Diese 2014 erschienene Graphic Novel zeigt den klassischen Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque in Comic-Form.

Um was geht es in „Im Westen nichts Neues“ von Peter Eickmeyer?

Erzählt wird die Geschichte von Paul Bäumer, der als Soldat im Ersten Weltkrieg an der Westfront kämpft. In Rückblicken erinnert sich Paul an seine Schulzeit und seine militärische Ausbildung. Dann wieder kehrt er zurück in die Wirklichkeit des Krieges: Er schildert grausame Kämpfe, schreckliche Verwundungen, den Verlust eines Kameraden nach dem anderen. Bei einem Heimaturlaub entkommt Paul zwar für kurze Zeit dem Wahnsinn des Krieges, merkt jedoch, dass er sich von seiner Familie weit entfernt hat – er kann und will ihnen die Wahrheit über die Ereignisse an der Front nicht sagen. Auch Paul, kaum 20 Jahre alt, überlebt den Krieg nicht.

Graphic Novel Im Westen nichts Neues von Peter Eickmeyer„Im Westen nichts Neues“ hat wie kaum ein anderer Roman seiner Zeit die Sinnlosigkeit des Krieges in nachdrücklicher, beklemmender Weise aufgezeigt. Zehn Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs veröffentlicht, machte Erich Maria Remarque darin den Heldenmythos des Soldaten zunichte. Kein Wunder also, dass die Nazis das Buch nur fünf Jahre später verbrannten.

Grafik-Designer und Künstler Peter Eickmeyer setzte den Klassiker zusammen mit seiner Frau Gaby von Borstel in ästhetischen Bildern um. Dabei verwendete er statt Zeichnungen Gouachen, eine spezielle Maltechnik. Sie ähnelt der Pastellmalerei, allerdings mit dem Effekt matter statt leuchtender Farbgebung. Viele dieser kunstvollen Bilder sind mit wildem und energischem Pinselstrich umgesetzt, zeigen die Hölle des Krieges in dunklen Tönen. Besonders Erdfarben kommen vor, denn die Erde zieht sich als Thema durch den gesamten Roman.

Für ihr ambitioniertes Werk recherchierten Peter Eickmeyer und seine Frau zum Teil an ehemaligen Kriegsschauplätzen in Belgien. Für den Text nutzte das Team eine behutsam gekürzte Fassung der Originaldokumente des Autors, wobei es gelang, die Essenz der Geschichte dabei absolut stimmig einzufangen. Die hierfür umgesetzten Bilder gerieten äußerst realistisch. Bis ins Detail wollte Eickmeyer nicht nur dem Werk von Remarque gerecht werden, sondern auch Uniformen, Fahrzeuge, zeitgenössische Gegenstände möglichst echt abbilden. Die Bilder erzeugen darüber hinaus eine starke Stimmung, wodurch die teils unfassbar sachlichen Worte Remarques oft einen noch größeren Schrecken entfalten. Die Schönheit eines Sommertages skizziert Peter Eickmeyer ebenso meisterhaft wie die Leichenberge im Schützengraben – eine fantastische Leistung.


Dem drastischen, düsteren Text von Erich Maria Remarque würden die typischen Comic-Sprechblasen nicht gerecht, fand Peter Eickmeyer. Er entschied sich für einen sehr grafischen Aufbau des Bandes, dem man den beruflichen Hintergrund des Künstlers durch die ausgewogene und feine Text-Bild-Komposition anmerkt. Hin und wieder findet man eingestreute Fragmente aus berühmten Kunstwerken, beispielsweise aus Picassos „Guernica“. Es sind wunderbare Anspielungen, die Remarques Werk in einen künstlerischen Kontext setzen – etwas, was ihm zu Lebzeiten lange verwehrt blieb.

Im Westen nichts Neues 4

Mein Fazit zur Graphic Novel „Im Westen nichts Neues“:

Eine „Herzensangelegenheit“ sei ihm die Umsetzung des Buches von Remarque gewesen, erklärte Peter Eickmeyer einmal. Die Liebe zum Projekt, das drei Jahre in Anspruch nahm, merkt man der Graphic Novel in jedem Pinselstrich an. Der Band bietet einen neuen, spannenden Weg zum Verständnis des Romans und setzt dies in künstlerisch anspruchsvoller Form um.

Auf 176 Seiten (inkl. Anhänge) haben Peter Eickmeyer und Gaby von Borstel einem zeitlosen Paradebeispiel der Antikriegs-Literatur ein ästhetisches Denkmal gesetzt. Erich Maria Remarques bildhafte Sprache findet eine Entsprechung in Eickmeyers kraftvollen, doppelseitigen Bildern. Man mag sich darum streiten, ob die Bezeichnung Comic in diesem Fall überhaupt passend ist – denn tatsächlich sequentiell erzählt wird in dem Band kaum. Doch egal, ob man es Graphic Novel oder illustrierten Roman nennt: „Im Westen nichts Neues“ in der Adaption von Peter Eickmeyer ist ein echtes Erlebnis für den Betrachter.

Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag & Peter Eickmeyer.

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Produktinfos:

Verlag: Splitter

Format: H 28 x B 20 cm

Seiten: 176

Bei Amazon erhältlich als: Buch