Um was geht es in „Wer die Nachtigall stört …“ von Fred Fordham?

Die kleine Scout lebt mit ihrer Familie in den 1930er Jahren in Alabama. Ihr Vater Atticus ist Anwalt und soll eines Tages die Verteidigung eines schwarzen Farmarbeiters übernehmen. Der soll eine weiße Frau vergewaltigt haben. Scout und ihr Bruder Jem haben bisher nicht viel mitbekommen vom alltäglichen Rassismus des Staates, in dem sie leben. Das ändert sich durch den Auftrag ihres Vaters – und es fängt damit an, dass dieser sich prompt allein deshalb Feinde macht, weil er die Verteidigung des Schwarzen übernimmt. Atticus versucht, seine kleine Familie zu schützen, während die Kinder erhebliche Risse in ihrer bisherigen idyllische Welt erleben. Sie geraten in Gefahr – und Hilfe kommt von gänzlich unerwarteter Seite …

Graphic Novel: Wer die Nachtigall stört von Fred Fordham„Wer die Nachtigall stört“ ist einer der bedeutendsten Romane unserer Zeit, stammt aus dem Jahr 1960 und bescherte seiner Autorin Harper Lee den Pulitzer-Preis. Vielen dürfte die hervorragende Verfilmung des Romans mit Gregory Peck in der Hauptrolle bekannt sein. Mit einer Graphic-Novel-Adaption macht Fred Fordham das Buch nun einem neuen Publikum zugänglich. Das funktioniert gut, was aber kaum verwundert: Comic-Umsetzungen klassischer Romane sind im Trend, und das Thema ist leider zeitlos.

Fordham hält sich, auch beim Text, auf rund 280 Seiten sehr nah ans Original. Es ist sicher auch eine posthume Verneigung an Harper Lee, dass sich Änderungen hier vor allem darauf beschränken, das Buch in eine kürzere, etwas straffere Form zu bringen, dabei aber den Ton und teils sogar Dialoge des Romans zu erhalten. Vor allem gefällt aber, dass die Besonderheit des Romans – die kindliche Perspektive der Erzählerin Scout – in der grafischen Umsetzung so gut funktioniert.

In den Zeichnungen wird mancher vielleicht Parallelen zum Film sehen. Ob sich Fred Fordham hier absichtlich hat inspirieren lassen? Auf jeden Fall fangen seine Illustrationen das Lebensgefühl und die Atmosphäre der ländlichen Gegend jener Zeit hervorragend ein. Die Farbgebung fällt dabei etwas blass aus – möglicherweise ein künstlerisches Stilmittel, das vielleicht auch einmal mehr darauf hindeutet, dass Scout die Ereignisse aus dem Gedächtnis erzählt. Falls das wirkt, als müsse man nach Kritikpunkten förmlich mit der Lupe suchen: Tatsächlich ist „Wer die Nachtigall stört“ für mich eine ausgezeichnete Comic-Adaption eines großen Romans.

Interessant ist das vor allem für LeserInnen, die nur schwer Zugang finden zu älteren Klassikern, denn schließlich unterscheiden sich Sprache und Erzählweise von Romanen aus den 1960ern doch sehr von dem, was Autoren heute schreiben. Die straffende Erzählform des Comics von Fred Fordham kann hier vieles erleichtern. Allerdings modernisiert Fordham auch nichts, so dass die Sprache sich nur unwesentlich vom Original unterscheidet – die Bilder helfen dennoch auch ungeübten Lesern dabei, das Geschehen einzuordnen und der Geschichte zu folgen.

Mein Fazit zum Comic „Wer die Nachtigall stört …“:

„Wer die Nachtigall stört“ gehört sicher zu jenen Werken der Weltliteratur, die man unbedingt gelesen haben sollte. Für viele Schüler ist der Roman gar Pflichtlektüre. Aus welchen Beweggründen man auch immer zu diesem Werk von Fred Fordham greift, die Graphic Novel ist eine Möglichkeit, sich dem Buch von Harper Lee zu nähern – und sicher nicht die schlechteste. Die zeitlose Geschichte, erzählt aus der Sicht eines vorurteilsfreien Kindes, trägt eine wichtige Botschaft in unsere Gegenwart. Dank der hervorragenden Umsetzung ist das nicht nur gut zu lesen, sondern auch schön anzuschauen.

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Produktinfos:

  • Verlag: Rowohlt
  • Seiten: 288
  • Größe: ca. 24,1 cm x 17 cm
  • Bei Amazon erhältlich als: Buch

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