Der hier besprochene Roman ist der 6. Band der Kimmo Joentaa-Reihe von Jan Costin Wagner.
Nur 240 Seiten und doch habe ich 5 Tage für das Buch gebraucht. Das lag zum Teil daran, dass ich die halbe Woche viel unterwegs war, aber auch an dem Stil des Autors. „Sakari lernt, durch Wände zu gehen“ ist kein Buch für mal eben zwischendurch, wie ich eigentlich angenommen hatte – mein Fehler. Unterm Strich hat mir der Roman aber sehr gut gefallen und ich hatte eigentlich ständig das Gefühl, einen dieser ruhigen, aber atmosphärisch dichten, nordischen Filme zu sehen.
Inhaltsangabe von Jan Costin Wagners „Sakari lernt, durch Wände zu gehen“:
Der Polizist Petri Grönholm sieht aus dem Fenster seiner Wohnung einen Brunnen, in dem eines Tages ein nackter Mann steht, der sich mit einem Messer bewaffnet hat. Grönholm geht zu dem Mann und die Situation eskaliert, als er den Fremden erschießt. Kimmo Joentaa, der die letzten Sommerstunden des Jahres mit seiner Tochter genießen wollte, wird mit der Untersuchung des Falles beauftragt. Im Zentrum seiner Ermittlungen steht die Frage, ob der nackte Mann im Brunnen wirklich eine Bedrohung war. Bei seinen Nachforschungen drängt sich jedoch ein anderer Punkt in den Vordergrund. Welche Rolle spielt ein etwa zehnjähriger Junge, der unmittelbar in der Nähe des Brunnens stand und der spurlos verschwunden ist? Im Verlauf seiner Ermittlungen trifft Joentaa zahlreiche Personen, die alle mit einem tragischen Verlust klarkommen mussten.
Kritik zu dem Roman „Sakari lernt, durch Wände zu gehen“:
Jan Costin Wagner ist der Filmemacher unter den deutschen Krimiautoren. Er reiht nicht nur Worte aneinander, sondern versucht, wie ein Dokumentarfilmer, perfekte Bilder für sein Werk einzufangen. Auch sein Roman „Sakari lernt, durch Wände zu gehen“ ist ein solches Buch. Collagenartig wechselt er immer wieder die Perspektive, um dem Leser gesonderte Fragmente seiner Geschichte näherzubringen. Wie ein Cutter beim Film muss Wagner dafür sorgen, dass die einzelnen Szenen eine Einheit ergeben. Das ist keine leichte Aufgabe, da es zahlreiche Handlungsfäden gibt, die verknüpft werden wollen. Da ist natürlich die Ermittlung von Kimmo Joentaa, die puzzleartig vorangetrieben wird. Da ist Kimmos Tochter, deren Älterwerden thematisiert wird. Und da ist vor allem David, jener Junge, der den nackten Mann im Brunnen gesehen hat. Seine Geschichte und die seiner Schwester sind für den Roman von elementarer Bedeutung.
Im Fall von „Sakari lernt, durch Wände zu gehen“, gelingt es Jan Costin Wagner, diese Collage zu erstellen, auch wenn er es dem Leser nicht leicht macht. Obwohl der Roman keine dreihundert Seiten hat, liest er sich alles andere als schnell. Grund dafür ist die blumige, ausgesprochen bildhafte, stellenweise sehr verschnörkelte Sprache, die den Werken von Jan Costin Wagner eigen ist und die bei „Sakari lernt, durch Wände zu gehen“ dazu führen wird, dass manche Leser, die rasante Krimis oder Thriller bevorzugen, das Buch eher langweilig finden werden. Dennoch, auch wenn Spannung im kriminalistischen Sinn nur bedingt vorhanden ist, liest sich die Geschichte sehr gut, da die Tiefe und die Abgründe, die der Autor seinen Protagonisten mitgegeben hat, ein Querschnitt unserer modernen Gesellschaft sind.
Was die bereits angesprochene Sprache angeht, so könnte man sicherlich viele Szenen kürzen oder prägnanter darstellen. Andererseits gibt Jan Costin Wagner dem Leser die Möglichkeit, sich intensiv mit der Sprache auseinanderzusetzen. Und man darf davon ausgehen, dass der Autor sehr viel Wert auf jedes Wort gelegt hat. Zumal der Roman, bei intensiver Betrachtung, angefüllt mit Aussagen ist, die man sich in „ein Buch der schönen Sätze“ schreiben könnte.
Mein Fazit zu „Sakari lernt, durch Wände zu gehen“:
„Sakari lernt, durch Wände zu gehen“ erzählt die Geschichte eines Dramas, das mehr poetischer Bericht mit psychologischem Tiefgang, als echter Krimi ist. Dieser Roman ist sicherlich kein Hollywoodblockbuster, sondern eine kleine Perle, die man mit einem gepflegten Glas Rotwein genießen kann. Wer jetzt unentschlossen ist, ob er/sie das Buch lesen soll, empfehle ich dringend einen Blick in die Leseprobe des eBooks zu werfen. Wenn der dort zu entdeckenden Stil nicht abschreckt, darf bedenkenlos zugegriffen werden.
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Sakari lernt, durch Wände zu gehen – Kimmo Joentaa 6
- Jan Costin Wagner
- Verlag: Galiani-Berlin
- 240 Seiten