die in den Tiefen lauern.
Vielleicht dachte sich Christophe Bec, der sich ansonsten gerne mit dem Weltraum beschäftigt, dass wir schon so viel über die Sterne wissen, so wenig aber über den Meeresboden – und dass Tiefseemonster einfach die besseren Aliens sind. Monströse Tiere allein machen allerdings keine gute Graphic Novel, zumal wenn diese schön brav auf ihren Auftritt warten und die U-Boot-Besatzung sich darum nur nach und nach mit den fiesen Ur-Viechern beschäftigen muss.
Das heißt nun nicht, dass „Am Boden des Abgrunds“ als Start der Reihe „Fulgur“ ein schlechter Comic wäre. Erzähltechnisch ist die Geschichte dennoch längst nicht so fein wie „Heiligtum“: Sonderlich warm wird man mit den Charakteren nicht, und die wirken nicht gerade lebensecht. Nicht nur ist man hier unter dem Meer mit einem Haufen Egomanen eingesperrt. Denen scheint der enge Raum und die fortwährenden Gefahren wenig auszumachen, denn große Reibereien gibt es nicht, geschweige denn dass Panik ausbricht.
Vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, jedenfalls für manche Comic-Fans, dürfte der sehr hohe Anteil an Text bei „Am Boden des Abgrunds“ sein. Allerdings ist die Geschichte ziemlich umfangreich und hat einen ausgefeilten Plot, insofern ist das Verhältnis stimmig. Und was doch ziemlich milde stimmt, sind die Zeichnungen von Dejan Nenadov. Die präzisen Konturen des serbischen Künstlers sind wunderbar, die realistischen und detailreichen Gesichtszüge überraschen. Auch die oftmals bedrückende Atmosphäre fängt Nenadov hervorragend ein. Mit dem schönen Spiel von Schatten und Licht erinnern die Zeichnungen hin und wieder an alte Romane – was wiederum gut passt zu diesem Flair des beginnenden 20. Jahrhunderts.
Mein Fazit zu „Fulgur 1: Am Boden des Abgrunds“:
Ein echtes Meisterwerk ist „Am Boden des Abgrunds“ (noch) nicht. Zeichnungen und Plot sind aber durchaus gelungen, und insgesamt überwiegt trotz einiger Schwäche die Neugier: Wie geht es weiter an Bord des U-Bootes, was passiert mit der Crew? Die Fulgur-Reihe wird hoffentlich noch einiges Interessantes bieten – das nicht nur den Leser überrascht, sondern bitte auch einmal die Crew.
Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.
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