Um was geht es in James Lee Burkes „Dunkler Sommer“?
Texas, im Jahr 1952. Der siebzehnjährige Rodeo-Reiter Aaron Holland Brussard hatte eine schwierige Kindheit und muss seinen Weg im Leben erst noch finden. Als er der hübschen und begabten Valerie begegnet, verliebt er sich sofort in sie. Allerdings hat Valerie schon einen Freund, Gary. Mutig mischt sich Aaron ein, als er einen Streit zwischen Valerie und Gary beobachtet. Dabei beschwört der Junge eine ganze Reihe von Problemen herauf. Denn nicht nur ist Valerie Jüdin – und Antisemitismus noch weit verbreitet -, Gary ist auch der Sohn eines mächtigen und reichen Unternehmers, der noch dazu gute Kontakte zur Mafia pflegt. Hilfe kann Aaron nur von seinem guten Freund Saber erwarten. Der hat zwar selbst einige Tricks auf Lager, trotzdem brauchen die beiden jetzt mehr als Bauernschläue. Denn schon bald müssen sich die Freunde nicht nur mit gleichaltrigen Halbstarken, sondern auch mit Drogendealern, Mafiosi und anderen Gangstern herumschlagen – und auch mit korrupten Cops.
Kritik zu „Dunkler Sommer“ von James Lee Burke:
„Dunkler Sommer“ kann als Abschluss einer Trilogie gesehen werden, die der geniale James Lee Burke, der Altmeister des amerikanischen Südstaaten-Krimis, mit „Fremdes Land“ begann und mit „Vater und Sohn“ fortführte. Denn Aaron ist der Enkel von Hackberry Holland aus eben jenem Roman, und die Holland-Familie zieht sich durch die meisten seiner Geschichten. Dennoch ist „Dunkler Sommer“ ein eigenständiges Werk und verlangt keinerlei Vorkenntnisse, der Roman liest sich auch nicht als Teil einer Reihe, da er Jahrzehnte später spielt. Der Wiedererkennungswert von Figuren der Holland-Familie ist für Fans des Autors natürlich dennoch immer eine Freude.
Einmal mehr ist „Dunkler Sommer“ eine Geschichte vom Erwachsenwerden und behandelt gleichzeitig die großen moralischen Fragen von Gut und Böse. Es ist ein Thema, das sich durch die lose Reihe zieht: Ein guter Mensch wird mit schwierigen Situationen konfrontiert und muss sich darin bewähren. James Lee Burke beschreibt diesen Menschen in einer Gesellschaft voller Gegensätze. Er hat sie selbst erlebt: In den 1950er Jahren war er im ähnlichen Alter wie sein Romanheld, der im Übrigen auch noch andere Parallelen zum Autor aufweist. Sein im historischen Amerika angesiedelter Roman schlägt Brücken zur heutigen Zeit, indem er aufzeigt, wie tief verwurzelt einige Probleme der heutigen Gesellschaft sind und wo sie ihre Ursprünge haben.
Über den gesellschaftskritischen Aspekt hinaus ist „Dunkler Sommer“ eine spannende und vielschichtige Story, die wie so oft bei Burke über das Etikett des Kriminalromans hinauswächst. Wie gewohnt füllt seine reiche, bildgewaltige Sprache das Werk aus. Der Roman hat eine oft düstere Stimmung, als deren Gegensatz Burke die Romanze zwischen Aaron und Valerie wie einen Hoffnungsfunken setzt. Es ist darum vielleicht auch der einzige kleine Kritikpunkt, den man als Leser bringen könnte, dass Burkes Roman ein allzu glückliches Ende aufweist. Ein wenig viel Zufall ist hier im Spiel, oder vielleicht auch Fügung. Es sei ihnen gegönnt.
Mein Fazit zu dem Buch „Dunkler Sommer“:
Ein weiterer großartiger Roman aus der Feder von James Lee Burke; ein Band, der so ziemlich alles vereint, was man sich wünscht: Noir und 50er Jahre Flair, harte Kerle, erstklassige Dialoge, ausgefeilte Figuren und eine faszinierende Geschichte. Für Leser, die Burkes Werk kennen, schließt sich hier der Kreis um die Holland-Familie aus dieser Trilogie; doch auch Einsteiger bekommen einen hervorragenden Einblick in die Fabulierkunst einer echten amerikanischen Ikone. „Dunkler Sommer“ lohnt sich in jedem Fall.
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