Um was geht es in „Aufgetaut“ von David Safier:
Felix Sommer befindet sich mit seiner Tochter Maya auf einer Kreuzfahrt in Richtung Arktis. Er will die Reise nutzen, um Maya zu beweisen, dass er kein Verlierer ist. Nach mehreren erfolglosen Geschäftsideen will er jetzt eine Glücks-App auf den Markt bringen. Doch auf dieser Reise passiert etwas, was Felix und Mayas Leben gehörig durcheinanderwirbelt. Oyvind Lovskar, der Kapitän des Kreuzfahrtschiffes, macht eine sonderbare Entdeckung, nämlich die eingefrorene Steinzeitfrau Urga und das Babymammut Trö. Nach mehr als dreißigtausend Jahren im ewigen Eis und dank der Klimaerwärmung, kommt Urga jetzt in unserer Welt an. Und Urga trägt ein schweres Päckchen, ist sie doch unglücklich darüber, dass sich ihre jüngere Schwester in den Mann verliebt hat, den Urga haben wollte. So kann Felix seine Glücks-App an Urga ausprobieren und es beginnt eine Suche nach dem großen Glück, welche die Helden dieser Geschichte in ganz unterschiedliche Gegenden führt.
Kritik zu dem Roman „Aufgetaut“:
In seinem neuen Roman „Aufgetaut“ bliebt David Safier seinem angestammten Genre treu und legt erneut ein Buch vor, das in die Kategorie „Humor mit Tiefsinnigkeit“ fällt. War es bei beispielsweise bei „Happy Familie“ eine Durchschnittsfamilie, die zu Monstern mutiert ist und in „Muh“ eine Kuh, die eine abenteuerliche Reise nach Indien erlebt hat, so ist es in diesem Buch die Steinzeitfrau Urga, die der Autor zu seiner Hauptfigur auserkoren hat. Im Prinzip ist es ein für den Autor bezeichnender Roman, der doch ein wenig anders ist.
Typisch ist, dass er eine Figur, die überhaupt nicht in unsere Zeit passt, mit eben dieser modernen Welt konfrontiert. Typisch ist dabei ebenfalls, dass die Mischung aus Humor und leichter melancholischer Traurigkeit, die exemplarisch für die meisten seiner Romane ist, auch hier zu finden ist. Anders ist bereits die Wahl der Perspektive: Hat der in Bremen lebenden Schriftsteller bisher eher einen Ich-Erzähler verwendet, und damit für eine besondere Nähe seines Protagonisten gesorgt, ist es diesmal ein personeller Erzähler in der dritten Person, der eine leichte Distanz zu den Figuren herstellt, die jedoch für diese Art von Roman eher störend ist. Zumal David Safier immer wieder in einen allwissenden Erzähler verfällt, um so die Gedanken nicht nur von Urga, sondern auch von Felix, Maya oder Kapitän Lovskar zu spiegeln.
Das Problem daran ist, dass viele Figuren diesmal nicht so gut geraten sind, wie man es aus früheren Werken kennt. Gerade die von Greta inspirierte, neunmalkluge Maya ist alles andere als eine Sympathieträgerin. Lesenswert ist dahingehend eher der bärbeißige Kapitän Lovskar, der jedoch ein Abziehbild von Captain Braddock aus den Tim-und-Struppi-Comics ist.
Stilistisch bleibt sich der Schriftsteller treu. Kurze Kapitel, eine flott zu lesenden Sprache und durchaus gelungene humorvolle Ideen sorgen dafür, dass man auch diesen Roman sehr schnell lesen kann, ohne sich zu langweilen. Das alles beherrschende Thema „Glück“ wird von ihm anschaulich dargestellt. Jeder Mensch definiert dies anders und um sich wirklich einmal damit zu beschäftigen, was Glück für den einzelnen bedeutet, ist dieser Roman ein guter Anfang. Wer die Bücher von David Safier mag, wird von „Aufgetaut“ nicht enttäuscht werden, auch wenn es nicht der beste Roman des Schriftstellers ist. Es ist eine gute Geschichte, mit einem interessanten Thema, die jedoch in der Umsetzung auch ein klein wenig schwächelt.
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