Anmerkung: „Wisting und der See des Vergessens“ ist der 4. Band der Cold-Cases-Reihe von Jørn Lier Horst.
Um was geht es in „Wisting und der See des Vergessens“?
Juli 1999. Tone Vaterland ist nach der Arbeit auf dem Heimweg, als sie spurlos verschwindet. Als kurz darauf die Leiche des 17-jährigen Mädchens gefunden wird, gerät schnell ihr Ex-Freund Danny in Verdacht. Dieser behauptet zwar unermüdlich, nichts mit Tones Tod zu tun zu haben, wird aber trotzdem zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Seit zwei Jahren ist er wieder frei, als das Verschwinden von Agnete für Aussehen sorgt. In seinem Urlaub bekommt Kommissar William Wisting einen mysteriösen Brief, mit einer Fallnummer. Er findet heraus, dass diese zu der Ermittlung von Tone Vaterland gehört. Als er einen weiteren Hinweis auf einen Fall aus dem Jahr 2001 erhält, fragt sich der Kommissar, wer und vor allem warum er auf diese Kriminalfälle aufmerksam gemacht wird. Trotz Urlaub beginnt er zu ermitteln und merkt, dass sich die beiden kalten Fälle mit einem überkreuzen, der derzeit für Aussehen sorgt: dem Mord an Agnete.
Kritik zu dem Kriminalroman von Jørn Lier Horst:
Mit „Wisting und der See des Vergessens“ liegt nunmehr der vierte Roman um die Cold Cases von William Wisting vor. Und einmal mehr stellt der norwegische Schriftsteller Jørn Lier Horst unter Beweis, warum er zu den erfolgreichsten Autoren seines Heimatlandes und zu den beliebtesten Autoren nordischer Kriminalromane gehört. Bereits der Anfang unterscheidet sich von vielen Werken des gleichen Genres. Wo eine brutale Mord- oder Spannungsszene für Aufruhr und Interesse sorgt, legt Jørn Lier Horst eher gemächlich los. Im Blickpunkt steht der anonyme Briefeschreiber, der Wisting seine Nachricht überbringt. Doch genau dieser Anfang von „Wisting und der See des Vergessens“ verfehlt seine Wirkung nicht. Weder bei William Wisting, noch beim Leser. Beide Seiten sind angefixt und so wie der Kommissar beschließt, seinen Urlaub, Urlaub sein zu lassen, so entschließt sich der Leser, dem Protagonisten zu folgen.
Was folgt, ist die typische Erzählweise des ehemaligen Kommissars, dem es sehr wichtig ist, die Ermittlungsarbeit ruhig und detailgetreu darzustellen, ohne dabei große Verfolgungsjagden zu inszenieren. Trotzdem ist es im weiteren Verlauf überaus spannend, beispielsweise zu erleben, wie in Norwegen mit der Auswertung personenbezogener Daten umgegangen wird. Auch wenn vieles davon in Deutschland (noch?) nicht möglich ist, wird man beim Lesen überrascht sein, wie gläsern wir alle inzwischen geworden sind. Ähnlich einem Puzzle folgt man William Wisting und Adrian Stiller, dem Leiter der Cold Case Abteilung in Oslo, bei ihrer gemeinsamen Spurensuche und Ermittlungsarbeit. Wer die anderen drei Romane dieser Serie kennt, ist mit dem Personal vertraut und wird sich über das Wiederlesen freuen.
Und natürlich kommt die Spannung trotz der eher ruhigen Erzählweise nicht zu knapp. Jørn Lier Horst weiß, wie man Aufregung mit subtilen Mitteln erzeugt und wie man den Leser an die Geschichte fesseln kann. Zumal es eine Figur gibt, die im Hintergrund alle Fäden in der Hand hält und die es nicht nur für Wisting gilt, herauszufinden.
Mein Fazit zu dem Krimi:
Wer insbesondere die bisherigen Cold Case-Fälle von William Wisting gelesen hat, wird auch von „Wisting und der See des Vergessens“ angetan sein. Jørn Lier Horst bleibt sich treu, ohne sich zu wiederholen. Er schreibt ruhig und bedächtig, ohne zu langweilen, und er bedient ein Genre, dass viele Kolleginnen und Kollegen ebenfalls zum Thema haben, ohne seine Eigenständigkeit zu verlieren. Wenn das erreicht ist, hat man als Schriftsteller alles richtig gemacht und der Leser kann sich freuen. In diesem Fall auf rund 360 spannenden und unterhaltsamen Seiten.
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- Buchinfos:
- Serie: Cold-Cases 4
- Verlag: Piper
- Seiten: 416
- Veröffentlichung: 1.4.2021
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783492061445