Um was geht es in „Never – Die letzte Entscheidung“ von Ken Follett?
Pauline Green hat es geschafft. Als erste Frau ihres Landes hat sie die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten erreicht. Dabei hat sie stets versucht, Diplomatie und Menschlichkeit wirken zu lassen und all ihre Entscheidungen zum Wohle des Volkes zu treffen. Daher ist sie auch bemüht, einen anfangs eher unscheinbaren Konflikt mit China entsprechend diplomatisch zu lösen. Doch nach und nach setzt ein Szenario ein, dass die DEFCON-Verteidigungsstufen auslöst, und bei allem Verhandlungsgeschick ist sich Pauline nicht mehr sicher, ob sie das Unvermeidbare wird aufhalten können. Unterdessen versucht Chang Kai, ein Regierungsbeamter in Peking auf seine Regierung einzuwirken. Jedoch sind auch hier Hardliner im Spiel, die alles daran setzen, die Krise auf die Spitze zu treiben.
Kritik zu dem Roman von Ken Follett:
Was wären wenn? Das könnte die über allem stehende Frage sein, die der britische Bestsellergarant in seinem neuen Roman „Never – Die letzte Entscheidung“ zum Thema macht. Inspiriert wurde er zu dieser Geschichte durch die Recherchen zu „Sturz der Titanen“. Er erkannte, dass niemand auf der Welt den Ersten Weltkrieg wirklich haben wollte und dieser letztlich eine Folge aus den zuvor getroffenen Entscheidungen gewesen ist. Wäre das auch heute noch möglich? Diese Frage ließ ihn nicht mehr los und er versuchte, sich ein Szenario auszudenken, das realistisch in das aktuelle Zeitgeschehen passt. In diesem Stehen sich nunmehr die beiden Weltmächte USA und China gegenüber.
Wie seine anderen Romane ist auch dieser nach der 8+8+8-Formel entstanden. Acht Monate recherchiert Ken Follett mit seinem Team, acht Monate braucht er für die erste Fassung und weitere acht Monate gehen dann für die Überarbeitung drauf. Herausgekommen ist mit diesem Buch der erste nicht historische Roman seit mehr als fünfzehn Jahren („Eisfieber“ war der letzte klassische Thriller).
Trotzdem hat „Never“ alles, was man von einem Follet-Werk erwartet: eine komplexe Handlung und viele, zum Teil sympathische Charaktere, die allerdings, wie so oft bei ihm, etwas schablonenhaft wirken. Natürlich sind die guten und liebenswerten Persönlichkeiten eher auf Seiten der Amerikaner zu finden und die bösen auf chinesischer Seite (auch wenn es auf beiden Seiten die entsprechenden Gegenpole gibt). Zumal die Geschichte um Pauline Green und ihrem Mann viel Raum einnimmt. Raum, der unter anderem dafür sorgt, dass dieser Roman mit fast neunhundert Seiten epische Formen annimmt.
Dabei sind es drei Schauplätze, die Ken Follett in den Mittelpunkt rückt. USA, China und Nordafrika. Es ist bezeichnend, dass Europa in diesem Szenario nur eine untergeordnete, faktisch nicht vorhandene Rolle spielt. Und so erlebt der Leser mit, wie die Welt langsam auf einen dritten Weltkrieg zusteuert. Und ja, so unrealistisch ist die hier entworfene Bedrohung nicht. Im Verlauf der Story gibt es zahlreiche Wendungen, man kann mit den Protagonisten leiden und hassen und am Ende nur hoffen, dass dieses Szenario wirklich Fiktion bleibt.
Mein Fazit:
„Never“ ist ein typischer Roman von Ken Follett. Komplex und vielschichtig in der Handlung, gut recherchiert, aber ein wenig schwarz-weiß-malerisch in der Figurenentwicklung und bei knapp neunhundert Seiten auch stellenweise etwas langatmig. Trotzdem überwiegen die positiven Aspekte, da das sich hochschaukelnde Szenario zwischen den USA und China sehr realistisch anfühlt. Fans können hier definitiv zuschlagen und wer einen aktuellen Politthriller lesen möchte, ist mit dem Buch ebenfalls gut beraten.
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- Buchinfos:
- Serie: Keine
- Verlag: Lübbe
- Seiten: 880
- Veröffentlichung: 9.11.2021
- Formate: Buch, eBook, Hörbuch
- Buch-ISBN: 9783785727775