In dem Buch „All die unbewohnten Zimmer“ von Friedrich Ani ermitteln die Serienfiguren Tabor Süden, Jakob Franck und Polonius Fischer zusammen.

Um was geht es in Friedrich Anis „All die unbewohnten Zimmer“:

München an einem Tag im Februar. Die Polizei hat schon mit einer Demonstration alle Hände voll zu tun, als eine Frau in einem Haus erschossen wird. Dabei wird ein Polizist verletzt. Kommissarin Fariza Nasri, die sich zufällig in der Nähe aufgehalten hat, erreicht den Tatort, kann den Täter jedoch nicht stellen. Die Einheit um Polonius Fischer beginnt mit den Ermittlungen und muss sich alsbald noch um einen weiteren Fall kümmern. Ein Polizist wurde erschlagen und das beauftragte Kommissariat versucht nun, den Straftäter aufzuspüren. Dabei wird Jakob Franck ebenso in die Untersuchungen eingebunden, wie der Privatdetektiv Tabor Süden, der seinerseits Ausschau nach einer verschwundenen Person hält.

Kritik zu dem Krimi „All die unbewohnten Zimmer“:

All die unbewohnten Zimmer von Friedrich AniWenn in Deutschland von anspruchsvoller Kriminalliteratur die Rede ist, fällt unweigerlich ein Name: Friedrich Ani. Der in Kochel am See geborene Autor hat sich nicht nur durch Gedichte und Tatortdrehbüchern einen Namen gemacht, sondern vor allem mit seinen verschiedenen Kriminalromanen, in denen mal Tabor Süden, mal Polonius Fischer und mal Jakob Franck im Mittelpunkt standen. In meinen aktuellen Roman „All die unbewohnten Zimmer“ vereint Friedrich Ani diese Figuren und lässt sie allesamt in seinem Werk agieren. Das klingt per se nach einem ganz großen Wurf. Wer sich mit dem Schaffen des Schriftstellers schon beschäftigt hat, wird wissen, dass die Lektüre seiner Romane keine Kost ist, die man auf dem Weg zur Arbeit, am Strand oder in der Mittagspause konsumieren kann. Friedrich Ani pflegt einen Schreibstil, der durchaus als anspruchsvoll bezeichnet werden kann und der oft dafür sorgt, dass sich seine Bücher verkopft und schwierig lesen.

Das gilt auch für „All die unbewohnten Zimmer“. Sehr schön ist, dass jeder Ermittler seinen Raum bekommt. Aus unterschiedlichen Perspektiven lässt der Autor den Leser an der Arbeit von Nasri, Fischer, Franck oder Süden teilhaben. Das ist die unglaubliche Stärke des Friedrich Ani. Kaum ein deutscher Schriftsteller schafft es, seinen Figuren eine solche Tiefe zu geben und das breite Spektrum menschlicher Abgründe so darzustellen. Insbesondere der Polizistenmord wird herausragend thematisiert, wobei der Rechtsruck, der vermeintlich durch das Land geht, weder plakativ noch reißerisch verarbeitet werden.

Leider ist, wie so oft bei Friedrich Ani, nicht alles Gold was glänzt. Im Verlauf der Handlung treten so viele Figuren auf, dass man recht schnell Probleme bekommt, den Überblick zu behalten. Dadurch gibt der Autor, bewusst oder unbewusst, das Zepter des Geschehens aus der Hand. Dieses verzettelt sich zunehmend, und entfernt sich Stück für Stück vom Kommissar-jagd-Mörder-Schema, das eingangs den Roman eröffnete. Vielleicht ist es aber auch die gezielte Absicht des Dramatikers gewesen, einen der Morde nur als Aufhänger für seine vielschichtige Handlung zu verwenden.

Kann ein Kriminalroman das aktuelle Bild einer Gesellschaft zeichnen? Ihr den Spiegel vorhalten und Themen wie Fremdenhass, Armut oder die wachsende Kluft zwischen Ost und West behandeln? Genau das schafft Friedrich Ani in „All die unbewohnten Zimmer“. Das geht zwar stellenweise zu Lasten der Spannung und der Handlung, doch die Romane des deutschen Schriftstellers waren von je her keine Musterbeispiele für nagelkauende Action. Wer jedoch auf feingeistige Sprache, vielschichtige Charaktere und eine Portion scharfzüngiger Bissigkeit steht, wird dieses Buch genießen können, wie einen guten Rotwein: langsam, bedacht und in kleinen Schlucken.

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All die unbewohnten Zimmer von Friedrich Ani

All die unbewohnten Zimmer

  • Friedrich Ani
  • Verlag: Suhrkamp
  • 494 Seiten
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