„Der Erbe der Schatten“ ist der 3. und abschließende Band der 1. Chronik der Weitseher von Robin Hobb.
Um was geht es in „Der Erbe der Schatten“ von Robin Hobb?
Am Ende des zweiten Bandes der „Chronik der Weitseher“ war Fitz Chivalric seinen Peinigern nur mit Hilfe der alten Macht entkommen. Fitz schwört nun endgültig Rache und will den selbsternannten König Edel auf eigene Faust ein für alle Mal beseitigen. Doch er scheitert, und Edel ist ihm erneut auf den Fersen. Veritas, der rechtmäßige König, hat sich unterdessen für einen radikalen Weg entschieden, das Königreich zu retten. Als er Fitz zu sich ruft, wird diesem klar, dass er und sein alter Freund, der Narr, Veritas dabei helfen müssen. Es gibt eine Möglichkeit, aber die ist sehr riskant …
„Der Erbe der Schatten“ ist der krönende Abschluss der ersten Weitseher-Trilogie, in der auf über satten 1100 Seiten endlich alle Fäden verknüpft werden und die Geschichte einen würdigen Schlusspunkt findet. Doch bis dahin muss der schwer gebeutelte Held Fitz erneut einiges erdulden. Es scheint kaum möglich, doch der letzte Teil der Reihe ist noch einmal düsterer und hält für Fitz weiterhin kein allzu freundliches Schicksal bereit. Edel ist und bleibt sein größter Albtraum. Interessant ist allerdings, dass auch seine wohlmeinenden Freunde ihm nicht immer Gutes tun. Allen voran Chade und Burrich, die Fitz zwar lieben und ihm helfen, aber dennoch gegen seine Interessen agieren (müssen). Nach seinem fehlgeschlagenen Attentat an Edel begibt sich Fitz mit einigen Gefährten auf eine lange und gefahrvolle Reise, die ebenfalls so manche Widrigkeit für ihn bereithält.
Kurzum: Es bleibt spannend in „Der Erbe der Schatten“, allerdings bleiben dem Leser auch die düsteren Seiten der Protagonisten nicht erspart. Seine Reisebegleiter, Königin Kettricken, der Narr, Merle und die undurchsichtige alte Frau (Krähe) haben ihre eigenen Motive und agieren nicht immer in Fitz‘ Interesse – nur auf seinen „Bruder“ Nachtauge kann unser Held sich verlassen. Und dass Fitz auch wieder sein Gutteil an Klagen und Verbitterung über sein Schicksal äußert – na gut. So hat Robin Hobb den Charakter nun einmal angelegt. Und im Grunde ist das ein Geschenk für den Leser: Den unfehlbaren Helden, der stets gestärkt aus seinen Prüfungen hervorgeht und seine Schicksalsschläge ohne jegliche Traumata wegsteckt, den gibt es schon zur Genüge. Doch selbst im Fantasy-Genre darf man sich fragen, ob eine Figur wie Fitz Chivalric nicht realistischer ist in seinem Ringen um Normalität und mit seinem durchaus vorhandenem Selbstmitleid. Es mag anstrengender sein, ein solches fiktives Leben zu verfolgen. Weniger interessant ist es dadurch definitiv nicht.
Denn Robin Hobb beweist auch in „Der Erbe der Schatten“ ihre ausgezeichnete erzählerische Qualität. Ihre Sprache ist farbenprächtig, ihr Stil lebendig. Dialoge beherrscht die Autorin meisterhaft, und ihre Beschreibung der „Alten Macht“ ist eine der interessantesten Magie-Entdeckungen der vergangenen Jahrzehnte. Dass sie Fitz ein echtes Glück, ein wirkliches Happy End im Sinne des Lesers bislang verwehrt, ist zwar schmerzlich, doch würde ein anderes Ende zu dieser Geschichte passen?
Mein Fazit zu dem Roman „Der Erbe der Schatten“:
Melancholisch, bisweilen tragisch, an den richtigen Stellen mit feinem Humor durchzogen und immer spannend: „Der Erbe der Schatten“ ist das passende Ende einer Trilogie, die wohl zu dem Besten gehört, was die neuzeitliche Fantasy-Literatur hervorgebracht hat. Die Reihe bietet bewegende Schicksale, eine gut konzipierte Welt mit faszinierenden magischen Aspekten und vor allem einen hervorragenden Schreibstil.
Robin Hobb verzichtet auf die im Genre typischen blumigen Umschreibungen und lässt Fitz und seine Abenteuer dennoch lebendig und dramatisch wirken. Sie erschafft eine Welt ohne Elfen und Zwerge, ohne Feuerbälle schleudernde Magier und kommt so ohne überholte Klischees aus, die bei so mancher Fantasy-Lektüre eher zum Gähnen denn zum Weiterlesen reizt. Stattdessen: Spannung, Tragik, tiefe Gefühle und geistige Kräfte zum Staunen. Auf diesem Niveau darf Fantasy gern häufiger sein.
In den Rezensionen zu den beiden ersten Bänden habe ich geschrieben, es gibt in der Geschichte keine Drachen. Nun muss ich dies korrigieren. ES GIBT DRACHEN!
Anmerkung: Vom Penhaligon Verlag wurde uns bestätigt, dass von August bis Dezember 2018 die nächste Reihe von Robin Hobb erscheinen wird. Die Titel stehen leider noch nicht fest.
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Produktinfos:
Verlag: Penhaligon
Seiten: 1120