Anmerkung: Das hier besprochene Buch „Fremdes Land“ ist der zweite Band einer lose zusammenhängenden Trilogie von dem US-amerikanischem Autor James Lee Burke, kann aber sehr gut eigenständig und ohne Vorwissen gelesen werden.
Um was geht es in James Lee Burkes „Fremdes Land“?
Der junge Weldon Holland wächst im langweiligen, ländlichen Texas der 1930er Jahre auf. Hier gibt es wenig Zukunft – und noch weniger Aufregung, bis auf den kurzen Besuch von Bonnie und Clyde, die wie andere historische Figuren in die Geschichte eingestreut werden. Doch alles ändert sich für Weldon, als der zweite Weltkrieg ausbricht und Weldon seinem Land dienen soll. In Europa rettet er die Jüdin Rosita, die schließlich seine große Liebe und Ehefrau wird. Zurück in Amerika scheint Weldon sein Glück zu machen, als er mit einem Kriegskameraden eine bahnbrechende Erfindung für die Ölindustrie macht. Doch ihr Erfolg schmeckt nicht allen. Wer viel erreicht, macht sich Feinde – mächtige Feinde. Und die schrecken vor nichts zurück …
Mit „Fremdes Land“ legt James Lee Burke einen großen amerikanischen Roman vor, gleichermaßen Familiensaga wie Kriminalroman. Weldon Holland ist ein geradezu archetypischer Held: Sein Verständnis von Ehre, seine moralischen Werte entwickeln sich während schlimmer Erfahrungen im Krieg; und trotz Phasen von Glück und Erfolg gibt es stets Widerstände, denen er sich stellen und die er überwinden muss. Weldon muss erkennen, dass seine Maßstäbe und seine tief empfundenen Werte nicht für alle Menschen gelten, auch nicht im gelobten Land Amerika. Oder vielleicht gerade nicht dort.
In seinem bildgewaltigen Buch zeichnet James Lee Burke ein authentisches historisches Bild des Öl-Booms, den Texas wenige Jahre nach dem Krieg erlebte. Burke ist immer stark in diesen Details, sind es doch Zeiten, die er selbst erlebt hat, oder zumindest Verwandte von ihm – ein wenig Geschichte seiner eigenen Familie ist in „Fremdes Land“ eingeflossen. Vor allem aber ist der Roman eine Geschichte über Gut und Böse. Das ist Burkes Thema, eine Art tief empfundene Grundstimmung, die sich durch viele seiner Romane zieht. In diesem Buch ist dieser moralische Kompass vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs ziemlich eindeutig. Später mischt er sich mit dem guten alten amerikanischen Traum – und weil es genügend Neider gibt an Weldons Erfolg, wird eben doch ein Krimi daraus. Das aber spielt hier gar nicht so sehr eine Rolle. Denn insgesamt ist „Fremdes Land“ ein klassischer Südstaaten-Roman mit fantastischen Landschaftsbeschreibungen, dicht und spannend, in lebendiger Sprache geschrieben.
Ein bisschen Pathos muss allerdings sein in diesem Roman, der sich immerhin mit großen moralischen Fragen beschäftigt. Auch ein wenig erhobener Zeigefinger gehört dazu. Schließlich will Burke die Zeit des Öl-Hypes nicht verklären, und so darf auch sein Held darüber sinnieren, was der schnelle Reichtum für die Natur bedeutet.
Mein Fazit zu dem Roman „Fremdes Land“:
„Fremdes Land“ ist Teil einer losen Reihe, einer Trilogie, in der es immer wieder um die Familie Holland geht. Die einzelnen Bände sind dennoch unabhängig voneinander lesbar, denn sie spielen jeweils in anderen historischen Zeitabschnitten mit anderen Protagonisten. „Fremdes Land“ ist vor allem ein Roman für Fans von James Lee Burke, wobei es nicht notwendig ist, die Holland-Familie bereits zu kennen. Es ist auch ein Roman für Leser, die gerne tief in eine historische Epoche eintauchen, die sich moralischen Fragen stellen wollen und die es mögen, wenn Geschichte, Familiensaga und Krimi sich miteinander mischen. Das passiert in James Lee Burkes Romanen für gewöhnlich meisterhaft – „Fremdes Land“ bildet dahingehend definitiv keine Ausnahme. Absolute Leseempfehlung!
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