Um was geht es in „Mann am Boden“ von Roger Smith:

John Turner hat ein bewegtes Leben, das er größtenteils im Rausch erlebt hat, in Johannesburg hinter sich. Mit seiner Familie beschließt er, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Er kehrt Südafrika den Rücken und siedelt nach Tucson in Arizona um. Hier lebt er fernab von Drogen und Alkohol, kann jedoch seine Frauengeschichten nicht lassen, was seiner Ehefrau Tanya ein Dorn im Auge ist. Als sich Turner in seine Kollegin Grace verliebt, will er mit allen Mitteln die Scheidung. Doch da Tanya seine dunkelsten Geheimnisse kennt, willigt sie nicht ein. Von diesem Moment an überschlagen sich die Ereignisse und als drei maskierte Männer in Turners Haus eindringen, eskaliert die Situation in einem Exzess aus Gewalt und Blut.

Mann am Boden von Roger SmithDer in Johannesburg geborene Schriftsteller Roger Smith hat sich bisher durch seine Thriller ausgezeichnet, die allesamt in seiner Heimat spielten, oft einen sozialkritischen Hintergrund besaßen und auf dortige Missstände aufmerksam machten. In seinem Roman „Mann am Boden“ verlässt Smith diesen Pfad, auch wenn ein Teil der Geschichte als Rückblende in Johannesburg angesiedelt ist. Bereits zu Beginn wird dem Leser einiges abverlangt. Kurze Kapitel, oft aus Sicht von Tanya und Grace, fordern erhöhte Aufmerksamkeit, da Roger Smith auch ohne Vorankündigung in verschiedenen Zeitebenen hin und her springt. Doch diese Szenen haben durchaus ihren Sinn, vervollständigen sie das Mosaik der Geschichte und liefern Details, die für das Gesamtverständnis notwendig sind. Insbesondere in Bezug auf die beiden Frauen. Hier die knabenhafte und strenge Tanya, dort die üppige blonde Verführung Grace, die Turners Objekt der Begierde ist. Tanya und Grace wurden recht eindimensional angelegt, erfüllen jedoch ihren Zweck. Doch Perspektiven- und Szenenwechseln sind nichts im Vergleich zu dem, was den Leser noch erwartet.

Kritik zu dem Roman „Mann am Boden“.

„Mann am Boden“ entwickelt sich zu einer Gewaltorgie, wie man sie in dieser schonungslos brutalen Art in diesem Genre nur selten zu lesen bekommt. Sicher, Roger Smiths Romane zeichnen sich von jeher durch einen rabenschwarzen Humor und einer guten Portion Gewalt aus. Doch dieses Werk stellt alles bisher da gewesene in den Schatten. Die stellenweise ausufernde Darstellung von Blut und Gewalt kann man durchaus als grenzwertig und gewöhnungsbedürftig bezeichnen. Zartbesaitete Gemüter werden an diesem Roman sicherlich schwer zu schlucken haben, wobei die Frage diskutiert werden kann, ob dies wirklich so explizit geschildert sein muss.

Natürlich kann man argumentieren, dass das wahre Leben auch kein Ponyhof ist. Und dank seiner ausdrucksstarken Sprache bekommt der Roman eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Zumal die stringent erzählte Geschichte durchaus fesselnd ist. Immer wieder wird einem beim Lesen der Name Quentin Tarantino in den Sinn kommen. Auch der Meisterregisseur hält mit seiner Kamera genau auf die Stellen drauf, die von exzessiver Gewalt geprägt sind. Von denen besitzt „Mann am Boden“ reichlich. Und Roger Smith schafft es auch, seine Figuren authentisch darzustellen. Dies gilt vor allem für John Turner, der alles andere als ein strahlender Held ist. Vielmehr ist er ein im Grunde feiger, kaputter, von Schuld, Drogen und Alkohol gebrochener Mann, dessen Gefühle für Grace trotzdem (oder gerade deshalb) sehr glaubwürdig klingen.

Mein Fazit zu dem Buch von Roger Smith:

„Mann am Boden“ ist ein verstörendes, mitunter sehr brutales Werk, das nicht jedermanns Geschmack sein wird. Roger Smith hat vielmehr ein Splatterwerk erschaffen, das spannend unterhält und am Ende beeindruckend mit den Gefühlen des Lesers spielt. So oder so ein Roman, der aufwühlt und der zu Diskussionen anregen kann. Lesetipp für Hardboiled-Fans!

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Produktinfos:

Verlag: Tropen

Seiten: 319

Bei Amazon erhältlich als: Buch | eBook