Um was geht es in „Kill or be killed 2“?
Für Dylan geht das Morden weiter. Nach einem Selbstmordversuch hat er unfreiwillig einen Pakt mit einem Dämon abgeschlossen. Nun muss er regelmäßig Menschen töten, um selbst weiterleben zu dürfen. Seine Opfer darf er allerdings frei wählen. Dylan entscheidet sich für diejenigen, die es seiner Meinung nach verdient haben. Nachdem sein zweiter Versuch mit einem Mafiosi in Band 1 ziemlich schief ging, setzt Dylan seine Maßstäbe fortan niedriger. Hauptsache, am Ende ist jemand tot – und zwar möglichst nicht er selbst. In der Zwischenzeit liegt sein Privatleben ziemlich brach. Außerdem fällt der Polizei so langsam auf, dass ein Maskierter überall in der Stadt Bösewichter umbringt …
Ein echter Sympathieträger ist Dylan auch in Band 2 von „Kill or be killed“ nicht. Das ist allerdings kein wirklicher Nachteil, im Gegenteil, strahlende Superhelden gibt es schon genug. Und Autor Ed Brubaker zeigt in dieser Episode, dass sein Charakter ausbaufähig ist. Dylan gewinnt an Tiefenschärfe, obwohl seine Handlungen moralisch verwerflich sind. Das Selbstmitleid könnte er sich allerdings so langsam sparen – hat er sich doch all den Ärger selbst eingebrockt.
Dafür ist Brubakers Protagonist im zweiten Band der Comic-Reihe nicht mehr der ganz große Feigling, der er zu Anfang noch war. Er arbeitet an sich, nimmt sogar Box-Unterricht. Andererseits bedeutet diese Entwicklung auch, dass Dylan das Töten von Mal zu Mal leichter fällt. Die Macht, die er hat, fängt an ihm zu gefallen. Die Polizei sucht ihn? Großartig! Cool! Dylan ist wirklich nicht gerade der Prototyp eines Comic-Helden. Doch gerade das macht die Geschichte spannend.
Kritik zu Kill or be killed 2 von Ed Brubaker:
„Kill or be killed“ ist auch in Band 2 düster und morbid. Gleichwohl wirft die Graphic Novel Fragen auf, die mehr als oberflächlich beantwortet werden sollten. Ist Selbstjustiz in Ordnung, wenn man nur die richtigen Leute tötet? Es stellt sich die Frage, woran man das Böse erkennt. Manchmal trägt es ein Maske und tarnt sich als Rächer. In Wahrheit geht es Dylan nur um die eigene Haut. Wie viel davon in jedem von uns steckt, ist wohl eine eher unbequeme Wahrheit.
Der Zeichenstil von Sean Philips ist auch in Band 2 von „Kill or be killed“ ausgesprochen detailreich und überraschend realistisch. Der Kontrast zu der teils mystisch anmutenden Geschichte – immerhin handelt Dylan auf Anweisung eines Dämons – ist spannend. Schön sind in diesem Comic vor allem die Szenen, in denen das Leben in L.A. thematisiert wird. Diese Seiten gleichen kleinen Wimmelbildern, in denen es überall etwas Neues zu entdecken gibt. Erwähnenswert sind auch diesmal die satten Farben der bekannten Coloristin Elisabeth Breitweiser. Kurz gesagt, künstlerisch passt hier alles.
Der Erzählstil ist und bleibt, trotz toller Geschichte, dennoch Geschmackssache. In „Kill or be killed“ nutzt Ed Brubaker gern die Meta-Ebene, greift einer Geschichte voraus und springt dann wieder zurück. Dylan als allwissender Erzähler verrät hier manches Detail und dabei auch schon mal zuviel. Mach Leser*in mag sich daran stören, aber mir gefällt es. Im zweiten Band der Graphic Novel-Reihe gibt der Autor zudem auch anderen Charakteren mehr Spielraum. Dylans Ex Kira wird stärker in die Geschichte eingebunden, ebenso wie die Polizistin Lily Sharp, die Dylan auf der Spur ist. Was Brubaker hier macht, erfordert schon die Aufmerksamkeit, ist aber insgesamt auch eine hohe Kunst des Erzählens.
Mein Fazit zum Comic Kill or be killed 2:
Die Story gewinnt an Fahrt und wird dichter, der Protagonist bekommt mehr Konturen – alles in allem ist die Comicreihe auch im zweiten Band ein echtes Lesevergnügen. Eine Verbindung von Krimi und Horror, die auch grafisch hervorragend funktioniert: „Kill or be killed“ ist ein heißer Kandidat fürs Weiterlesen.
Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.
Kill or be killed 2 von Ed Brubaker bestellen:
Produktinfos:
Verlag: Splitter
Format: ca. 28,2 cm x 22,2 cm
Seiten: 176
Bei Amazon erhältlich als: Buch