Anmerkung: „Prisoners“ ist ein Standalone und nicht Teil einer der Serien von George Pelecanos.
Um was geht es in „Prisoners“ von George Pelecanos?
Eigentlich sieht die Zukunft für Michael Hudson nicht schlecht aus. Ja, er war eine Weile im Gefängnis, aber letzten Endes wurde die Anklage fallen gelassen, und er hat sogar einen Job bekommen. Aber so einfach ist es nicht. Michael ahnt nicht, dass der Privatdetektiv Phil Ornazian an einigen Strippen gezogen hat und daher in Wahrheit derjenige ist, der für seine schnelle Entlassung gesorgt hat und dafür, dass Michael jetzt nicht vorbestraft ist. Nicht aus Freundlichkeit, versteht sich: Der Detektiv braucht Geld – und das besorgt er sich nicht gerade auf legale Weise. Und weil er für seinen nächsten Coup einen Helfer braucht, rekrutiert er Michael. Denn immerhin schuldet der ihm etwas …
Kritik zu dem Krimi „Prisoners“
Wenn ein Autor von den Kulturspalten der Zeitungen bejubelt und selbst von anderen Schriftstellern wie etwa Stephen King hochgelobt wird, kommt man nicht an ihm vorbei. George Pelecanos hat das erreicht, zudem zahlreiche Preise für seine Werke eingefahren. Bis jetzt sind längst nicht alle seine Romane ins Deutsche übersetzt, aber spätestens „Prisoners“ sollte auch die deutschen Verlage aufwecken und Pelecanos hierzulande endlich einen höheren Bekanntheitsgrad unter den Krimiautoren ermöglichen.
Das Buch ist spannend, aufregend und bisweilen auch etwas brutal – und wird trotzdem ruhig und unaufgeregt erzählt, obwohl sich die Charaktere in einer Spirale der Gewalt befinden. Das ist ganz großes Kino. Der Vergleich hinkt keineswegs: George Pelecanos ist nicht nur Buchautor, er hat auch zahlreiche Drehbücher (u.a. für The Wire) geschrieben, war bereits für einen Emmy nominiert. Er weiß, wie man Spannung aufbaut, selbst wenn die Handlung vor allem von den Charakteren vorangetrieben wird.
In „Prisoners“ geht es um unterschiedliche Moralvorstellungen, um die Frage nach dem Recht – und zu einem großen Teil auch um Literatur. Denn während Protagonist Michael im Knast sitzt, beginnt er zu lesen. Die Gefängnis-Bibliothekarin bringt ihm einige Werke näher: Westernromane, Geschichten über den Vietnam-Krieg und vieles mehr. Ein ums andere Mal wird zitiert aus den Romanen, die Michael liest. Auch wenn das gelegentlich für ein paar Längen sorgt – was auch daran liegt, dass einige der Werke älter und oder hierzulande auch weniger bekannt sind – haben diese Szenen durchaus ihren Sinn. Denn Michael bekommt durch die Lektüre im Gefängnis einen besonderen Halt und sieht darin auch die Chance, ein neues, besseres Leben zu beginnen. Eines, in dem er sich mehr der Bildung widmet. Etwas, das sein Antagonist Ornazian natürlich verhindern wird, indem er Michael gleich in das nächste krumme Ding verwickeln will.
Mein Fazit zu dem Buch von George Pelecanos:
Ein ruhiger, einfühlsamer Roman, ein Buch, das diejenigen anspricht, die hintergründige, etwas tiefsinnigere Krimis mögen. Solche, in denen die Fragen nach Recht und Moral die LeserInnen längere Zeit beschäftigen. Außerdem ist der Roman in gewisser Weise ein Fest für Literaturkenner, wenngleich die zahlreichen Zitate aus anderen Werken den Lesefluss manchmal etwas hemmen könnten.
Insgesamt ist „Prisoners“ ein herausragender Krimi, mit harter, authentischer Sprache und spannenden Charakteren, die sowohl Gemeinsamkeiten als auch Gegensätzlichkeiten aufweisen – was letzten Endes nur in Gewalt mündet. Eine tolle Empfehlung für George Pelecanos, der in Deutschland hoffentlich noch mehr Aufmerksamkeit bekommt.
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