Worum geht es in der Comicadaption nach dem Roman von Margaret Atwood?
Nach einem Film und der aktuellen TV-Serie erfährt der wohl bekannteste Roman von Margaret Atwood nun eine weitere Adaption: „Der Report der Magd“ als Graphic Novel von Renée Nault.
Der Inhalt, wenngleich natürlich gestrafft, ist der gleiche wie im erfolgreichen Buch: In einem dystopischen, zukünftigen Amerika sind viele Menschen steril. Durch die neu entstandene Diktatur werden die wenigen Frauen, die noch Kinder bekommen können, von den Machthabern gezwungen, ihre Kinder auszutragen. So auch die Magd Desfred, die einem Kommandanten und seiner Frau zu einem Nachkommen verhelfen soll. Doch der Kommandant ist unfruchtbar, und so sorgt seine Frau für heimliche Treffen mit Nick, dem Fahrer ihres Mannes, um endlich an ein Kind zu kommen. Tatsächlich verlieben sich Nick und Desfred, und er will ihr helfen, aus dem Land zu fliehen …
Kritik zu der Graphic Novel „Der Report der Magd“:
In ihrer Comic-Umsetzung gelingt es der kanadischen Illustratorin Renée Nault, unbeeinflusst von den bereits existierenden filmischen Versionen, eine eigene visuelle Anmutung des Stoffs zu schaffen. Dabei bewegt sie sich sehr nah an der Romanvorlage. Margaret Atwood selbst hat den Text für die Graphic Novel überarbeitet und ihn dabei vielleicht noch eindringlicher verdichtet. Die atmosphärischen Zeichnungen tun ihr Übriges, um die düstere Diktatur und die Unterwerfung der Frauen in faszinierende Bilder zu kleiden.
Das funktioniert selbst in der Comic-Variante sehr gut. Der Roman spielt in verschiedenen zeitlichen Ebenen: Es gibt eine Vergangenheit, in der die Frauen frei waren, dann eine, in denen sie in einem Umerziehungslager auf ihr neues Leben vorbereitet wurden und die Gegenwart in eben diesem Leben. Diese drei Ebenen stellt Renée Nault durch unterschiedliche Stile dar, die durch bunte oder gedeckte Töne unterstreichen, wie sich das Leben in den unterschiedlichen Zeiten für Desfred anfühlt(e). Koloriert hat Renée Nault mit Aquarellfarben, die sich an den im Buch erwähnten Farben für die einzelnen Aufgaben der Frauen orientieren. Am leuchtendsten sticht natürlich das Rot der Mägde heraus und verstärkt das trübe Grau der Gegenwart dieser Frauen auf eindrucksvolle Weise.
Nicht immer gibt es Text in dieser Graphic Novel: Renée Nault nutzt die Möglichkeit, einiges allein durch die Kraft der Bilder zu unterstreichen. Ein geschickter Kunstgriff, der sowohl dem Medium selbst als auch der Wucht der Romanvorlage angemessen erscheint.
„Der Report der Magd“ lässt sich in dieser Version auch gut erfassen, ohne dass man dabei unbedingt den Roman kennen müsste. Eine Idee vielleicht auch für jene LeserInnen, die bisher dem Genre kaum etwas abgewinnen konnten, sich aber durch die Serie geneigt fühlen, sich dem Original zu nähern. Wobei an dieser Stelle gesagt sein muss: Es schadet nicht, den Roman zu kennen, er stellt auch keine hohe Hürde dar. Im Gegenteil ist er als das lesenswerte Hauptwerk zu betrachten, dessen Adaptionen in jeder Form Erweiterungen darstellen, das Buch jedoch nie ersetzen (und es auch nicht wollen).
Mein Fazit zu dem Comic von Renée Nault:
Dicht erzählt, schön gezeichnet: „Diese Graphic Novel mit 240 Seiten ist eine sehr gelungene Umsetzung des erfolgreichen Romans von Margaret Atwood. Wollte man etwas kritisieren, dann wohl nur die der Kürzung geschuldeten Szenenwechsel: Wenn sich Desfred etwa ihrer Vergangenheit erinnert, so müssen die LeserInnen über den bereits erwähnten Farbenwechsel erschließen, um welche Zeit es gerade geht. Das fällt zwar nicht schwer, man hätte es eventuell aber auch etwas anders lösen können. Ansonsten gibt aber absolut nichts zu meckern: Selbst jene, die eher selten zu Büchern greifen und auch Fans der TV-Serie werden Geschmack an dieser Version von „Der Report der Magd“ finden.
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