Um was geht es in „Casino Royale“ von Van Jensen und Dennis Calero?

Comic "James Bond Classics - Casino Royale"James Bond soll den russischen Geheimagenten „Le Chiffre“ im Casino von Royale-les-Eaux ausschalten – indem er im Glücksspiel gegen ihn gewinnt. Das wäre das Ende des skrupellosen SMERSch-Agenten, denn der hat Geld, was er eigentlich von seiner Organisation für einen Auftrag erhalten hat, bei eigenen krummen Geschäften verloren. Gemeinsam mit dem CIA-Spion Felix Leiter und der schönen MI6-Agentin Vesper Lynd könnte Bonds Coup gelingen. Doch etwas geht schief …

Zweimal wurde „Casino Royale“ bisher verfilmt, sofern man die Bond-Parodie mit David Niven nicht mitzählt. Echte Bond-Fans wissen, dass in Ian Flemings Roman von 1953 der authentische James Bond dargestellt ist, der mit dem Helden der späteren Verfilmungen nur wenig gemein hat. Die Graphic Novel von Van Jensen und Denis Calero darf sich mit dem Titel „offizielle Adaption“ des Romans schmücken und nähert sich somit diesem Original in besonderer Weise an. Für weniger in der Bond-Welt bewanderte Leser ist das Vorwort über Ian Fleming auf den ersten Seiten des Comics eine schöne Einführung in den Hintergrund des Schöpfers und seiner ikonischen Figur.

Behutsam und deutlich respektvoll hat sich Autor Van Jensen dieser Aufgabe angenommen, und so ist seine Adaption von „Casino Royale“ tatsächlich beeindruckend nah am großen Vorbild. Dazu bedient er sich reichlich des Original-Textes, was die Authentizität des Comics erheblich erhöht. Wer nur den Film-Bond kennt, wird überrascht sein von der Härte, aber auch der Zerrissenheit dieses ursprünglichen James Bond. Die Graphic Novel zeigt die Arbeit eines Geheimagenten nicht als glamouröses Abenteuer, sondern als mitunter anstrengende und kräftezehrende Last der Verantwortung.

Casino Royale-Comic nach Ian Fleming.jpg

„Casino Royale“ ist auch ein Kind seiner Zeit, der frühen 1950er Jahre. Denis Calero fängt diese Zeit mit seinen kontrastreichen Zeichnungen in einer eleganten und typischen Farbgebung sehr schön ein. Er spielt mit Schatten und Licht und wählt häufig Perspektiven, die an Filmszene erinnern. Dadurch bewahrt Calero die Dynamik des Stoffes in seinen Panels trotz einer relativ hohen Textlastigkeit. Gelungen ist auch der Einsatz von Typographie, um beispielsweise Hinweise und Anhaltspunkte hervorzuheben.

Die Graphic Novel "Casino Royale" von Van Jensen.jpg

Die bisweilen sparsame Farbgebung der Graphic Novel passt sich den Situationen an, sie wird als Stil- und Effektmittel genutzt. Van Jensen und Denis Calero haben sich hier bemüht, den Schreibstil Ian Flemings in eine angemessene graphische Form zu bringen; zugleich ist dies eine andere als in den Filmen, die diesen Ur-Bond zumeist ignorieren. Dazu gehört auch eine gehörige Form Sexismus, gar Frauenfeindlichkeit. Van Jensen tat sich schwer damit, auch wenn er betont, dass man den Charakter und die Zeit berücksichtigen muss. Es könnte dennoch einer jener Punkte sein, die manche Leser an diesem Werk schwierig finden.

Der Comic "Casino Royale" von Van Jensen.jpg

Mein Fazit zu der Graphic Novel „Casino Royale“:

Ungeachtet dessen ist „Casino Royale“ eine wirklich gelungene Adaption des Romans, der uns James Bond so zeigt, wie sein Schöpfer ihn sich einst ausdachte. Die Graphic Novel ist eine besondere Form, diesen Roman zu rezipieren, und sie bringt durch ihre Authentizität Flemings Stil in eine passende visuelle Form. Der Comic ist ein schönes Stück für Bond-Sammler, eignet sich aber auch für Neueinsteiger in die Welt des beliebten britischen Geheimagenten.

Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.

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Produktinfos:

  • Verlag: Splitter
  • Format: ca. 27,9 cm x 20 cm
  • Seiten: 176
  • Bei Amazon erhältlich als: Buch