Anmerkung: Der Kriminalroman „Die Mauer des Schweigens“ ist der 10. Band der Isabelle Bonnet-Reihe von Pierre Martin.
Um was geht es in „Die Mauer des Schweigens“:
Der Fund einer eingemauerten Leiche sorgt in Fragolin für einige Unruhe. Isabelle Bonnet, die die örtliche Polizeieinheit leitet, zieht die Ermittlungen an sich, um sie dann an ihren Assistenten Apollinaire weiterzugeben. Diese gestalten sich schwer, da man bei dem Skelett keinerlei Spuren gefunden hat und daher nur erahnen kann, wie lange es in dem Versteck war. Als Apollinaire aufbegehrt, unterstützt Isabelle ihn halbherzig, da ihre Gedanken mehr bei ihren Männerbekanntschaften Rouven und Nicolas liegen. Ein Anruf aus Marokko verändert dann alles. Isabelle fliegt nach Marrakesch, wo sie alte Kontakte trifft, da sie früher bei einer Spezialeinheit gewesen ist. Nach ihrer Rückkehr ist sie weiter in die Untersuchungen involviert, allerdings eher mit halber Kraft.
Kritik zu dem Buch von Pierre Martin:
So wie vor vielen Jahren nordische Krimis aus dem Boden schossen, sind es seit ein paar Jahren andere Regionalkrimis, die sich einer breiten Leserschaft erfreuen. Einer der erfolgreichsten Vertreter hierzulande ist Pierre Martin, der mit „Die Mauer des Schweigens“ bereits den zehnten Roman um seine Madame le Commissaire vorlegt.
Das Genre des Regionalkrimis zeichnet sich ja insbesondere dadurch aus, dass der oft idyllische Schauplatz und dessen Bewohner im Vordergrund stehen. Und das der Fall an sich eher zurückhaltend ist. Da alles trifft auf diesem Roman in besonderer Weise zu. Als Location seiner Romanreihe hat sich Pierre Martin die Provence ausgesucht. So wird der Lokalkolorit ausgezeichnet eingefangen. Stellenweise liest sich das Buch wie ein Reiseführer oder ein Reisebericht. Wenn es keine Ortsbeschreibungen sind, dann ist es das Privatleben von Isabelle Bonnet, dass der Autor in „Die Mauer des Schweigens“ sehr episch ausbreitet. Das alles geht natürlich zu Lasten der Spannung.
Erschwerend kommt hinzu, dass man sich als Leser nur schwer mit den Protagonisten anfreunden kann. Kennt man die vorherigen neun Bände nicht, ist es wahrscheinlich noch anstrengender, eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen. Sowohl die Hauptfigur als auch ihr Assistent wirken ein wenig spröde und insbesondere Apollinaire erinnert immer wieder an Rupert aus den Ostfriesenkrimis, ohne dessen witzigen Charme im Ansatz zu erreichen.
Leider ist der Fall an sich eher müde. Versierte Krimileser haben sicher nach gut der Hälfte des Romans die Lösung raus, was der Spannung natürlich nicht sonderlich zuträgt. Lediglich die Passagen in Marrakesch machen richtig viel Spaß. Vielleicht sollte Pierre Martin überlegenen, mal einen Kriminalroman aus Isabelles Vergangenheit zu verfassen.
Leider kann „Die Mauer des Schweigens“ auch stilistisch nicht komplett überzeugen. Der Autor hat einen Schreibstil, der ein wenig oberlehrerhaft wirkt. Immer wieder pimpt er seine Dialoge an unnötigen Stellen mit französischen Wörtern auf, um sie im nächsten Satz zu übersetzen, obgleich einem die Bedeutung aus dem Kontext heraus klar wird. Das ist auf Dauer ein wenig nervend und mindert den Lesespaß.
Ungeachtet der Tatsache, dass auch dieser 10. Fall für Isabelle Bonnet einen Platz auf der Bestsellerliste ergattern wird, kann der Roman nicht ganz überzeugen. Sicher erwartet man keinen blutrünstigen Thriller, wenn man sich auf dieses Genre einlässt. Doch etwas mehr Spannung darf es schon sein. Von daher gibt es in diesem Bereich sicher lesenswertere Geschichten, sodass man hier nur bedingt eine Empfehlung aussprechen kann.
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- Infos über das Buch:
- Serie: Isabelle Bonnet 10
- Verlag: Knaur
- Seiten: 320
- Veröffentlichung: 1.5.2023
- Formate: Buch, eBook
- Buch-ISBN: 9783426526750