Der Fantasyroman „Diener der alten Macht“ ist der erste Band der zweiten Trilogie, Das Erbe der Weitseher, über Fitz Chivalric von der Autorin Robin Hobb. Das Buch erschien erstmals 2001 und auf deutsch 2006 unter dem Titel „Der lohfarbene Mann“. Die hier besprochene Neuauflage aus dem Penhaligon Verlag wurde komplett neu überarbeitet.
Um was geht es in „Diener der alten Macht“ von Robin Hobb?
Der Krieg der sechs Provinzen gegen die Roten Korsaren ist nun schon seit fünfzehn Jahren vorüber. Fitz Chivalric Weitseher lebt in scheinbarem Frieden, weit weg von seiner Heimat Bocksburg. Doch die Vergangenheit holt ihn ein. Obgleich sich Fitz geschworen hat, sich nie wieder vom Königshof vereinnahmen zu lassen, folgt er den Hilferufen der Königin, Chade und seinem Freund, dem „Narren“. Denn Prinz Pflichtgetreu ist verschwunden. Seine bevorstehende Hochzeit mit einer Prinzessin würde das Reich politisch stärken – passt das jemandem nicht, oder hat der junge Prinz schlicht das Weite gesucht? Nur Fitz ist zuzutrauen, ihn rechtzeitig zu finden. Denn immerhin ist er, irgendwie, sein Vater …
Kritik zu dem Roman „Diener der alten Macht“:
Etwa so viel Zeit, wie im Roman seit dem Konflikt mit den Roten Korsaren vergangen ist, verging auch in der realen Welt seit der Erstauflage der ersten und der zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher. Doch der Auftaktband dieser zweiten Reihe um den charismatischen Fitz mit der „Gabe“ ist zeitlos, und die Neuauflage hat ihm nichts von seinem Zauber genommen. Im Gegenteil, der Roman wurde sehr behutsam und gelungen neu überarbeitet.
„Die Alte Macht“ und „Die Gabe“ spielen erneut eine wichtige Rolle – immerhin sind sie für Fitz in seinem Leben mehr Fluch als Segen gewesen und hat ihn dennoch nie ganz losgelassen. Da auch Prinz Pflichtgetreu, als Spross der Weitseher, die Gabe hat, soll Fitz ihn darin unterweisen. Dabei hat er selbst nie eine richtige Ausbildung bekommen, was ihn immer wieder in Gefahr gebracht hat. Auch die Beziehung zu drei wichtigen Figuren wird thematisiert. Da sind einerseits Chade, der Mentor von Fitz, und der Narr, sein alter Freund, und andererseits der treue Wolf Nachtauge. Alle drei sind langjährige Gefährten, doch von einem – soviel sei verraten – muss sich Fitz in diesem Band verabschieden.
„Diener der alten Macht“ beginnt ruhig und dient in weiten Strecken vor allem der Rückbesinnung der Leser an die Ereignisse der ersten Trilogie. Gelegentlich mühsam erscheinen die Erläuterungen der verschiedenen Abstufungen der „Gabe“. Allerdings vergingen zwischen dem Erscheinen der ersten Weitseher-Reihe und ihrer Fortsetzung einige Jahre. Zudem sind „Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher“, wie auch die erste Chronik, in sich abgeschlossen und eignen sich daher grundsätzlich auch für jene, denen Fitz und seine Gefährten noch unbekannt sind. Auch beginnt Robin Hobb gern eine Reihe in eher gemächlicher Weise, nimmt sich Zeit für die Figuren und baut ihre Charaktere mit Bedacht auf. Es schadet nichts, denn ihr Schreibstil ist so faszinierend, so nachdrücklich und bildreich, dass auch dieser Auftaktroman trotz anfangs fehlender Action einfach von Anfang bis Ende ein Lesegenuss ist.
Es sind nach wie vor die Charaktere, denen Robin Hobb auf unvergleichliche Art Leben einhaucht, die den Reiz der „Weitseher“-Reihe ausmachen. Ihre Figuren haben eine einzigartige Tiefe, die den Leser mitleiden lässt. Und zu leiden gibt es erneut viel – nicht nur für Fitz.
Mein Fazit zu „Diener der alten Macht“:
Wer Fitz, dem Weitseher, bereits in der ersten Trilogie mit Freuden gefolgt ist, kommt an dieser fantastischen Fortsetzung nicht vorbei. Doch auch ohne Vorkenntnisse lässt sich der Auftaktband „Diener der alten Macht“ zur Not lesen. Der Roman ist ein Fest für Fantasy-Freunde, die Gefallen finden an Geschichten, in denen ungewöhnliche Personen zu Helden wider Willen werden. Geschichten einer Welt, in der Magie eher eine Bürde ist, es keine Zwerge oder Elfen gibt und politische Ränkespiele die Königshöfe bestimmen. Die Welt von Robin Hobb und ihrem Weitseher Fitz ist eine mehr als faszinierende, und „Diener der alten Macht“ ist ein gelungener Auftakt für weitere Abenteuer, auf die ich mich jetzt schon freue.
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